Unmoegliches moeglich gemacht (August 20-21)
August 31, 2006
Themen: Belize
Die Fahrt nach Yalbac hatte ich mir sehr abenteuerlich vorgestellt, allerdings auf eine andere Weise als wir es erlebt haben. Waren wir nur mit Genehmigung in das Privatgebiet um Gallon Jug gelangt, galt das Gleiche fuer das Verlassen dieses via Yalbac. Hector, der Bruder von Eduardo, fuhr Sonntag morgen gluecklicherweise dort entlang, was uns eine Mitfahrgelegenheit bescherte.
Puenktlich um zehn standen wir vor Hectors Haus. Wir wurden hereingebeten und erfuhren, dass Hector nicht vor 11 Uhr aufstehen wird. Mit der Zeit trudelte dann Hectors Bruder mit seiner Familie ein. Bis Hector endlich aufgestanden war, geduscht und gegessen hatte, waren auch seine Kinder gebadet und neu eingekleidet sowie seine Frau und Schwiegermutter hergerichtet. Die Fahrt durch Yalbac traten alle zuammen an, obwohl es nur darum ging die Schwiegermutter an der guatemalischen Grenze in einen Bus Richtung Guatemala City zu setzen. Es war ein Grossereignis, bei dem wir schlussendlich auch noch Eduardo’s Frau und eines seiner Kinder ins Auto einluden. Mit insgesamt 11 Mann Besatzung duesten wir am Ende erst zwei Stunden spaeter Richtung Yalbac. Duesen ist hier wahrlich der richtige Ausdruck.
Wir sassen hinten auf dem Pickup. Dort gab es eine Bank direkt hinter dem Fahrerhaus und zwei alte Autositze, die in der hintersten Ecke der Ladeflaeche standen. Das versprach Bequemlichkeit, aber in Realitaet war es der Horror. Wir schlangen noch fix unsere letzten Tortillas mit etwas Marmelade hinunter und schon sassen wir auf und brausten davon. Hector registrierte wohl mit keinerlei Feingefuehl fuer die Strasse, dass es sich nicht nur um eine steinige Schotterpiste mit zahlreichen Kurven handelte, sondern diese auch von Schlagloechern uebersaeht war. Schon waehrend der ersten 5 Minuten wurden wir wie Waesche in der laufenden Waschtrommel komplett durchgeschuettelt. Es schleuderte uns hinten auf der Ladeflaeche von links nach rechts. Wir flogen in die Hoehe, wobei nicht viel fehlte das Fahrzeug gleich fliegend zu verlassen, und wurden beim Zurueckwurf auf die Sitze derart zusammengestaucht, dass unsere Knochen knackten. Statt den normalerweise 15 Minuten Fahrt bis Gallon Jug brauchten wir diesmal nur fuenf. Bei naechster Gelegenheit wechselte ich auf meinen Rucksack, der in der Mitte des Pickups lag. Jetzt sass ich seitlich zur Fahrtrichtung, hatte nur mittels festkrallen an unseren Ruecksaecken einen Halt, wurde aber wenigstens nicht mehr so zusammengestaucht. Augustas war noch aermer dran. Jetzt, da er allein auf dem mittleren Sitz sass, schleuderte es den anderen immer gegen ihn. Der leere Sitz verdrehte sich, verkeilte sich manchmal und stiess Augustas unschoen in die Seite. Zu seiner Linken musste er seinen Rucksack immer wieder neu positionieren und meine Rucksacktrage staendig neu fixieren, da sie bei jedem Schlagloch davonhuepfen wollte. Dazu kam, dass sich Augustas um mich sorgte, da ich mit meinem Rucksack staendig auf der Ladeflaeche hin- und herrutschte. Letztendlich kamen wir dann auch noch in heftige Regenschauer. Augustas musste also neben den bisherigen Aufgaben unsere Jacken aus seinem Rucksack fischen, den Rucksack mit einer Plane versuchen zu schuetzen, und zusehen, dass er nicht selbst pitschnass wird. Ich wickelte mich in meine Jacke ein, so dass nur noch meine nackten Beine herausschauten. Ich sass mittlerweie auf meinem Rucksack wie auf einem Pferd, und versuchte meine zusammengepferchten Beine irgendwie am Leben zu halten. Kaum war der Regen weitestgehend ueberstanden, wollte mein Magen nicht mehr so recht. So was hatte ich aber auch noch nie erlebt, nicht einmal in Afrika!
