Segeln nach Panama (Februar 26 – Maerz 4)

April 15, 2007  
Themen: Kuba, Panama

Leaving Cienfuegos...

Leaving Cienfuegos...

Am 20. Februar ging es endlich los. Die Leinen wurden eingeholt und raus ging es in die Bucht von Cienfuegos. Nach einer halben Stunde trafen wir dann aufs offene Meer und setzten die Segel. Viel Wind gab es zwar nicht, aber mit der richtigen Einstellung der Segel landeten wir am fruehen Nachmittag bei der Insel Cayo de Dios. Das war eine Mini-Insel auf dem Weg zum Cayo Largo, die so idyllisch lag, dass wir entschieden eine Nacht dort zu bleiben.

Augustas warf den Anker und schon fanden wir uns in Badesachen wieder und huepften ins glasklare, 6 Meter tiefe Wasser des Atlantiks. Es war der reine Wahnsinn! Wir konnten bis auf den Boden sehen! Das Nass fuehlte sich weich und frisch an und so raekelten wir uns wie Fische im Meer.

Nach der Erfrischung nahmen alle ausser JJ eine Dusche am Bug des Bootes. Das hiess soviel wie rein ins Wasser, raus zum Einseifen, wieder hinein ins Wasser und fertig. Es war gar nicht so einfach sich schwimmend die Haare und den Koerper zu reinigen. Dazu kam, dass unsere Seife keine Lust zum arbeiten hatte und aufgrund des Salzwassers eine gummiartige Konsistenz annahm. Da war nix mit Schaum! Wir griffen also notduerftigerweise zum Schampoo, dass zwar auch nicht so wie immer schaeumte, uns aber zumindest annaehernd das Gefuehl gab, dass wir den Dreck des Tages von unseren Koerpern wuschen. Nach dem letzten Sprung ins kalte Nass und vor dem Abtrocknen spritzten wir uns noch mit ein wenig Suesswasser aus dem Tank ab. Das sollte fuer die naechsten Tage unsere Waschprozedur sein, nur dass das Abspuelen mit Suesswasser nur noch fuer die Haare stattfand. Zu Beginn fuehlte sich das Salzwasser etwas eigenartig auf der Haut an, aber bereits am zweiten Tag hatten wir uns daran gewoehnt und freuten uns auf das salzige Nass.

Ready for lunch!

Ready for lunch!

Jean-Jaque (JJ) war mit seinem knapp 60 Jahren so fit, dass er statt sich auzuruhen sogleich auf Lobsterfang ging. Nach 1-2 Stunden tauchte er mit einem Lobster und einer Seespinne auf. Ich fand das ueberhaupt nicht lustig, wollte ich die Tiere doch am Liebsten gleich wieder zurueck ins Wasser befoerdern. Dem Lobster fehlten schon Teile seiner Beine und die Seespinne war in Panik. Es war einfach unerfreulich zuzusehen, wie die Seespinne nach “Luft” schnappte und versuchte ins gewohnte Nass zurueckzukehren. Der Lobster hingegen verkroch sich lieber in seiner harten Schale. Doch sie hatten keine Chance. Sie schwelgten in ihren letzten Zuegen. Dann brach JJ auch noch die gesamten Fuehler des Lobster ab, um ihn passend fuer den Kochtopf zu machen. Kurz darauf wurden beide Tiere im kochenden Salzwasser versenkt…

Nicht weit von uns befand sich ein Fischerkutter, der gegen Abend auf uns zusteuerte. Uns wurde Lobster angeboten, was JJ mit einem unschuldigen Laecheln ablehnte, da er ja bereits einem im Kochtopf versenkt hatte.

Mir war am ersten Abend etwas schumrig zumute, hatte ich doch am Morgen vor der Abreise eine Seekrankheitsvorbeugungstablette genommen und gegen Mittag, weil mein Magen nur so vor Magensaeure stand, eine weitere. Die Tabletten versetzten mich in eine Art Tagtraumzustand. Leider half die zweite Tablette auch nicht meinen Magen zu beruhigen. Die Tabletten enthielten unter anderem Koffein, damit sie nicht schlaefrig machten. Da ich auf Koffein sehr stark reagiere konnte ich auf die Einnahme von gleich zwei dieser Tabletten waehrend der kommenden Nacht kein Auge zu kriegen. Da lag ich nun und wartete, dass das Tageslicht anbrach.

