Wenn 8jährige bereits Taxi fahren… (Januar, 15)

Januar 22, 2006  
Themen: Mexiko

Als wir uns auf den Weg machten, um die Isla Blanca gen Cancun zu verlassen, stellte sich heraus, dass das Restaurant zu und die handvoll Autos verschwunden waren. Da es irgendwo ein weiteres Restaurant gab, gingen wir in der Hoffnung los, dort zumindest fahrbare Untersätze zu finden. Wir liefen ein paar Hundert Meter bis wir von einer Horde Hunde zurückgetrieben wurden. Es waren gute Wachhunde, da kann man nichts sagen, aber gegenüber uns waren sie eben nicht so freudig gestimmt. Wir traten also den Rückweg an, um zumindest ausser Sicht- und Riechweite zu kommen.

Da sassen wir nun inmitten der Sonne entlang unseres Weges und kamen nicht weiter. Da wir nicht mehr genug Wasser und Essen hatten, konnten wir auch schlecht dort bleiben. Wir hofften also auf ein Auto und kurze Zeit später erfüllte sich auch unser Wunsch. Ein Taxifahrer mit einer Tochter auf dem Schoss, der anderen auf dem Beifahrersitz, der Grossmutter und seinem Hund auf der Rückbank hielten mit einem Ruck an. Wir baten um einen kostenlosen Lift ins Cancuner Zentrum und der Taxifahrer willigte ein. Als wir einstiegen, hatte die winzige Grossmutter grosse Mühe den Hund am Fenster und im Zaum zu halten. Nicht das der Hund agressiv war, allerdings wusste er wie man küsst! Das tat er dann zum Leidwesen der Grossmutter aus ständig. Ungewöhnlich an diesem Lift war, dass nicht der Taxifahrer das Auto fuhr, sondern seine 8jährige Tochter! Anfangs holperte es noch ein bischen, aber am Ende unserer Fahrt konnte wir keinen Unterschied zur Fahrweise eines Erwachsenen feststellen.

Der Taxifahrer, bzw. seine Tochter. hielt dann am Hafen an. Dort führte eine Strasse direkt zu Cancuns Zentrum. Auch konnten wir zur Isla de las Mujeres (Insel der Frauen) übersetzen, was wir aber nicht vorhatten. Wir ruhten uns dann ein wenig am Hafen aus, aßen etwas, füllten unsere Wasserflaschen auf und stellten uns kurz darauf an die Strasse. Bald wurden wir dann auch von zwei jungen Herren aufgegabelt, die uns in Cancun bis zu der Strasse brachten, die Richtung Valladolid führt.

Dort angekommen riefen wir erst einmal den Bruder von Daniel an, das Hospitalitymitglied, welches uns eigentlich für die ersten Tage in Cancun unterbringen wollte. Leider konnten wir den Bruder nicht erreichen, woraufhin wir uns zu Fuss Richtung Stadtende aufmachten. Die Strasse war unendlich lang, so dass wir mächtig ins Schwitzen kamen. Irgendwann setzten wir uns dann auch einfach an den Strassenrand, wo wir genüsslich unsere Mais-Tostadas (getrocknete Maisfladen) verzehrten. Da wir genau vor einem privaten Haus sassen, kam auch binnen kurzer Zeit ein älterer Herr an zwei Stützen zum Tor, um nach uns zu sehen. Wir grüssten ihn, aber er schien es nicht zu hören. Kurz nach seinem Erscheinen verschwand er wieder und wir setzten unseren Weg gen Stadtende fort.

Irgendwann kamen wir an einen grossen Markt, an dem wir uns mit ein paar Bananen eindeckten. Die anderen Früchte erschienen uns einfach zu teuer. Kurz darauf sahen wir aber einen riesigen Supermarkt, in dem wir uns erstmal wieder mit Essen und Trinken eindeckten. Als wir dann herauskamen, sahen wir ein gutes Stück Strasse, an dem wir problemlos Autos anhalten konnten. Es dauerte auch gar nicht lange und ein Herr zusammen mit seinem Sohn hielt an und brachte uns bis nach Leona Vicario, unserem eigentlichen Ziel.