Trotz all den Unbequemlichkeiten blieb doch ab und an Zeit, die Strecke zu begutachten. Wir fuhren teilweise durch absoluten Dschungel, der durch zwei Spurrillen getrennt war, die nur selten von Autos passiert werden. Als wir Yalbac hinter uns liessen, war auf einem Schild noch einmal zu lesen, dass man sich strafbar machte, sollte man das Gebiet um Gallon Jug ohne Genehmigung betreten. Sobald wir die Grenze passiert hatten, lichtete sich der Dschungel und bald konten wir die huegelige Dschungellandschaft um Gallon Jug von Weitem betrachten. Es war teilweise atemberaubend schoen, besonders wenn der Himmel auf der einen Seite tiefgrau, zum Bersten voll mit Wasser ueber den Huegeln hing, und auf der anderen Seite die Sonne so stark schien, dass die Strasse hell erleuchtet wurde.
Wir verabschiedeten uns von Hector und seiner Familie in Santa Elena. Waehrend der Fahrt hatte ich mir vorgenommen Hector meine Meinung ueber seinen ruecksichtslosen Fahrstil zu sagen. Als wir ausstiegen war ich aber nur froh endlich von dem Wagen kriechen zu koennen und bedankte mich bei Hector. Der Dank galt sicher nicht der Fahrt, sondern dem Glueck das Ganze heil ueberstanden zu haben. Aber gut, wir wollten ueber Yalbac reisen, obwohl es da offiziell keine Strasse gibt, und wir haben es tatsaechlich geschafft.
Santa Elena wirkte auf uns wenig einladend, und als kein Auto fuer uns anhielt, liefen wir den Huegel hinauf Richtung San Antonio. Oben angekommen hatte sich mein Eindruck von Santa Elena ein wenig verbessert. Es schien idyllischer je weiter wir Richtung Huegelpitze kamen. Alsbald fanden wir dann auch endlich einen Pickup, der uns bis San Antonio brachte. Von dort wurden wir nochmal 3 Meilen bis zu einer Kreuzung mitgenommen. Dort zweigte die Strasse nach Caracol in die eine Richtung, nach Georgeville in die andere Richtung.
Es war bereits 16:20. Direkt an der Kreuzung lag eine Art Siedlung. Die Menschen waren neugierig und fragten wo wir hinwollten. Sie meinten nach Caracol wuerden wir es heute nicht mehr schaffen. Wir erklaerten dann wie wir so umherreisen, dass wir im Zelt schlafen, und fragten letztlich, ob wir unser Zelt irgendwo in der Naehe aufstellen duerfen.
Wir wurden sofort herzlich aufgenommen, indem wir ein Stueck entfernt von der Strasse, bergaauf auf ein wunderbares Stueck Rasen gebracht wurden. Es schwirrte ein Buendel von Kindern wie Fliegen um uns herum, jeder war aufgeregt. Wir bauten fix unser Zelt auf, was fuer die Kinder eine Sensation war. Iris, Marixa, Hector und Calvin baten wir spaeter im aufgestellten Zelt Platz zu nehmen. Marixa, 5 Jahre alt, hatte Angst davor. Letztlich schluepfte aber auch sie hinein und liess von da an unser Zelt nicht mehr aus den Augen. Im Gegenteil, sie brachte staendig neue Leute mit. Jede Minute kam ein neues Kind angelaufen, und auch die Erwachsenen waren neugierig. In kuerzester Zeit lernten wir die meisten Anwohner der Siedlung kennen und erfuhren, dass sie alle von einer Familie stammen. Wir wurden zudem in zahlreiche Gespraeche verwickelt, und erhielten alsbald neben Nances (kirschenaehnliche, gelbe Fruechte), vier Mahunches (eine Art Kochbanane) und vier Avocados.