Ein neuer Tag, die Sonne schien, das Meer wog das Boot sanft hin und her – und ich fuehlte mich wie geraedert. Vom Koffein kann man also auch einen Kater bekommen. Mein Magen war noch immer nicht in Ordnung und so begnuegte ich mich zum Fruehstueck mit trocken Brot.

Going for a snorkeling tour...

Going for a snorkeling tour...

Nach der morgendlichen Staerkung machten wir uns zum Schnorcheln auf. Cathy und JJ liehen uns eine Ausruestung und los gings. Augustas und ich wechselten sich mit Taucherbrille und Schnorchel ab, waehrend Cathy und  JJ viel weiter draussen durch die Korallenriffe schwammen. Die beiden wirkten wie Dolphine im Wasser und JJ konnte so lange die Luft anhalten, dass wir schon dreimal unter Wasser erstickt waeren. Wir schwammen an der Bucht entlang und drehten ein paar Kreise, doch mehr als ein paar kleine Fische konnten wir nicht entdecken. Wir schwommen und schwommen bis ich irgendwann zu zittern anfing. Hatte mich die ganze Schnorchelei doch tatsaechlich so weit gebracht, dass ich am unterkuehlen war und wie Kinder, die einfach nicht aus dem Wasser wollen, schon blaue Lippen bekam. Ich schwamm also flux zurueck zum Schlauchboot und schwang mich mit einem Satz hinein – oder so aehnlich. Es war gar nicht so einfach ueber den Rand des Schlauchbootes zu kriechen. Dennoch schaffte ich es und versuchte mich unter der strahlenden Sonne aufzuwaermen. Endlich kamen auch die anderen zurueck und wie ich sehen konnte, war auch Cathy komplett durchgefroren. Naja, war ich ja wenigstens nicht die Einzige im Bunde!

Und wieder machte sich JJ zum Lobsterfang auf. Die zwei vom vorigen Tag waren offensichtlich nicht genug. Zwei Stunden spaeter, in denen wir ihn schon vermisst glaubten, tauchte er mit leeren Haenden wieder auf. Diesmal war auch er durchgefroren und wurde von Cathy, eingewickelt in ein Handtuch, am ganzen Koerper warm gerieben. Das war echt ruehrend zu beobachten.

Ich verbrachte den Nachmittag im Bett. Ich war so durchgefroren, dass ich mich angezogen in zwei Schlafsaecke eingewickelt hatte und vor Erschoepfung erstmal einschlief. Als ich aufwachte hatte ich Fieber. Es stieg auf 39,5 Grad Celcius an, so dass ich mir ernsthafte Sorgen machte. Tabletten wollte ich nicht nehmen und so fing ich an meinen Nacken mit einem nassen Waschlappen zu kuehlen. Das tat wohl. Augustas massierte mich rechts und links entlang der Wirbelsaeule, da dies auch fiebersenkend wirkt. Nach drei Stunden sank das Fieber endlich auf um die 38. Die Chemiekeulen von Seekrankheitstabletten, kein Schlaf und die Unterkuehlung waren eben doch ein wenig zu viel fuer meinen Koerper. Stueck fuer Stueck ging es mir in der Nacht besser, so dass ich bald in einen tiefen Schlaf fiel. Am Morgen war das Fieber endlich weg und ich war bereit fuer weitere Abenteuer.

JJ wollte Augustas und Cathy sowie ihren Freunden,  die am Vortag nahe uns angelegt hatten, zeigen, wo die Fischerleute ihre Lobster fingen. So zogen sie alle zu einem Schnorchel- und Tauchgang los, waehrend ich wegen der Krankheitssympthome am Vortag vernuenftig blieb und den Vormittag allein auf dem Boot genoss. Was fuer eine Wonne!