Während der Fahrt erfuhren wir, dass es in der Gegend keine wirklich gefährlichen Tiere gab. Nur vor einer bestimmten Schlange sollten wir uns in Acht nehmen. Diese würde uns zwar nicht attackieren, wenn wir allerdings ihren Weg kreuzten, könnte es passieren, dass sie ihr Terrain verteidigt und zuschnappt. Als Lösung gilt da, der Schlange einfach aus dem Weg zu gehen. Auch gab es einen Baum, dessen Blätter bei Berührung ein starkes Brennen auf der Haut verursachen. Als Heilmittel dagegen helfe dann einfach Zuckerwasser. Leider weiss ich weder den Namen der Schlange, noch des Baumes und noch wenniger ist mir bekannt, wie die beiden eigentlich aussehen. Nun gut, ich werde es noch herausfinden.

Wir fragten unseren Fahrer, ob er ein sicheres und ungestörtes Plätzchen zum Campen weiss. Er meinte darauf, dass er uns helfen wird, einen solchen Ort zu finden. Auch kam  ihn die Idee, uns zu einer Lagune am Ende von Leona Vicario zu bringen. Als wir dort ankamen, sprach er sofort mit Rosario, der Dame des Hauses. Unser Fahrer war davon überzeugt, dass wir nur gute Absichten verfolgen. Dies wurde besonders in dem Gespräch mit Rosario deutlich. Wir waren froh darüber und nach einer kurzen Rücksprache mit dem Herrn des Hauses führte dazu, dass wir eine Nacht in der Lagune übernachten konnten.

Obwohl Rosario bei unserer Ankunft besorgt war, dass sie uns kein Bad anbieten konnte, wurden wir kurze Zeit später gefragt, ob wir gerne duschen mchten. Wir wunderten uns darüber ein wenig, bis Rosario erklärte, dass wir dazu das Wasser mit einem kleinen Kelch über uns kippen mussten. Freudestrahlend packten wir also unsere Duschsachen ein, schöpften Wasser aus dem Brunnen und ich verschwand zuerst im Bad. Es war einfach herrlich nach zwei Tagen ohne Dusche!

Gegen Abend fing die ganze Familie an, in der Lagune (was für uns aber eher wie ein kleiner See aussah) zu fischen. Wir dachten sofort, dass es sich nur um das Fangen des Abendessens handelte. Als wir jecoh von der Familie zum  Zuschauen eingeladen wurden, erklärte uns ein Verwandter, dass sie kleine Fische fangen, um diese wiederum in anderen Becken zu züchten. Das Problem, wie uns berichtet wurde, war in Folge des Hurrican der Verlust des gesamten Fischbestandes. Fast alles wurde weggeschwemmt, da dass Wasser nach dem Hurrican weit über der höherliegenden Hauptstrasse stand. Im übrigen war das Restaurant, was Rosario und ihre Familie in der Lagune betrieb, durch den Hurrican fast komplett zerstört wurden. Als wir da waren, war das Wasser bereits weithin zurückgewichen. Es fehlten nur noch 1,5 Meter, um die Lagune in den Originalzustand zu versetzen. Allerdings wusste keiner, wie lange es wohl noch dauern würde, bis der Wasserpegel einen gesunden Stand erreicht hatte.

Wir waren nahe dran, unseren Campingkocher zu starten, da unsere Mägen bereits knurrten. Wir liessen es aber sein, da wir gerne mehr Kontakt zu der Familie haben wollten. Da wir schon seit 2 Tagen 2 Platanos (Bananen, die man nicht roh isst) mit uns herumtrugen, aber nicht genau wussten, wie wir sie lecker zubereiten konnten, fassten wir unseren Mut zusammen und fragten Rosario wie man diese den zubereitet.

Rosario nahm sofort ein grosses Messer zur Hand, schnitt sie entzwei und dann in etwas dickere Scheiben. Danach entfernten wir alle die Schale und Rosario setze bereits eine pfanne mit heissem Öl an. Dann legtenn wir die Bananenscheiben Stück für Stück in die Pfanne und warteten, bis sie goldbraun gebacken waren. Rosario erklärte uns, dass wir sie abkühlen lassen müssen. Also warteten wir ein wenig, um bald darauf herauszufinden, dass wir eine neue Süssigkeit entdeckt hatten. MH, war das Lecker! Wir teilten uns alle die Bananen und wurden dann von der Familie zu Tee, Tortillas (Fladen) und Animalitos, kleinen süssen Keksen eingeladen.

An dem Abend erfuhren wir, dass Mexikaner eine recht vieldeutige Sprache haben. Auch wurde uns die ganze Familie vorgestellt und jeder erzählte ein bischen aus seinem Leben. Es war ein schöner Abend und endlich dass, was wir uns für diese Reise gewünscht hatten.

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in der Lagune, kochten wir morgens eine Reispfanne direkt auf Rosarios Ofen.

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