Die gesamte Familie war in Bewegung, aber nicht nur wegen uns. Da es Sonntag war bereiteten sich alle Familienmitglieder auf den abendlichen Kirchgang vor. Jeder wusch sich, putzte sich heraus mit feinen Kleidern, und frisierte die Haare besonders schoen. Gerade fuer die Maedchen war das wichtig.
Wir nahmen derweil ein Bad. Die Duschkabine der Familie steht draussen im Freien, ist mittels ein paar Bettlaken und Holz von Zuschauern abgeschirmt und hat einen erdigen Boden. Das Wasser wird aus dem nahestehenden Wasserkanister in einen Eimer gefuellt und dann in die Duschkabine transportiert. Dazu gibt es eine kleine Schuessel, um das Wasser ueber den Koerper zu befoerdern. Mir fiel natuerlich genau auf diesem erdigen Boden unsere Seife gleich zweimal herunter. Trotz der dadurch etwas steinigen und sandigen Seife war es ein angenehmes Bad.
Die Familie war mittlerweile ausgehfertig und liess uns mit ihren sehr skeptischen drei Hunden allein in der Siedlung zurueck. Das Misstrauen der Hunde uns gegenueber machte sich vor allem dann bemerkbar, wenn wir Licht in unserem Zelt verwendeten. Dann jaulten alle um die Wette, bis sie sich allmaehlich an die komische Konstruktion unseres Hauses und das fuer sie wohl gruselig scheinende Licht aus dem Inneren des Zeltes gewoehnt hatten.
Auch am naechsten Morgen versiegte die Neugier der Kinder und Erwachsenen der Siedlung an uns nicht. Wir waren kaum aufgestanden, da kam Hector mit Sulmi, der Kleinsten aller Kinder, zu unserem Zelt. Sulmi mochte uns offenichtlich gar nicht. Erst wendete sie sich von uns und bald fing sie fuerchterlich an zu weinen. Hector hatte die Lage aber voll unter Kontrolle und lenkte seine Schwester mit einer kleinen Tour durch die Siedlung ab.
Kaum hatte sich Hector entfernt, stroemten alle anderen Kinder herbei. Wir fingen an Essen mit unserem Mini-Gaskocher zuzubereiten. Das war mal wieder eine Sensation. Alle waren gespannt, wie unser kleiner Kocher aussehen wuerde. Als wir mit dem Aufbau fertig waren, setzten sich alle um unseren Kocher herum und starrten wie gebannt auf den mit Linsen und Wasser gefuellten Kochtopf. Die Kinder wurden nicht muede des fuer uns taeglichen Kochprozesses. Wir freuten uns daran, bis wir unser Brot fuers Fruehstueck zubereiten wollten. Ein Griff an den Brotbeutel offenbarte Entsetzliches. Eine Horde von roten Ameisen war in den Beutel gelangt und labte sich in grossen Zuegen an unserem Fruehstueck. Da rote Ameisen maechtig zubeissen koennen, musste ich zusehen meine Haende zu retten. Mir gelangte es dennoch die Tuete aus dem Zelt zu entfernen. Unter dem Brotbeutel offenbarte sich dann das wirkliche unheil. Statt sich die Muehe zu machen, durch unseren Zelteingang hindurchzumarschieren, um ihre Beute (das Brot) in Sicherheit zu bringen, frassen sie einfach ein Loch in den Zeltboden und feierten eines ihrer wohl froehlichsten Feste. Ein Loch genuegte den Ameisen nicht, es mussten gleich ein Dutzend sein. Wir waren bedient. Augustas machte sich auf Ameisenjagd im Zelt, und ich versuchte waehrenddessen unser Brot von Ameisen zu befreien. Ich musste das Brot teilweis dreiteilen, damit ich alle Ameisen entdeckte. Dazu bliess ich wie wild auf das Brot ein, damit die Ameisen gen Boden segelten und nicht mehr an unserem Morgenmahl teilhaben konnten. Ich bliess so stark, dass mir richtig schwindelig wurde. Wir hatten es gluecklicherweise geschafft, die Ameisenpatrouille auszuschalten und Augustas konnte sogar das Zelt mit den vorhandenem Matratzenflickzeug wieder reparieren.