Irgendwann hoerte ich es plaetschern und dachte schon Halluzinationen zu haben, bis Augustas prustend aus dem Wasser aufs Boot stieg. Er sah fix und fertig aus, denn er war die ganze Strecke vom Schlauchboot, das vom Boot wegen der grossen Entfernung kaum noch sichtbar war, bis zum Boot geschwommen. Er wollte seine Schnorcheltour beenden, da die anderen aber weitere Abenteuer unter Wasser suchten und Augustas keine Lust hatte alleine im Schlauchboot zu warten, entschied er sich zum Boot zu schwimmen. Hinzu kam, dass er sich beim Schnorcheln so weit vom Schlauchboot entfernt hatte, dass er sich bereits auf halbem Wege zur Cheeca-Bay befand. Auf dem Weg zum Boot machte er die unangenehme Bekanntschaft mit 5 Baracudas. Denen sollte man moeglichst nicht zu nahe kommen, denn wenn sie argwoehnisch werden, koennen sie schnell mal zubeissen. Augustas schwamm zuegig, vor allem weil das Wasser durch hohes Seegrass zum Teil so dunkel war, dass er nicht sehen konnte ob ihm die Baracudas folgten oder nicht.

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Kaum waren Cathy und JJ aus dem Wasser gestiegen segelten wir auch schon los. Wir wollten bis zum Abend in Cayo Largo sein, was wir problemlos schafften. Cayo Largo glich einem Paradies auf Erden. Strahlend blaues Wasser, schnee-weisse Sandstraende und absolute Ruhe. Die Natur regierte. Einfach traumhaft. Wir erspaehten sogar eine Delphinmutter mit Jungen, die keine 50 Meter weit entfernt vom Boot immer wieder aus den Tiefen auftauchten. Viele Male genossen wir das Tuemmeln im tuerkisfarbenen, glasglaren Wasser, durch das wir auf dem Meeresboden viele Seesterne sehen konnten. Es war herrlich vom Boot zum Strand zu schwimmen und dann durch den weichen Sand zu laufen. Ueberall gab es Muscheln

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zu sehen und einmal praesentierte mir Augustas sogar einen lebenden Seestern. Der war unbeschreiblich schoen, doch fand ich ihn viel bezaubernder, wenn er sein Dasein im Wasser fristen konnte. In Cayo Largo hatten wir zum ersten Mal waehrend unserer Reise das Gefuehl uns in einem Paradies zu bewegen. Vor allem beim Sonnenuntergang lebten unsere Herzen auf und liessen uns wohlwollende Seufzer ausstossen.

In Cayo Largo mussten wir uns auf die Suche nach Lebensmitteln machen. Der einzige Laden in Isla del Sol machte erst um 12 Uhr auf, versprach aber neben Konservengut nicht viel frische Ware. Ich war der festen Ueberzeugung, dass es irgendwo auf der Insel Cayo Largo ein Dorf geben muesste, wo wir einen Obst- und Gemuesemarkt vorfinden koennen. Leider hatte ich mich da gewaltig geirrt. Cayo Largo ist eine reine Touristeninsel, auf der zwar Kubaner arbeiten, aber nicht leben! Das war unglaublich. Die Kubaner wurden fuer eine Periode von 4-5 Tagen zur Arbeit auf die Insel gebracht, auf der sie waehrend der Arbeitstage uebernachteten. War es Zeit fuer die freien Tage, wurden sie entweder auf Nachbarinseln oder zum Festland Kubas gebracht. Ich fragte verschiedene Kubaner, doch jeder erzaehlte das Gleiche, es gaebe keinen Obst- und Gemuesemarkt. Nun erklaerte ich, dass wir auf dem Weg nach Panama waeren und dringend frische Lebensmittel fuer 1 Woche benoetigten. Daraufhin bot einer der Koeche des fuer Kubaner bestimmte Restaurants in Isla del Sol an, dass er uns bis zum naechsten Morgen Fruechte und Gemuese sowie Brot besorgen konnte. Das durfte natuerlich nicht bekannt werden, so dass er uns bat, um 7 Uhr morgens an der Essensausgabe zu warten. JJ war darueber entsetzt, denn sonst schlaeft er bis mindestens 9 Uhr (und geht um 9 Uhr zu Bett, also taeglich 12 Stunden Schlaf!). Trotz der angekuendigten Schlafstoerung erklaerte er uns mit einem Laecheln, dass er uns am Morgen zum Restaurant bringen wuerde. Wir lagen naemlich mittlerweile mit dem Boot ein ganzes Stueck von Isla del Sol entfernt.

