Kreisverkehr und Unverschämtheiten (Juni 27 – 29)

August 22, 2007  
Themen: Venezuela

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Eugenia buk uns einen riesigen Beutel voller Kekse für die Reise und Vladas brachte uns bis zu einer Tankstelle. Jetzt mussten wir nur noch ein Auto finden, denn die Strasse führte von hier schnurstracks nach La Victoria. Ein venezuelanischer Deutscher, ein sich im Ruhestand befindlicher Lehrer, brachte uns bis La Victoria und liess uns direkt an der Ausfahrt in Richtung Maracay heraus.

Nach einer Weile fanden wir einen LKW, der uns bis Maracay mitnahm. Dort fanden wir einen Mann, der uns bis Valencia bringen wollte. Er meinte, dass er uns auch bis Moron bringen könnte. “Wo liegt das denn?” Ich konnte es auf der Landkarte nicht finden. “Nicht weit von Valencia entfernt.” Ich fand es einfach nicht. “Wir wollen nach Merida, müssen also in die Barquisimeto-Guanare-Richtung. Liegt das in der Richtung?” Jaja. “In welcher Himmelsrichtung liegt es denn? Wir müssen süd-westlich aus Valencia raus.” Das ist da ganz in der Nähe, meinte unser Fahrer. Nun gut, ich konnte es zwar auf unserer Karte nicht ausfindig machen, aber wenn es in der gleichen Richtung lag, konnten wir ja ruhig mit ihm bis dorthin weiterziehen.

Wir bekamen von unserem Fahrer leckeres, süsses Brot geschenkt, während wir im Stau standen. Er war für einige Tage im Urlaub. Normalerweise kümmert er sich als Sicherheitsmann um das Wohl von Chavez’ (der President von Venezuela) Familie. Er erzählte uns viel von Kuba und seinen Einsätzen in Venezuela. Dann priess er mit Pauken und Trompeten die guten Taten von Chavez an. Er hörte gar nicht mehr auf zu reden und obwohl er immer um Zustimmung heischend nachfragte, wollte er gar keine Antwort oder Meinung zu seinen Aussagen von uns wissen. Ich nickte also nur fleißig mit dem Kopf und schaltete ansonsten geistig ab.

Wir bogen plötzlich in Richtung Coro ab. Hilfe! Was ist denn das! “Wir müssen hier raus, das ist nicht unsere Richtung.” Wie? Jetzt verstand der Fahrer gar nichts mehr. “Wir fahren nur ein Stück weiter nach Moron und von dort aus könnt ihr direkt bis Barquisimeto reisen.” Das wir das auch von Valencia aus tun konnten und das viel kürzer war, kam ihm nicht in den Sinn. Er bestand darauf uns bis Moron mitzunehmen, während wir ihn baten anzuhalten. Letzteres war hoffnunglos, da wir uns auf einer Autobahn befanden und weit und breit keine Ausfahrt vorhanden war. Da wir sehr zügig fuhren, waren wir bereits so weit von dem Autobahnkreuz entfernt, dass wir uns langsam von dem Gedanken entfernten, aussteigen zu wollen. Umkehren würde unser Fahrer unseretwegen nicht, das war uns mittlerweile klar. Er schien wirklich nicht zu kapieren, dass er uns einen riesigen Umweg aufbrummte. Noch dazu würden wir jetzt alle Autos, die aus der Richtung Caracas kommen, verpassen. Wir waren bedient, aber was sollten wir tun. Wir freundeten uns mit dem Gedanken in Moron ausgesetzt zu werden langsam an und führten unsere freundliche Konversation fort.

In Moron angekommen wurde uns das ganze Übel der Situation bewusst. Wir wurden nicht weit von der Stadt an einer staubigen Strasse herausgelassen. Es stank nicht unerheblich nach Urin und die extreme Sonneneinstrahlung brachte den Geruch erst so richtig zur Geltung. Die Gegend stank nicht nur, wir fühlten uns auch reichlich unsicher. Wir wussten, dass entlang der Küstenregion viele Drogen ihren Weg machten, und genau das konnten wir fühlen und sehen. Die Menschen waren von einem ganz anderen Schlag und wir hofften inständig, nicht mit der unangenehmen dieser Sorte Bekanntschaft zu machen.