Statt in Ruhe zu fruehstuecken, entschieden wir uns nach diesem Vorfall erst einmal zu packen. Auch das rief wieder die helle Freude bei den Kindern hervor. Besonders die kleineren Kinder wollten hier und da mit anpacken, vor allem wenn es darum ging “ihr Casita” (unser Zelt; Casita ist ein Haeuschen) auseinanderzubauen. Kaum fertig mit packen und bereit unsere hungrigen Maegen zu fuellen, bedeutete uns das Anstarren der Kinder, dass sie ein wenig unterhalten werden wollen. Dazu kramte Augustas in seiner Magiekiste. Von Kartentricks, ueber Seile zusammenschneiden, bis hin zu klebenden Stoeckchen. Die Kinder waren begeistert und versuchten sich selbst an den Zaubertricks auszuprobieren. Einen Trick verriet Augustas Hector, der sogleich alle anderen Kinder in ebensogrosses Erstaunen versetzte. Alsbald verriet aber Hector auch den anderen den Trick.
Als wir dann endlich unsere lecker zubereiten Brote mit Avocado, Salz, Erdnuesse und Kellog’s Cornflakes zu uns nehmen wollten, nutzte ein Hund der Familie die noch immer bestehende Aufregung der Kinder und schnappte sich Augustas Brot. Es war lustig anzusehen, wie der Hund mit dem Avocadobrot davonzog. Augustas fand das nicht so toll, aber er kriegte sogleich ein neus dieser Brote von mr zubereitet und vergass bis zum Abend das Geschehen schon wieder.
Die Verabschiedung von der Familie erfolgte fast aussschliesslich vo den Kindern. Alle Erwachsenen, ausser eine Dame. waren ausgeflogen. Wir schrieben eine kleine Dankeskarte und haendigten sie den Kindern mit der Bitte aus, sie den Eltern zu uebergeben. Zum Schluss verabschiedeten wir uns von der einzig zu Haus gebliebenen Dame. Dabei erwaehnte Iris, das Roland, ein Kind der Siedlung, die Karte nicht mehr hergeben wollte. Tatsaechlich stand Roland etwas abseits. Ich bat ihn die Karte weiterzureichen, doch schien er sie als ein Geschenk von uns fuer ihn allein zu betrachten. Ob die Erwachsenen sie letztendlich zu Gesicht bekommen haben, werden wir wohl nicht erfahren.
Ohne sehr lange warten zu muessen, nahm uns Jan, ein Schweizer, mit der bereits seit 11 Jahren in Belize lebt und als Projektmanager fuer eine Ferienanlage im Forest Reserve arbeitet. Jan erklaerte uns, dass es schwierig waere eine Weiterfahrt zu bekommen, da nach Caracol nur Tagesausfluege von den Ferienanlagen aus unternommen werden. Da die Verantwortlichen einer organisierten Fahrt keine Anhalter mitnehmen duerfen, stuende unsere Chance weiterzukommen schlecht.
Wir hatten Glueck. Dort wo Jan uns absetzte, bekamen wir keine halbe Stunde spaeter ein Auto, das bis Caracol und zurueck nach Barton Creek fuhr und uns einlud mitzufahren. Wir wurden als aussergewoehnliche Glueckspilze bezeichnet. Der Fahrer war vom Touristenbuero und erklaerte uns, dass er nur einmal pro Woche nach Caracol faehrt, um die Waldarbeiter der Ruine hin- und herzutransportieren. Ansonsten gaebe es keinerlei Transport fuer Reisende ohne Auto. Er bestaetigte was uns bereits Jan mitteilte.
