Illegal von Belize nach Guatemala (August 27)
Gegen 10 Uhr morgens sassen wir wieder genau dort, wo wir am Vortag aufgegeben hatten. Wir warteten auf Autos. Ich wurde langsam nervoes, da ich mich fortbewegen wollte. Ich war sogar mit Laufen einverstanden, obwohl wir hoerten, dass es mindestens 8 Kilometer bis nach Jalacte sind. Wir waren gerade dabei uns aufzumachen, als sich ein Fahrzeug ankuendigte. Wir luden auf und fuhren ca. 200 Meter bis zum auf dem Huegel liegenden Dorfladen. Dort wollte einer der Mitfahrer Likoer kaufen. Als er zurueckkam und einstieg, setzte das Auto um 50 Meter zurueck. Dort suchte einer der Mitfahrer die Dorfleute auf und fragte nach etwas, was wir nicht herausfinden konnten. Der Fahrer beruhigte uns und meinte, der junge Mann wuerde gleich wiederkommen. Er kam nicht. Der Fahrer meinte nur, ‘Er sucht nach einer Freundin, aber leider sind die sehr teuer. Wir haben die Reise Richtung Jalacte vor allem fuer ihn gemacht.’ Wir verstanden nur Bahnhof. Eine Freundin suchen? Zu teuer? Ging es hier vielleicht um Prostitution? Wir fuehlten uns unwohl bei dem Gedanken, dass der junge Herr nur in dieses Dorf gekommen war, damit er seine Gelueste ausleben kann. Wie geschmacklos! Eineinhalb Stunden spaeter war er immer noch nicht zurueck. Ein weiteres Auto passierte uns, hielt aber nicht an.
Kurz darauf kam ein Mann zu Fuss angelaufen und suchte Schutz vor dem Regen. Wir kamen ins Gespraech und erzaehlten ihm, warum wir noch hier herumsassen. Er erklaerte uns daraufhin, dass es sich wahrscheinlich nicht um die Inanspruchnahme einer Prostituierten handelte, sondern darum, dass ein junger Mann seiner zukuenftigen Frau versprechen muss, es wirklich ernst mit ihr zu meinen. Um dies zu tun, muss er bei den Eltern persoenlich vorsprechen. Diese Erklaerung gefiel uns schon viel besser.
Ein Auto, aus der Jalacte Richtung kommend, stoppte vorm Dorfladen und erklaerte, dass die naheliegende Bruecke von einem reissenden Strom ueberspuelt ist. Ein Durchkommen mit dem Auto ist undenkbar. Das war fuer mich der Punkt, an dem ich nicht laenger warten wollte. Wir fingen an unsere Sachen zu packen. Wir baten den Fahrer zudem, uns das Stueck bis zum Fluss zu bringen. Daraufhin liess er nach dem verschwundenen jungen Mann suchen, der kurz darauf auftauchte, und wir wurden bis zum Fluss gebracht.
Am Fluss angekommen praesentierte sich uns das Unheil. Die Bruecke war nicht mehr zu sehen. Alles war komplett ueberschwemmt und die Stroemung zeigte sich in voller Staerke. Ich wollte da durch, nur war mir nicht klar, ob ich gegen die Stroemung ankommen koennte. Zudem brauchten wir jemanden, der uns half meinen Rucksack hinueberzutransportieren. Der Herr, den wir am Dorfladen getroffen hatten, sowie zwei weitere, die hinzugekommen waren um den Fluss zu ueberqueren, halfen uns nicht nur unsere Sachen zur anderen Seite zu schaffen, sondern auch uns heil hinueberzubekommen. Augustas war bereits auf der anderen Seite angelangt und kam zurueck, um mich und den Rest unserer Sachen zu holen. Dann stiegen wir durch oberschenkeltiefes Wasser. Die Stroemung war sehr stark und ich war froh, zuvor noch fix in meine Sandalen geschluepft zu sein. Diese boten mir naemlich jetzt guten Halt. Zudem hielten wir uns zu dritt an den Haenden, um staerker gegen die Stroemung zu wirken.
Auf der anderen Seite angekommen, machten uns zu fuenft auf den Weg nach Jalacte. Sehr schnell fielen wir hinter den anderen drei Maennern zurueck. Das war kein Wunder, denn es ging staendig bergauf und bergab, ungefaehr 5 Kilometer lang. Da es mit der Rucksacktrage bergauf sehr schwierig fuer mich war, half Augustas zusaetzlich mit. Als wir an ein paar Maisfeldern vorbeiliefen, bat ich Augustas zwei Maiskolben zu pfluecken. Ich war hungrig und wir hatten einzig ein paar Cornflakes uebrig. Leider waren die noch nicht reif, so dass wir sie zurueck ins Feld warfen.
