Schlafmangel in Europa

Dezember 8, 2008  
Themen: Europa

Lang, lang ist’s her seitdem wir von uns das letzte Mal etwas hören ließen. Der Abflug nach Europa stand damals noch bevor, der mittlerweile schon wieder weit hinter uns liegt. Die letzten Wochen in Argentinien waren wunderschön, wenn auch von ständigen Ortswechseln und neuen Bekanntschaften geprägt. Obwohl dies eigentlich immer so ist, geschahen diese Aktivitäten dieses Mal in doppelter Intensität. Da blieb wenig Zeit, unsere Erlebnisse zu teilen.

Der erste Monat in Europa war nicht anders. Bei Ankunft in Madrid trafen wir unsere kolumbianische Freundin Nohora, die ein einjähriges Literaturstipendium in Spanien gewonnen hat. Einige Stunden später schleppten wir uns zur Autobahn, diesmal ohne Rucksacktrage, da die auf dem Flug verloren gegangen war. Innerhalb von zwei Tagen schafften wir es unter unerwartet kalten Witterungsbedingungen bis ins heimelige Dortmund zu gelangen. Dort wartete ein Teil meiner Familie auf mich, bei denen wir 4 Tage genossen. An viel Schlaf war weder auf der Reise nach Europa noch hier zu denken, denn meine Nichte hatte uns voll in Beschlag genommen.

Nach einem abendlichen Besuch in Bielefeld folgte am nächsten Morgen die Reise nach Litauen. Hier hatten wir viel Glück, denn wir schafften es in nur 22h von Bielefeld bis nach Vilnius – eine Strecke von 1.600 km. Schlaf war uns wieder einmal nicht gegönnt und in Litauen erwartete uns sofort ein volles Programm: Neffen behüten, Großeltern umsorgen, Treffen arrangieren, und eine Präsentation über unsere Reise organisieren. Nebenbei arbeiteten wir weiter an unseren Projekten und somit gab es auch für die 10 Tage Litauen keine Ruhepause. Aber mal abgesehen von den Strapazen, fühlten wir uns glücklich, endlich wieder Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.

Jetzt hieß es auf nach Berlin, ein kaltes Unterfangen, bei minus 4 Grad und Schneefällen am Vortag. Ein litauischer LKW-Fahrer rettete meine Füße schließlich vor dem Kältetod und ließ mich während der 1,5tägigen Fahrt von Kaunas (Litauen) bis Berlin fast durchgehend auf seinem Bett ruhen. Das war von Vorteil, denn mit den kalten Füßen, war auch eine heftige Erkältung in mich gedrungen, die sich nach dem Stress mit Wohlwollen in meinem Körper ausbreitete.

Während ich in Berlin ausstieg, fuhr Augustas gen Luxemburg weiter. Obwohl er eine Direktfahrt bis nahe Belgien bereits in der Tasche hatte, zog er den unbequemeren Weg vor und stieg irgendwann in einen BMW um, der ihn 250km bis Frankfurt mitnahm. Dort blieb er bis zum Morgen stecken und ärgerte sich mitten in der Nacht mit dem Aufbau des Zeltes seiner Schwester herum. Am folgenden Tag um die Mittagszeit schaffte er es bis Luxemburg, wo er ein paar interesante und entspannte Tage mit Rimalda und Mindaugas verbrachte. Bald darauf fuhr er nach Oostende (Belgien), wo er sich todmüde auf die Couch seiner Mutter fallen ließ. Für eine knappe Woche ließ er sich reichlich von ihr bekochen und genoß eine ausgiebige Freizeitgestaltung. Anschließend machte er sich auf den Weg nach Leipzig, um mir einen Besuch abzustatten.

Ich holte unterdessen mein heiß geliebtes Fahrrad bei der Oma meiner Freundin ab, wo es drei Jahre vor sich hingestaubt war. Am Abend folgte ein gemeinsames Essen mit meinen Freunden, mit denen wir einen herrlichen veganen Gemüseauflauf gezaubert haben. Es war rührend, dass sich nahezu alle meiner engsten Freunde für diesen Abend Zeit genommen hatten, um mich herzlich wieder in Berlin zu begrüßen.

Mit Freude und völlig geschafft bugsierte ich am folgenden Nachmittag mein Fahrrad in der einen und meine Rucksacktrage in der anderen Hand zum Bahnhof, um den Zug nach Leipzig zu nehmen. Statt den geplanten zwei, brauchte ich nur eine Stunde für die Anreise, was mich darauf folgend für eine Stunde auf den Bahnsteig in die Kälte verbannte. Doch auch dies überlebte ich und fiel am Abend, die Wangen voller Glückstränen, meiner Mutter in Leipzig um den Hals.

Nach nur zwei Tagen bei meiner Mutter, galt es noch meine Schwester zu besuchen. Obwohl dort das Kinderhüten auf dem Programm stand, erlebte ich diesen Aufenthalt endlich ein wenig ruhiger und konnte mal wieder richtig ausschlafen. Meine Tage in Gera waren hauptsächlich von Gesprächen mit meiner Schwester, dem Abholen meiner Neffen aus Kindergarten und Schule, und dem Bauen von Schneemännern und -burgen geprägt, die abschließend in Schneeballschlachten endeten.

Kurz nach meiner Rückkehr nach Leipzig stand auch schon Augustas vor der Tür, der für 3 Tage blieb. Gemeinsam mit ihm und meiner Mutter ging es eines nachmittags auf den Leipziger Weihnachtsmarkt, wo uns neben Glühwein, auch Düfte der leckersten Weihnachtsbäckereien um die Nasen schwebten. Bei gebratenen Pilzen, Kartoffelpuffern mit Apfelmus und gebrannten Mandeln genossen unsere Mägen eine fröhliche Vorweihnachtszeit, nachdem sich unserer Augen von der Lichterwelt bereits sattgesehen hatten. Einzig der Überfüllung von Menschen und der erfrorenen Zehen wegen ließen wir uns irgendwann von dort wieder fortbewegen.

Die kommenden Wochen werden von Weihnachtsvorbereitungen wie zum Beispiel Plätzchen backen und weiteren Familien- und Freundesbesuchen geprägt sein – eine freudige Zeit, die uns erwartet, unabhängig von der Tatsache, dass wir uns derzeit an unterschiedlichen Orten Europas aufhalten, denn Augustas ist bereits nach Litauen zurückgekehrt.

Viele liebe Grüße an euch alle, vor allem die, denen wir in Europa bisher noch nicht begegnet sind und natürlich auch an all unsere Freunde und Familien, die wir schweren Herzens in Lateinamerika zurückgelassen haben – und das sind viele, nach drei Jahren per Anhalter von Mexiko nach Argentinien 😉

Eine fröhliche Vorweihnachtszeit wünschen euch,
Katja und Augustas

Kommentare