Dazu kommt, dass jedes Auto um nach Caracol zu kommen den Armeeposten in Douglas D’Silva Forest Station passieren muss. Unser Fahrer musste an dieser Station versprechen, uns wieder mit herauszubringen, da niemand ausser den Waldarbeiern in Caracol bleiben darf. Alle muessen um 14 Uhr wieder die Heimreise antreten. Als wir das erfuhren, dachte ich trotzig, ‘Ich will aber in Caracol bleiben und vielleicht von dort durch die Berge gen Sueden reisen!’. Da wir zu jenem Zeitpunkt nicht wussten, dass Caracol um 14 Uhr die Tueren schliesst, fanden wir das Auskunft unseres Fahrers, dass uns nur 40 Minuten zwischen unserer Ankunft an den Ruinen bis zu seiner Abfahrt bleiben, nicht gerade verlockend. Wir suchten krampfhaft nach einer Loesung, was aber daran scheiterte, dass jeder in Caracol Anwesend um 14 Uhr aus dem Gebiet verschwinden muss. Wir akzeptierten also schweren Herzens die Lage.
Die Fahrt nach Caracol war atemberaubend. Zwischen Bergen, Taelern und einem stark stroemenden Fluss bewegte sich unser Gefaehrt manchmal rasend, andernorts langsam voran. Wir waren umgeben von nichts als Dschungel. Es regnete noch dazu, was dem Ganzen einen Hauch von Magie verlieh.
In Caracol angekommen, nieselte es noch immer ein wenig. Dazu sorgte die Waerme der Sonne fuer das Dampfen der Erde. Als wir auf den Eingang der Ruinen zugingen, hingen richtige Nebelschwaden in der Luft. Das alles gab eine mystische Stimmung. Da wir wenig Zeit hatten, rasten wir foermlich von einer zur naechsten Ruine. Es war toll mitten im Dschungel die Ruinen aufragen zu sehen. Schade, dass wir uns wegen des Zeitmangels nicht vollkommen dieser antiken Atmosphaere hingeben konnten. Alles in allem genossen wir aber jede Sekunde die wir hatten. Das Museum sparten wir uns, da unsere Zeit abgelaufen war. Spaeter aergerte mich das ein wenig, da unser Fahrer erst gegen halb drei zurueckfuhr.
Gut war allerdings, dass wir dadurch mit den Waldarbeitern und den Soldaten ins Gespraech kamen. Sie erklaerten uns, dass das Gebiet um Caracol bewacht werden muesse, um Guatemaler von den belizianischen Waeldern fernzuhalten. Es kaemen naemlich viele Guatemaler, um eine Pflanze names Shate zu pfluecken. Diese Pflanze hat eine maennliche und eine weibliche Auspraegung. Die maennliche Shate wuerde fuer das Einfaerben der 5 Dollarnote verwendet, die weibliche fuer Dekorationen. Das Beondere der weiblichen Shate war ihre Faehigkeit, ohne Licht zu leben. Auch wird aus Shate ein Parfum hergestellt. Da einige Guatemaler waehrend der Suche nach Shate von ihrem Vorhaben abkommen, und stattdessen ab und zu Touristen ueberfalllen, gab es die Regelung mit der unbedingten Rueckkehr aller Besucher aus Caracol um 14 Uhr. Ueberfaelle auf Besucher sind fuer uns schwer vorstellbar, aber wie ein Soldat meinte, ‘Wir sehen sie nicht, aber die Guatemaler sehen alles.’
Wir verabschiedeten uns letztlich von unserem Caracol Fahrer in Barton Creek. Bald darauf erschien Felipe, ein Herr mit stattlichen 77 Jahren, der urspruenglich aus Detroit (USA) kommt. Er lud uns bis Georgeville auf eine Fahrt ein. Felipe kam 1999 nach Belize, um Menschen zu helfen, sich nach einem Hurrican wieder in ihrer gewohnten Region niederzulassen. Ich war beeindruckt von diesem Herrn, der all das im Alter von 71 Jahren in Angriff genommen hatte. Felipe lebt in Spanish Lookout, eine Mennonitengemeinschaft in der Naehe von Georgeville.