Keine fuenf Schritte weiter hoerten wir einen Jungen rufen. Er kam wie der Blitz angerannt, in einer Hand eine Machete. Ich hatte Bedenken, dass wir jetzt gescholten werden, da wir Maiskolben gepflueckt hatten. Der Junge aber wollte uns anbieten, unsere Rucksaecke auf Pferde aufzuladen, da wir nur mit einem Pferd ueber den Fluss kommen wuerden. Er schrie unhoeflich auf uns ein, das Angebot wahrzunehmen und einen entsprechenden Preis dafuer zu bieten. Dem Jungen folgten weitere Kinder und Jugendliche, sowie eine Dame mittleren Alters. Auch sie redete auf uns ein, dass wir ohne Pferd nicht bis nach Guatemala kommen wuerden. Wir lehnten dennoch dankend ab und machten alsbald eine Pause. Unsere Knie waren vom Laufen so schwach, dass wir uns dringend staerken mussten. Das taten wir mit den restlichen Cornflakes.
Die Familie schlug waehrenddessen einen Weg ein, der nach links fuehrte. Erst waehrend unserer Pause fiel uns auf, dass die Strasse sich dort gabelte. Ein kleiner Junge der Gruppe mit den Pferden gab Auskunft, dass der Weg nach Jalacte nach links fuehre. Beim Vergleich der Qualitaet der Wege konnten wir uns das schlecht vorstellen. Der Weg nach links war teils mit Grass ueberwachsen. Wie, fragten wir uns, kann eine Strasse, die regelmaessig von vielen Menschen und Busen fuer den Grenztranfer benutzt wird, mit Grass ueberwachsen sein? Da wir eh noch nicht wieder fit waren, warteten wir auf ein weitere Passanten. Ein Autofahrer erklaerte uns, dass die Strasse nach Jalacte nicht nach links, sondern geradeaus verlief. Wir waren unseren schwachen Beinen dankbar, an dieser Kreuzung um Pause zu bitten. Ansonsten waeren wir sonstwo gelandet.
Wir schleppten uns weiter, bis wir Jalacte nach einem zweistuendigem Fussmarsch endlich erreichten. Jetzt, dachten wir, haben wir es fast geschafft. An dem Weg angekommen, der hinunter zum Fluss fuehrte, und den wir ueberqueren mussten, um nach Guatemala zu kommen, stutzten wir. Der Weg war voller Schlamm. Es handelte sich um einen steilen Trampelpfad, der tiefe Kuhlen gefuellt mit Wasser aufzeigte. Wir fragten die Reiter nach dem Preis, um durch den Schlamm zu kommen. Zehn Dollar (9 Euro) zum Ueberqueren des Trampelpfades, des Flusses und dem Transport bis Santa Cruz war uns entschieden zu viel. Wir diskutierten ein wenig, doch da ein Handeln nicht moeglich war, lehnten wir ab. Die Reiter lachten ueber uns, doch solch einer Unverschaemtheit wollten wir uns nicht hingeben, hatten wir doch zuvor erfahren, dass der Preis 10 Quetzal (1 Euro) betrug. Mit dem Boot waren es gar nur 5 Quetzal (0,50 Eurocent). Wir schleppten uns also durch den rutschigen, nassen Schlamm, mit der Gefahr irgendwann so festzustecken, dass wir uns nur noch der Laenge nach in den Schlamm legen konnten. Augustas schuftete wie ein Verrueckter, um unser gesamtes Hab und Gut bis zum Fluss zu transportieren, denn mit meiner Rucksacktrage gab es kein Durchkommen. Waehrend wir uns nach unten bewegten, ritten die Reiter an uns vorbei, die zuvor ueber uns gelacht haben. Auch jetzt rissen sie Witze, dass wir statt ihr Angebot anzunehmen, zu Fuss nach unten spazieren.
Das sie an uns vorbeiritten hatte nur einen Grund. Sie wollten die Maenner am Fluss ueber unsere Reaktion zum geforderten Preis informieren. Als wir unten ankamen, belaechelten uns auch die Menschen am Fluss. Wir fragten nach dem Preis und wie sollte es anders sein, fuer uns waren es 5 Belizische (BZ) Dollar (2,20 Euro), statt wie fuer alle anderen 5 Quetzal (0,70 Eurocents). Aus Prinzip wollte ich fuer den Preis nicht uebersetzen. Wir standen eine Weile herum und befragten neue Leute, die vom anderen Ufer uebergesetzt waren. Leider wurden die informiert und erklaerten, sie muessten 5 BZ Dollar bezahlen. Jeder Versuch dem Chef der Bootsleute klar zu machen, dass der Preis nicht gerechtfertigt war, scheiterte an der Ueberheblichkeit unseres Gegenuebers.