Mit viel Hoffnung und etwas Verzweifelung hielten wir unseren Daumen heraus. Wir hatten Glück. Innerhalb von fünf Minuten hielt ein “Anwalt” an. Er fragte kurz wo wir hinwollten, hatte es aber so eilig, dass er uns zum Klären unseres Reisezieles, bzw. wann wir aussteigen werden, auf später vertröstete. Wir platzierten uns auf der Ladefläche und los gings. Mit 200 km/h preschte unser “Anwalt” über alte, holprige Strassen. Normalerweise mache ich mir keine Sorgen, diesmal rutschte mir aber das Herz in die Hose. Bei jedem Loch, jeder Kurve, jedem Hügel schmiss es uns nach oben, vorne, hinten und zur Seite. Wir konnten uns schwer festhalten, verkeilten uns aber irgendwann so, dass wir nicht gleich von der Ladefläche flogen. Mein Gefühl warnte mich: Steig lieber aus! Ich war mir ansonsten nicht sicher, ob wir dort lebend wieder aussteigen würden. Ich versuchte mit Augustas darüber zu reden, der war aber ganz entspannt. Ich fing also an, das ganze positiv zu sehen, denn wie wir ja wissen, passiert immer das, wovor man am meisten Angst hat. Und so entspannte ich mich auch und dachte an gar nichts mehr. Dieser Trick funktionierte gut und so kamen wir heil bis zu einer Tankstelle. Dort stimmten wir unseren Aussteigepunkt ab, nutzen den Gang zur Toilette und bekamen jeder einen Malztrunk geschenkt. Wegen dem mittlerweile starken Regen wurden wir nach vorne ins Fahrerhaus eingeladen. Dort mussten wir uns sehr zusammenkauern, damit alle vier genügend Platz hatten. Das Plus in der Fahrerkabine war ein Videoplayer, der Musik der 50er bis 80er Jahre spielte. Wir lernten Karla kennen, die unser “Anwalt” als seine schwangere Frau ausgab. Und dann fährt der Idiot mit einer solchen, lebensmüden Geschwindigkeit über dermaßen schlechte Strassen? Das grenzte für mich an kompletten Wahnsinn. Aber besser nicht darüber nachdenken.

Irgendwie passte auch die ganze Geschichte, die er über sich und sein Leben erzählte nicht so ganz zusammen. Sie war ausgesprochen unglaubwürdig. Einmal sah der Typ alles andere aus als ein Anwalt. Er schien unter Drogeneinfluss zu stehen. Vielleicht verlor er deswegen ja das Gefühl für Geschwindigkeit. Einmal hätte es sogar fast gekracht, weil er eher auf den Videoplayer als auf die Strasse schaute. Das Mädel mit dem er unterwegs war schien ausgesprochen jung. Er war um die 40, sie vielleicht gerade einmal 18-19 Jahre alt. Dann erzählte uns der Fahrer, er würde ständig durch Venezuela reisen müssen. Heute von Maracaibo nach Barquisimeto und zurück nach Barcelona. Morgen nach… Dann erwähnte er, dass er nur Geld in Barquisimeto in Empfang nehmen muss. Zudem endete eines seiner zahlreichen Telefonate mit der Wiederholung der Worte, “OK, 42”. Kaum hatte er das Gespräch beendet, sage er wie zu sich selbst noch einmal, “ich bin Venezuelaner, ich bin 42 Jahre alt”. Das roch mir aber ganz stark nach Drogenschmuggel, nach nichts anderem. Als wir uns verabschiedeten, tauschten wir noch unsere Emails aus und draussen waren wir endlich. “Anwalt”, wenn ich nicht lache…

Nach einer unendlich erscheinenden Wartezeit nahm uns dann doch noch ein Pick-Up bis nahe San Rafael de Onoto mit. Wir wollten eigentlich in Araure aussteigen, doch bogen unsere Fahrer vorher in Richtung San Carlos, ihr eigentliches Reiseziel, ab. Wir besprachen also, was wir tun könnten, und nachdem uns zwei Plätze, die unsere Fahrer uns zum Zelten vorgeschlagen hatte, nicht zusagten, fuhren wir mit ihnen bis zu einem Militärkontrollpunkt in der Nähe von San Rafael de Onoto. Eigentlich dachten wir, dieser läge an der Strasse, die wir in Richtung Guanare nehmen mussten. Im Gegensatz dazu machten wir aber wieder einmal eine Kurve und schwups waren wir in der Richtung unterwegs, aus der wir am Morgen gekommen waren. Was war nur heute los? Mussten wir uns denn derart im Kreis drehen? Scheinbar. Letztlich war der Militärstützpunkt aber der sicherste Weg, die Nacht problemlos zu überstehen.