Wir kamen gerade aus einem Snack- und Souvenirladen heraus, da wurde uns ein Netz mit 3 Ananas ueberreicht. Kaum hielten wir die Ananas im Arm, verschwand der Herr wieder. Es war einer derjenigen Personen, die wir nach einem Markt gefragt hatten. Ohne Worte ging er weg und laechelte uns von Weitem noch einmal zu. Wir waren sprachlos ueber diese Geste.

Am naechsten Morgen gab der Koch uns eine riesige, 3 Kilo schwere Konserve gruener Bohnen und einen grossen Sack voller weicher, leckerer Broetchen. Frisches Obst- und Gemuese hatte er nicht zusammengepackt, holte das aber umgehend nach. Er gab uns Yuka, Suesskartoffeln und ein paar andere Sachen. Bezahlen konnten wir was wir wollten, da die Ware aus der Kueche gestohlen wurde. Wir vereinbarten am Nachmittag zur Bezahlung wiederzukommen und ein bischen mehr Gemuese abzuholen. Am Ende gaben wir ihm 5 Dollar, was bei der Menge die wir erhielten wirklich laecherlich war. Der Koch bat uns am folgenden Tag noch einmal vorbeizukommen, da dann eine neue Lieferung von Obst- und Gemuese erfolgt sein muesste. Als wir erneut vorbeischauten, erfuhren wir, dass die Lieferung ausgeblieben war und der Koch, der uns die Ware versprochen hatte nicht mehr auf der Insel war. Diesmal erstanden wir demnach nichts.

Am Nachmittag machten wir auch einen Einkauf im einzigen Laden von Isla del Sol. Dort erstanden wir ein paar Konserven und drei verschrumpelte, rote Paprika. Dazu noch Kamillentee. Alles war unerhoert teuer. Wir bestellten trotzdem fuer den folgenden Tag noch 2 Kilo Tomaten und 10 Zwiebeln, fuer die wir am Ende 10 Dollar bezahlen mussten. Aber wenigstens bekamen wir dort zwei Kastenweissbrote, die fuer die eine Woche auf See ausreichen wuerden.

Der Ausreiseprozess war lustig. Wir waren am Tag unserer Abreise von Cayo Largo, und somit von Kuba, schon gegen 9 Uhr an Land. JJ wollte nur seine letzten kubanischen Pesos umtauschen gehen und schon haetten wir ausreisen koennen. Leider hatte die Bank keinen Strom und somit mussten wir warten. Wir konnten noch nicht ausreisen, da fuer den Geldumtausch der Reisepass benoetigt wurde. Da fuer den Ausreiseprozess ein kubanischer Beamte mit unseren Reisepaessen zum Flughafen fahren musste, um uns dort elektronisch ent-registrieren zu lassen, konnten wir diese Abhandlung dem Geldumtausch nicht vorziehen. Die Verzoegerung war aber ganz gut, da wir so Zeit hatten, mit Inge und Hans ein wenig zu schwaetzen. Die waren am Vortag angekommen, was mich wirklich gefreut hat. Endlich einmal wieder deutsch reden! Gegen Mittag waren wir dann so weit. Auf Wiedersehen, Kuba!

all the time on an angle

all the time on an angle

Freudig liessen wir Kuba hinter uns, doch die 6 Tage auf See waren nicht die schoensten. Wir segelten taeglich so, dass wir mindestens im 30 Grad Winkel zur rechten Seite kippten. Das Boot stand natuerlich nicht nur in diesem Winkel, sondern bewegte sich mit jeder Welle auf und nieder, vor und zurueck, und erschwerte uns somit das Bewegen auf dem Boot zusaetzlich. Hinzu kam diesmal unser beider schwacher Magen, der bei Betaetigungen gerne revoltierte. Da half sich nur flach hinzulegen, Hand auf den Bauch und entspannen. Wir mussten natuerlich auch Kochen, Geschirr waschen, Toilette sauber machen, Deck ein wenig schrubben und Nachtwache halten, was in diesem Zustand leidlich war. Augustas passte sich in ein paar Tagen an die Situation an und konnte beim Essen bereits gut zulangen. Fuer mich aenderte sich nichts waehrend der ganzen Fahrt. Sobald ich aufstand wurde mir schlecht. Hunger hatte ich ueberhaupt keinen, damit ich aber nicht vom Fleisch fiel und meinem Magen zu viel Raum zur

