Bergige Dschungelrutschpartien (Maerz 11 – 14)

April 15, 2007  
Themen: Panama

Guillermo hatte uns viele Vorschlaege gemacht, wo es sich lohnt in Panama und Costa Rica vorbeizuschauen. So machten wir uns am folgenden Tag nach El Valle auf, ca. 30km noerdlich von San Carlos. Dort gelangten wir mit Hilfe von Victor und Katrin hin. Die beiden Costa Ricaner lebten seit 3 Jahren in Panama und fuhren gerade ihre Eltern, die auf Besuch gekommen waren, durch Panama.

El Valle liegt um die 120km westlich von Panama City und befindet sich in dem Krater eines gigantischen, inaktiven Vulkans. Der Vulkan brach vor 3 Millionen Jahren mit einer derartigen Kraft aus, dass es die Spitze des Vulkans wegsprengte. Auf diese Weise entstand ein Krater mit einem Durchmesser von 5km und ist damit einer der groessten auf dem amerikanischen Kontinent. Einst mit Wasser gefuellt, leerte sich der somit entstandene See durch Eruption und eroeffnete Indianern sich dort niederzulassen und die reichhaltige Erde zum Ackerbau zu nutzen.

Heute ist El Valle eine ruhige Kleinstadt. An den Wochenenden treibt es Panamaer und andere Touristen in die Region um El Valle, das von Huegeln und Bergen umgeben ist. Hier gibt es viele Moeglichkeiten zum Wandern, Bergsteigen, Fahrrad fahren und reiten.

what we are doing for our beauty

what we are doing for our beauty

Eine Attraktion hier sind die Thermalquellen, dessen heilender Wirkung wir uns mit Wonne hingegeben haben. Naja, ein wenig komisch kam ich mir schon vor, als wir in Badesachen gekleidet vor dem Spiegel standen und unsere Gesichter mit irgendeiner Maske eingeschmiert haben. Wir mussten warten, bis die Maske getrocknet war, dann duschen und rein in den Mini-Swimmingpool. Dieser war die eigentliche Attraktion, da er voll gefuellt mit Thermalwasser war. Heiss war das Wasser nicht, aber angenehm warm. Eigentlich hatte ich mir das alles natuerlicher vorgestellt, aber so war auch gut. Nach zwanzig Minuten im Swimmingpool langweilten wir uns, so dass wir unter die eiskalte Dusche gingen und bald wieder von dannen zogen.

Wir kontaktierten Dave, ein www.HospitalityClub.org member in El Valle. Wir hatten unseren Besuch nicht angekuendigt, da wir erst am vorigen Tag von El Valle erfahren hatten, doch Dave stoerte das wenig. Fuenf Minuten nach unserem Anruf lass er uns auf und hiess uns in seinem quietschegelben Haus willkommen. Hier genossen wir unseren Aufenthalt und konnten, ohne die Last unserer Rucksaecke, die Natur rund um El Valle erkunden.

mountain called

mountain called "sleeping indian"

Einen Tag stiegen wir auf die Bergkette “India Dormida” (schlafender Indianer). Den schlafenden Indianer erkennt man von Weitem, wenn man die Bergkette betrachtet. Wir machten uns an den Aufstieg mit der selbstgezeichneten Karte von Dave. Noch zu Beginn des Aufstiegs, wir machten gerade ein Foto, kam wie aus dem Nichts ein klaeffender Hund gesprungen. Er war derart angriffslustig, zeigte klaeffend seine scharfen Zaehne und versuchte einige Male in unsere Beine zu beissen. Wir wussten uns nicht anders zu helfen als wie Loewen zu bruellen und ihn mit schreckhaften Bewegungen abzuwimmeln. Wir siegten in diesem Kampf. Der Hund zog seinen Schwanz ein, doch gab erst richtig Ruhe, als sein “Herrchen” um die Ecke kam. Die alte Frau, beladen mit einem riesigen Korb auf dem Ruecken, kam mit zwei weiteren Hunden den Berg hinunter. “No se mato?” (Er hat euch nicht getoetet?), fragte sie mit ernstem Ton. “Beinahe!”, war meine Antwort. “Ich weiss schon warum ich diesen Hund sonst nicht mitnehme…”, erwiderte die alte Dame darauf. Die Frau zog mit ihren Hunden weiter und wir kriegten uns auch

better keep you legs down, otherwise you fly away!

better keep you legs down, otherwise you fly away!

bald wieder ein. Der restliche Aufstieg verlief ohne Zwischenfaelle, obwohl wir uns vorsichtshalber mit Stoecken ausgestattet hatten. Als wir oben ankamen, wurden wir vom Wind fast wieder hinuntergeblasen. Kraftvoll stemmten wir uns ihm entgegen. Wir genossen den Ausblick, staerkten uns ein wenig und dann machten wir uns wieder auf den Heimweg.

Eigentlich wollten wir am kommenden Tag weiter, doch Dave meinte, er haette einen Freund, der mit uns gerne eine Tour durch die Natur machen wuerde. Wir entschieden uns also noch einen Tag dazubleiben und sollten es nicht bereuen. Jose war in unserem Alter und alle zusammen sattelten wir die Fahrraeder auf Dave’s Pick-up und fuhren gen Berge. Dave liess uns an einem Pfad zurueck, den wir emporkletterten. Die Fahrraeder liessen wir am Fuss des Berges zurueck.

Jose Luis leading us a jungle like trail up another mountain

Jose Luis leading us a jungle like trail up another mountain

Der Aufstieg war faszinierend. Wir liefen einen schmalen Pfad entlang, umgeben von Pflanzen und Baeumen der Bergwelt. Ich hielt die ganze Mannschaft gewaltig auf, weil ich mich an Fotomotiven einfach nicht sattsehen konnte. Hier eine Blume, da ein Blatt, oder eben auch ein eigenartiges Insekt. Alles musste ich fotografisch festhalten. Je hoeher wir kamen, desto steiler, unebener und glitschiger wurde der Pfad. Es ging teils im 80 Grad Winkel bergauf und alles was es zum festhalten gab war ein Ueberbleibsel eines staehlernen Sicherheitsseils. An vielen Stellen halfen uns Steine und Wurzeln

everything got higher and higher

everything got higher and higher

als Halt weiter. Die letzten 300 Meter krochen wir eher auf allen Vieren hinauf, als das wir wie zivilisierte Menschen zu Fuss hochstiefelten. Oben angekommen genossen wir einen klaren Blick auf El Valle. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie dies vor 3 Millionen Jahren ein ueberdimensionaler Vulkan war.

Der Abstieg war beschwerlich, mit vielen Rutschpartien, Rueckwaertslaufen und dem dreimaligen Sichaufdenhinternsetzen von Augustas. Unten angekommen machten wir uns mit den Fahrraedern auf den Heimweg. Das war vielleicht eine Partie! Es ging extrem bergab, war kurvenreich wie eine Schlange und meine Bremsen waren bereits am Aussterben. Meist war es Schotter, auf dem wir hinuntersegelten, und das bei angezogenen Bremsen und Tempo 150 ist nicht der beste Untergrund.

Mit einem erleichterten Seufzen kamen wir heil unten an und luden Jose zum Essen ein. Waehrend der Zubereitung des Mittagsmahls leerte sich die Gasflasche und wir mussten mit unserem Campingkocher vorm Haus weiterkochen. Am Ende schmeckte unser Gemuese-Nuesse-Samen-Mix mit Kartoffeln, roten Bohnen, Tomaten und Erbsen aber koestlichst!

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