Ich wurde also wie immer vorgeschickt, die Erlaubnis zum Zelten einzuholen. Wir bekamen sie und hatten nun zumindest einen sicheren Platz zum Schlafen bei der Guardia Nacional. Ich bat um Wasser und während ich unsere Flaschen in deren Küche auffüllte, wollte einer der Militärs ganz schön viel über mich wissen. Das allerdings weniger, um mich zu überprüfen, sondern eher aus persönlichem Interesse… Ich erwähnte dann gekonnt “zufällig”, dass ich mit meinem Freund hier wäre. Das Gespräch
verebbte in einer Zehntelsekunde und ich war den Fragenden endlich wieder los.

Als Zeltplatz diente uns ein Stück Grass, was regelmäßig zur Urinabgabe benutzt wurde. Wir zelteten also auf einer Toilette, aber was konnten wir schon tun. Zumindest mussten wir das Zelt nicht in einen Haufen Exkremente setzen, konnten uns also glücklich schätzen. Statt einer ruhigen Nacht, wartete aber allerhand Krawall auf uns. Wir dachten, dass der Verkehr in der Nacht abebben würde, hatten uns damit aber gewaltig vertan. Er nahm eher zu und brachte uns ständig zum Aufwachen. Uns stört ja mittlerweile wenig, aber das war doch entschieden zuviel. Auch schliefen wir unruhig, weil ständig die Fahrer aus ihren Wagen ausstiegen, etwas zum Essen kauften, und ihre Toilettengänge in der Nähe des Zeltes erledigten. Das Wort ‘Anstand’ schien keiner zu kennen. Um 4 Uhr morgens gab es dann noch eine Überraschung: Regen. Wir zogen schnell die Plastikplanen über das Zelt und krochen halb nass wieder hinein. Weiterschlafen. Augustas meinte noch kurz vorm Augen zumachen, “es regnet doch gar nicht mehr, warum haben wir bloss die Planen drübergehangen…?” Ich drehte mich einfach um und versuchte weiterzuschlafen. Eine knappe Stunde später erhielt Augustas dann eine Antwort auf seine Frage. Das Wasser war mittlerweile ins Zelt hineingelaufen. Während es draussen wie aus Giesskannen schüttete, versuchten wir weitgehend im Zelt alles zu packen. Dann hieß es Luft anhalten und raus ins Nass. Wir brachten alles so schnell wie möglich unter die Überdachung eines Imbiss’.

Nur eine halbe Stunde später kam dann auch schon der Imbiss-Besitzer und bat uns alles einzupacken. Gut, dass wir damit bereits vor seinem Erscheinen begonnen hatten. Wir rührten uns noch einen Haferflockenmix zusammen und schon befanden wir uns wieder auf der Strasse, diesmal hoffentlich in die richtige Richtung.

Und wer hätte geahnt, dass uns die gleichen Männer auflesen würden, die uns am Abend zuvor im Militärkontrollpunkt abgeladen hatten. Das war schon irgendwie witzig. Da wir am Vorabend eine Tankstelle in unserer Richtung gesehen hatten, baten wir unsere Fahrer uns in dessen Nähe herauszulassen. Sie mussten eh früher von der Autobahn abfahren, so dass wir das Stück auch laufen konnten. Das klappte wie am Schnürrchen und nun überquerten wir zu Fuss ein Autobahnkreuz. Wir waren kaum auf der anderen Seite, da hielt jemand für uns an. Da er gerade telefonierte, dachten wir uns schon getäuscht zu haben, doch dem war nicht so. Der Fahrer stieg aus und öffnete, noch immer telefonierend, seinen Kofferraum.