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Saeurenbildung gab, musste ich mich zum Essen zwingen. Meine Diaet bestand aus trocken Brot, Haferflocken mit Wasser, gekochten Malanga (Wurzelgemuese mit Geschmack zwischen Kartoffel und Suesskartoffel), Moehren, Kuerbis, Reis und Spirelli. Letzteres war mein Lieblingsgericht, Spirelli mit nichts dran oder drauf, was allerdings keiner nachvollziehen konnte. Einmal gab es auch Spinat aus der Dose.

Wir hatten zwar ein recht angenehmes Bett fuer uns, da es aber im Vorderteil des Bootes lag, wurden wir auf See dermassen hin- und hergeschwankt, dass ein besonderer Schutz angebracht werden musste, damit wir nicht aus dem Bett fallen. Am Ende lagen wir enggedraengt an diesem Herausfallschutz und ich kriegte kaum ein Auge zu. Ich entschied mich also recht schnell auf der Sitzbank im Hauptteil des Bootes zu schlafen. Da war es zwar waermer und viel enger, aber ich rollte nicht hin und her.

Waehrend der 6 Tage purem Segeln nahmen wir taeglich eine Dusche am Heck des Bootes. Dazu wurden die Segel weitgehend eingeholt und der Motor in Betrieb gesetzt, um ein Waschen ueberhaupt zu ermoeglichen. Trotzdem schwang das Boot hin und her, was zur Vorsicht beim Waschgang zwang. Augustas und ich nahmen die Dusche gemeinsam, da dass herausziehen des Eimers voller Wasser fuer mich unmoeglich war, haette ich nicht gleich im Atlantik baden und verloren gehen wollen. Wir sassen also rechts und links neben der eingeholten Leiter, an der wir uns mit Haenden und Fuessen festhielten. Augustas traenkte mich mittels Eimer ueber dem Kopf ausgiessen in Salzwasser, worauf ich mich einseifen konnte. Danach folgte die gleiche Prozedur mit Abspuelung. Da wir moeglichst wenig Wasser aus dem Tank des Bootes verbrauchen sollten, blieb der Teil des Abspuelens mit Suesswasser aus. JJ hatte einmal sogar im Atlantik gebadet. Dazu hatte er sich ein Seil um den Koerper gebunden und hielt es mit einer Hand fest. Wir probierten das lieber nicht aus, denn die Rueckkehr aus dem Meer aufs Boot war schwierig.

Waehrend der Nacht hielten wir im 3-Stunden-Takt Wache. Meine Zeit war 20-23 Uhr, dann kam Augustas bis 2 Uhr, JJ bis 5 Uhr und Cathy bis 8 Uhr. Gegen 7 Uhr wachten ich aber meistens auf und sah, dass Cathy fast jeden Morgen draussen auf der Bank schlummerte. Da es bereits um 6 Uhr hell wurde, war das in Ordnung, da wir in der Helligkeit von anderen Schiffen leichter gesehen werden konnten. Waehrend meiner Nachtwache passierte auf der ganzen Ueberfahrt rein gar nichts. Ich stand anfangs alle 10 Minuten, spaeter alle 20, auf, lugte rechts und links am Boot vorbei, schaute hinter das Boot, und wartete dann geduldig auf die naechste Ausschau. Die Naechte genoss ich sehr. Der Wind blies mir kraftvoll ins Gesicht, wenn ich nach Schiffen Ausschau hielt. Der Himmel war voller Sterne und der Mond spiegelte sich derart im Meer, dass es richtig hell draussen war. Es war so ruhig, dass nur der Wind in den Segeln zu hoeren war. Diese Stunden allein hatten etwas mystisches, sogleich wohliges und ich fuehlte mich vollkommen geborgen und gluecklich.