Er fragte mich nach meiner Herkunft und fing gleich an ueber den Zweiten Weltkrieg zu reden. Ich beschrieb ihm Leipzig, meine wunderschoene Geburtsstadt. Er war sehr interessiert daran, besonders als ich ueber die Komplettsanierung der Innenstadt sprach. Das Gespraech mit Felipe war so so interessant, dass ich das Gefuehl hatte, wir waeren viel zu schnell in Georeville angekommen. Ich vergass darueber hinaus, Felipe nach einer nahegelegenen Uebernachtungsmoeglichkeit zu fragen. Als ich ausstieg hatte ich das unbestimmte Gefuehl, dass unser Gespraech bzw. unsere Gesellschaft laenger dauern sollte. Ich kam mir regelrecht komisch vor, als ich Felipe etwas unsicher und doch bestimmt eine gute Heimfahrt wuenschte. Die Tuer schlug ich zu, Felipe fuhr davon, und in diesem Moment wusste ich, dass ich einen Fehler begangen hatte. Mein Gefuehl sagte mir in genau diesem Augenblick, dass ich Augustas und mich um eine interessante Erfahrung gebracht hatte. Augutas fuehlte genau das Gleiche, da er aber keine Moeglichkeit hatte mit Felipe zu reden, war er enttaeuscht, dass ich eine so wunderbare Begegnung einfach davonbrausen liess.
Trotz dass ich der entgangenen Erfahrung mit Felipe nachtrauerte und mich fuerchterlich fuehlte, hatten wir ein weiteres Mal Glueck. Wir wurden, obwohl es schon recht spaet war, bis vor die Tore von Belmopan mitgenommen. Dort setzte uns der Fahrer am Gebiet des Hauptbueros fuer das Belizean Rural Development Project (belizisches Entwicklungsprojekt fuer laendliche Gebiete) ab und sandte uns direkt zum Wachmann. Dort angekommen und nachgefragt, stellte es sich als absolut kein Problem dar, unser Zelt aufzubauen. Duschen konnten wir uns in einem etwas entfernt stehendem Haeuschen in Aussentoilettengroesse. Nur das Angebot eine vernuenftige Toilette zu benutzen erhielten wir nicht. Es blieb der Gang in die Natur.
Wir wurden vor dem Regen gewarnt, der naechtlich ueber Belmopan hereinbricht. Dazu bot man uns an, das Zelt unter Baeumen, nahe der Strasse zu postieren. Augustas winkte ab und wir entschieden uns fuer ein Plaetzchen in der Naehe des Hauses vom Wachmann. Ich draengte Augustas die beiden Plastikplanen, die wir zusaetzlich fuer starke Regenfaelle dabei haben, mit Sicherheitsnadeln miteinander zu verbinden und dann die Plane uebers Zelt zu legen. Augustas fand das alles uebertrieben, ich dagegen wurde nur nervoeser. Irgendwann gab ich auf, und alsbald fing es fuerchterlich an zu schuetten. Unser Zelt bog sich wie ich bei meiner Morgengymnastik. Der Regen schoss mit einer derartigen Kraft vom Himmel, dass uns ein wenig Bange um unser noch wenig getestetes Zelt wurde. Die ersten Tropfen gelangen ins Zelt und alle undichten Stellen wurden ploetzlich aufgedeckt. In den Ecken des Zeltes sammelten sich mittlerweile kleine Pfuetzen an. Als der Regen dann ein wenig nachliess schluepften wir endlich aus dem Zelt und befestigten die Plane so gut wie moeglich. Die Nacht verlief ohne grosse Zwischenfaelle, trotz der starken Regenschauer.
Kommentare
Kommentar schreiben