Unser Fahrer, ein Schmuckverkäufer, war auf dem Weg nach San Cristobal. Jetzt leuchteten meine Augen auf. Wir wollten die ganze Zeit nach Merida, ich ganz besonders, aber nun fanden wir diesen Herrn, der fast bis nach Kolumbien fuhr. Das reizte mich natürlich sehr. Augustas appellierte an meine Vernunft. “Du wolltest doch die ganze Zeit nach Merida, und jetzt? Wir fahren nur bis Barinas, ok?” Ich entgegnete darauf erst einmal nichts, denn ich spielte noch immer mit dem Gedanken direkt bis nach San Cristobal zu ziehen. Aber genausogern wollte ich nach Merida… Der Fahrer nahm uns dann die Entscheidung ab. “Heute werde ich unterwegs einen Halt einlegen und meine Schwester besuchen. Morgen oder übermorgen ziehe ich dann nach San Cristobal weiter. Es ist ja schließlich eine ganz schön weite Strecke…” Die Bestimmung hatte also mal wieder für uns entschieden. Wir fahren nach Merida.

Der Schmuckverkäufer erzählte uns eine ganz grauenhafte Geschichte. Vor gar nicht so langer Zeit hielt er nachts mit seinem neuen Auto an einer Ampel. In Blitzschnelle wurde seine Tür aufgerissen. Ihm wurde das Auto und alle darin befindlichen Gegenstände abgenommen. Die Diebe bedrohten ihn mit einer Waffe und wollten ihn erschiessen. Was sollten sie auch sonst mit ihm tun? Einzig die Tatsache, dass er sie unter Tränen anflehte, ihn nicht zu töten, da er drei kleine Kinder hatte, rettete ihm das Leben. Die Diebe hinterliessen ihn nur mit einem T-shirt bekleidet an der Strasse zurück – ohne Hosen. Selbst die Unterhosen hatten sie ihm weggenommen. Er musste also, unten ohne, jemanden finden, der ihn nach Hause bzw. zur Polizei bringt. Er brachte viele Stunden auf der Strasse zu, denn wer hält schon einfach so für einen Mann ohne Hosen an? Ein Herr erbarmte sich seiner, denn er wusste genau, was mit unserem Schmuckverkäufer passiert war.

Der Schmuckverkäufer, der bereits seit 12 Jahren erfolgreich seine Geschäfte führt, fährt sei diesem Ereignis nur einen sehr alten Wagen. In Venezuela ist es besser, wenn man seinen finanziellen Status nicht zur Schau trägt. Man könnte leicht dabei sein Leben verlieren…

Der Fahrer liess uns an der Strasse in Richtung Merida heraus. Die Gegend war nicht die Beste, hatten wir erst einige hundert Meter vor uns einer fauststarken Auseinandersetzung zugesehen. Doch der Schmuckverkäufer liess uns erst in sicherer Entfernung von diesen Burschen heraus, direkt neben einem Imbiss. Ich musste mal dringend wohin und fragte die Imbissverkäuferin, wo ich eine Toilette finden kann. “Hier gibt es keine.” Mh. “Wenn du mal musst, dann gehe durch diesen Eingang dort hinten. Dort kannst du neben die Container pinkeln.” Oh, welch Freude. Ich ging also durch den Eingang und fand neben einem Container nur Asphalt wieder. Na prima, auf Asphalt pinkeln! Und wie zur Krönung schaute auch noch ein Hund nach dem Rechten, als ich gerade in die Hocke ging. Ich kam mir reichlich entblößt vor.

Wir waren hungrig, doch nach Auskunft der Imbissdame mussten wir uns für eine Portion Reis und Bohnen noch 20 Minuten gedulden. Ohne darauf warten zu können, wurden wir von drei netten Herren mitgenommen. Sie waren auf dem Weg nach Santo Domingo, das auf halben Wege nach Merida lag. Die Herren verliehen Kleinbusse an Touristen für Tages- oder längere Touren. Einer der Männer war angestellter Fahrer in dem Unternehmen. Eigentlich war er Mechaniker und arbeitete zuvor für viele Jahre auf Schiffen in der Karibik. Da er dadurch oft zwei Jahre nicht nach Hause kam, entschied er sich eine andere Laufbahn einzuschlagen, und zwar die eines Chaffeurs bzw. Busfahrers. Es war seine Familie, die alle Drei in Santo Domingo besuchen wollten. Er war dort aufgewachsen und einmal im Monat fuhr er nun mit seinen Freunden zum Mittagessen hinauf.