the captain Jean-Jaques

the captain Jean-Jaques

Tagsueber passierte rein gar nichts. Wir standen auf, assen Fruehstueck, legten uns zum Ausruhen hin, assen Mittag, ruhten uns wieder aus, assen Abendbrot, traten unser Nachtwache an und gingen zu Bett. Da uns beim Lesen und Schreiben anfangs schlecht wurde, waren Augustas und ich dazu verdonnert nichts zu tun. Nach drei Tagen kriegte ich eine Krise. Nichts tun ist schoen, aber 3 Tage nichts tun unterforderte mich total. Ich zwang mich also zum Lesen, was zusammengekauert in einer sicheren, wackelfreien Position endlich moeglich war. Ich las was das Zeug hielt und hatte mein Buch in zwei Tagen durch. Ich fing auch an Erlebnisse aufzuschreiben und etwas zu zeichnen. All das erweckte mich wieder zum Leben und liess mich geduldig auf die Ankunft in Panama warten.

Cought the fish!!!

Cought the fish!!!

Das Meer bot auch keine Attraktionen. Es war dunkelblau, aber Meerestiere liessen sich nicht blicken. Wir haben einmal einen fliegenden Fisch und einen Vogel, nahe einer Insel, gesehen, das war alles. Einzig die Fischerei bot eine Abwechselung, wenn auch eine traurige. Cathy und JJ lieben Fisch und fingen regelmaessig etwas fuer ihre Teller. Ich verschwand dabei jedesmal im Innern des Bootes, da ich beim Toeten der Tiere einfach nicht dabei sein konnte. Augustas half manchmal beim Zerlegen der Fische, einfach der Erfahrung halber. Cathy war eher wie ich. Sie konnte die Tiere nicht zerlegen. Dafuer genoss sie aber ihren Verzehr ausgiebig.

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Endlich war es soweit, der letzte Tag auf See brach an. Es hiess, dass wir am naechsten Morgen in Panama eintreffen wuerden. Wir waren total aufgeregt und gluecklich, dass die Segelfahrt endlich dem Ende zuging. Wir hielten unsere Nachtwache zusammen, wobei diesmal freudigerweise ein paar grosse Kreuzschiffe auftauchten. Cathy und JJ gingen schlafen, da unsere voraussichtliche Ankunftszeit um 4 Uhr morgens lag. Nach unserer Wache fielen wir sofort in einen tiefen Schlaf. Ich hoerte im Halbschlaf, dass Cathy und JJ auf den Beinen waren und so zwang ich mich zum Aufwachen. Wir mussten nah sein! Als ich aus dem Boot schaute entdeckte ich die Umrisse von Bergen und viele Lichter. Wir kommen an, wir kommen an!!! Ich riss Augustas aus dem Schlaf und beide setzten wir uns aufs Deck. Mit grossen Augen verfolgten wir das Einlaufen in die Bucht. Die Segel wurden eingeholt, wir drehten noch eine Kurve und schon warf Augustas den Anker. Statt schlafen zu gehen assen wir alle ein kleines Fruehstueck und genossen die Geraeusche, die aus den uns umgebendem Wald der Berge toenten. Lautes Grillenzirpen, ab und zu schrie ein Vogel auf, vereinzelt ertoente das Gebruell eines Affen, Wasser plaetscherte gegen die Boote… Keine Stimmen,

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keine Autos, keine Motoren, kein Laerm. Ich war so gluecklich, ich fuehlte mich wie neugeboren. In dem Moment wurde mir klar, wie sehr ich die Berge und die damit verbundene Natur brauche. So einzigartig, bezaubernd, natuerlich schoen. Mein Laecheln blieb im Gesicht stehen, meine Augen strahlten wie Sterne, ich war gefesselt von der Freude ueber das Leben.

Kommentare

  1. Günter says:

    Hallo Hallo ich Segle im ende Januar von der Costa Brava nach Panama habt ihr noch eib par TIPP´S
    für mich ??
    danke im voraus
    Günter