Das Boot war eher ein Floss, dass aus vier Holzstaemmen zusammengesetzt und gerade mal 1,20 m lang und 1 m breit war. Als Sitz dienten zwei festgeschnuerte Pepsi-Kaesten. Das Floss war an einer Schnur befestigt, die von einem Ufer zum anderen gespannt war. Fuer den Hin- und Hertransport musste das Seil mittels Mannkraft gezogen werden. Nur eine Person hatte auf dem Floss Platz. Der Fluss, im Sommer zu Fuss durchgehbar, betrug wegen der heftigen Regenfaelle eine Weite von ungefaehr 20 Metern. Die Stroemung war zu stark um hinueberzuschwimmen. Die Pferde, die auch als Transportmittel zum Uebersetzen des Flusses dienten, sanken bis zum Beginn des Halses ins Wasser. Sie hatten sehr mit der Stroemung zu kaempfen.
Trotz der Abhaengigkeit von den Flossleuten, blieb ich stur. Augustas zog mit, so dass ich vorschlug, uns an einem nahe gelegenem Baum auszuruhen. Waehrend Augustas die Pause genoss, sreifte ich entlang des Flusses durchs Dickicht. Ich dachte, dass vielleicht weiter oben eine Stelle zu finden sei, an der wir zu Fuss durchwaden koennten. Ich rutschte hin- und her und ging letztlich soweit ins Dickicht herein, bis der Pfad kaum noch existierte. Ich gab auf, denn die Stroemung und Weite des Flusses wuerde es auf keinen Fall zulassen, dass wir zu Fuss uebersetzten, geschweige denn durchschwimmen.
Wir waren also definitiv auf die Bootsleute angewiesen. Das wir den Preis von 5 Quetzal (0,70 Eurocents) nicht bekommen wuerden, war uns klar. Wir versuchten zu verhandeln. Mit viel Muehe und ausreichend Geduld gelang es uns, den Preis auf 3 BZ Dollar (1,25 Euro) herunterzuhandeln. Wir setzten also endlich ueber. Vielleicht haetten wir auch bis zum naechsten Tag gewartet. Da wir aber weder Wasser noch etwas zu essen hatten, mussten wir uebersetzen. Da wir keine Belizischen Dollar mehr und noch keine Quetzal besassen, konnten wir nur mit US Dollar bezahlen. Als Wechselgeld erhofften wir uns Quetzal, bekamen aber nur Belizische Dollar zurueck. Dafuer schien der Chef, der sich persoenlich ans andere Ufer schiffen liess, um uns das Wechselgeld zu geben, falsch gerechnet zu haben. Er gab uns statt 4 BZ$, 4,75 BZ$ zurueck. Die Bootsfahrt kostete uns also am Ende knappe 5 BZ$ (2,20 Euro) fuer uns beide und unsere Rucksaecke.
Endlich Guatemala! Wir waren gluecklich, doch mussten wir uns schnell gen Santa Cruz bewegen, um an Quetzal und somit etwas zum Essen zu kommen. Wir stiegen das vor uns liegende Maisfeld hinauf. Ich blieb in der Mitte stehen, da wir eigentlich nicht genau wussten wo wir entlang gehen mussten. Augustas kletterte derweil empor und kam zurueckgehetzt. Er erklaerte, dass er sich nicht sicher sei, wo und wie es jetzt weitergehen sollte. Als wir oben ankamen, durchstiegen wir den Stacheldrahtzaun und standen auf einer holprigen, mit Felsbrocken gepflasterten Strasse. Wir gingen ein Stueck, bis wir das wahre Unheil sahen. Ein steiler Weg bergab, voller ungeordneter Felsbrocken, dazu Schlamm und Wasser. Ein anderer Weg war ein Trampelpfad, klitschig und mit tiefen Einhoelungen von den Pferdehufen. Wir waren ratlos.