Die Fahrt war atemberaubend. Wir stiegen so richtig in die Berge hinein und konnten in unendlich tiefe Täler schauen. Wir befanden uns in einem richtigen Bergdschungel und genossen neben der bewegenden Aussicht den Blick auf die Bergbewohner. Wir fuhren sogar teilweise direkt durch die Wolken hindurch, so hoch waren wir. Eines der Wunder, die wir während der Fahrt außerdem bestaunen konnten, waren wunderschöne Wasserfälle. Ich fühlte mich wie im Märchen, so tief in den Bergen, umgeben von nichts

first ride in an ambulance

first ride in an ambulance

als Natur. Die Herren ließen uns dann bei den Feuerwehrleuten, die gemeinsam mit dem Militär einen Kontrollstützpunkt hatten, kurz vor Santo Domingo heraus. Unsere Fahrer baten die Feuerwehrleute, eine Mitfahrgelegenheit für uns zu organisieren. Und das taten sie auch. Sie luden uns in einen ihrer Notfallwagen ein, mit der wir direkt bis Merida gebracht wurden. Meine erste Fahrt in einem Notfallwagen!

In Merida angekommen kontaktierten wir Zeus, ein www.HospitalityClub.org Mitglied. Dieser schlug uns das Imparque zum Zelten vor. Wir fanden heraus, wie wir dorthin gelangen konnten und stürzten uns dann erst einmal in ein bezahlbares Restaurant. Wir waren schön völlig ausgehungert. Es gab wie immer Reis, Bohnen und Salat, was wirklich zu meinen Lieblingsgerichten geworden ist.

lazy to find out about camping in the city, thus staying in a nearby parque

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Augustas war zu faul, sich bis zum Imparque zu bewegen. Er schlug vor, in der Wohngemeinschaft, die sich auf der gegenüberliegenden Strassenseite befand, um Erlaubnis zum Zelten zu bitten. Knurrend ging ich mit, denn ich wollte so gern eine Dusc
he und vielleicht hätten wir die ja im Imparque gefunden (was sich später als falsche Hoffnung herausstellte). Wir erhielten die Erlaubnis, in einem naheliegendem Park zu zelten. Das Gebiet schien nachts abgeriegelt zu sein. Zudem erklärte uns der Wachmann, dass auch in dem Park nachts jemand Wache hielt.

Wir begutachteten den Park und fanden ein nettes Plätzchen zum Zelten. Aus der Dusche wurde jetzt natürlich nichts. Nun mussten wir nur noch eine Ecke für die Toilette finden. Dies gestaltete sich schwierig, da sich der Park, eingeschlossen von vier Strassen, an denen überall Häuser standen, befand. Ich erkundete ein wenig die Gegend und vermutete hinter der Mauer, die sich neben unserem Zelt befand, eine öffentliche Toilette. Ungesehen schlich ich mich zu dem Eingang. Was ich dahinter fand war eine Toilette, allerdings eine sehr unappetitliche. Es schien, als wären die Türen der Toiletten bereits vor Jahren geschlossen wurden. Alles war mit Sträuchern und Bäumchen bewachsen. Am Boden befanden sich immense Ansammlungen von Exkrementen und Toilettenpapier. Pfuh! Das ging wirklich über meine Akzeptanzgrenzen hinaus. Ich spähte hinter die Tür und entdeckte ein noch jungfräuliches Fleckchen Erde. Bevor ich aber meine Blase dort entleeren konnte, tauchten zwei Jungen auf. Sie gehörten zu einer Gruppe Jugendliche, die sich wohl ständig im Park traf. Die Beiden kamen auf uns zugelaufen und verschwanden wortlos hinter der Mauer, quasi in der “Toilette”. Was sie dort taten war uns glasklar. Sie zogen wieder ab und wir hatten unsere Ruhe.

In der Nacht lauschten wir einigen Gesprächen, die im Park geführt wurden. Wir hörten unter anderem heraus, dass sich ein paar Leute mächtig über die Unverschämtheit aufregten, die wir wohl besitzen müssten, dass wir einfach in deren Park unser Zelt aufstellten. Das liess uns erst einmal wach werden. Doch mehr als Gerede passierte nicht und als die Leutchen endlich abzogen, konnte wir wieder genüsslich in unsere Träume sinken.

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