Leider setzten die Reiter, die zuvor einen Preis von 10 BZ$ pro Person forderten, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ueber den Fluss und standen auch schon hinter uns. Das fuehlte sich vielleicht schrecklich an. Wir wollten ihre Dienste fuer diesen horrenden Preis nicht in Anspruch nehmen, den sie nur forderten, weil wir sogenannte Gringos (Auslaender) sind. Und jetzt hatten wir keine andere Wahl. Allein wuerden wir durch diesen Weg mit unserem Gepaeck nicht durchkommen. Die Reiter machten sich ueber uns lustig. Ich ignorierte sie, doch hoerte ich ihrer Diskussion zu. Allen war klar, dass wir wirklich gekaempft hatten, und dass wir jetzt ohne ihre Hilfe nicht weiterkaemen. Sie boten einen Preis, der wiederum nicht in Ordnung war. Ich bot dagegen unsere letzten 4,75 BZ$ an. Mehr hatten wir nicht, mehr waere ich auch nicht bereit zu zahlen. Zwei der Reiter die am lautesten ueber uns gelacht hatten, erklaerten sich nun bereit, unsere Rucksaecke fuer den gebotenen Preis zu transportieren. Statt die Rucksaecke an den Pferden festzuschnallen, setzten sie diese auf ihre Ruecken. Dabei wurde ihnen wohl zum ersten Mal bewusst, welche Arbeit vor allem Augustas geleistet hatte. Sie lachten nicht mehr und stapften los. Wir fragten wo es entlang ging, worauf sie uns einen Streich spielten. Sie lenkten uns geschickt durch den schlimmsten Trampelpfad der nach Santa Cruz fuehrte. Es war auch der kuerzeste Weg, aber nur dann der schnellste und unkomplizierteste, wenn man zu Pferd unterwegs war.
Wir stapften los. Augutas nahm den kleinen Rucksack auf den Ruecken, hielt die Rucksacktrage in einer Hand und haengte seine Regenjacke um seinen Hals. Ich hatte nicht weiter als meine Regenjacke, was sich spaeter als zuviel herausstellte. Wir gingen los. Da ich aber mit meinen kleinen Fuesse bei Steinen schnell und schmerzhaft stecken bleibe, entschied ich mich die Schuhe anzuziehen. Das ging die erste Zeit gut, bis sich so viel Schlamm ansammelte, dass die Schuhe drei Kilo mehr wogen. Noch dazu saugten sie sich tief im Schlamm fest, was ein Weiterkommen enorm erschwerte. Ich fiel einige Male fast samt meines gesamten Koerpers in den mindestens kniehohen Schlamm. Manchmal hatte ich zu kaempfen, dass ich meinen Fuss ueberhaupt wieder aus der zaehen Masse befreien konnte. Augustas war schneller unterwegs und liess mich spaeter weit zurueck. Ich entschied die Sandalen auszuziehen. Dann ging es barfuss weiter. Manche Fusstritte endeten mit einem riesigen Platsch. Dabei wurden ich fleissig mit Schlamm bespritzt. Die Schuhe in meinen Haenden wurden mit ihren drei Kilo Schlamm auch nicht leichter. Da ich mich so manches Mal mit den Haenden im Schlamm abstuetzen musste, damit ich nicht komplett hineinfalle, waren die Sandalen mehr als hinderlich. Ich suchte mir also kleine Dreckpfuetzen, in denen ich die Schuhe zumindest grob von den Schlammmassen befreien konnte. Dann ging es weiter. Ich war die einzige Person auf dem Schlammfeld und versuchte mich muehevoll bergauf zu kaempfen. Oben sassen und standen die Reiter und genossen das Schauspiel. Waehrend meines Kampfes durch die Erdmassen schaute ich auch ab und an auf die weit entfernt liegenden Felder. Dort liefen entlang eines schmalen Pfades eine ganze Menge Leute Richtung guatemalisch-belizischer Grenze. Es gab also einen anderen, weit bequemeren Weg als den, den uns die Reiter geschickt hatten. Das ganze Schauspiel diente also der Belustigung.
Oben angekommen fing Augustas an zu lachen. Auch ich stimmte mit ein, da man bei unserem Anblick nichts anderes machen konnte. Unsere Hosen waren voller Schlamm und auch die Haende sahen nicht besser aus. Die gerade mit dem Bus aus Santa Cruz angekommenen Menschen blieb der Atem stehen. Sie konnten nicht fassen, dass wir so verschlammt waren. Als die Reiter erklaerten, wie es dazu kam, waren sie erstaunt. Es schien mir, als haette noch kein anderer zuvor den Weg durch den Trampelpfad genommen. Gluecklicherweise lebte an der Stelle an der wir hochkamen eine Familie. Wir baten uns waschen zu duerfen und wurden freundlich hereingebeten. Zuerst kamen Fuesse und Waden dran, dann die Knie und der Rest meines Unterkoerpers samt meiner Hose. Die zog ich gar nicht erst aus, sondern kippte das Wasser einfach darueber. Als ich meinen Koerper soweit sauber hatte, kamen meine schlammgeschundenen Sandalen dran. Augustas machte sich nach mir ans Werk, hatte aber nicht soviel wie ich zu reinigen, da er nur bis unter die Knie verschmutzt war. Er hat den Vorteil gehabt, bei seiner Groesse nicht so tief in den Schlamm einzusinken.
Sauber und mit gefuellten Wasserflaschen machten wir uns zu Fuss auf ins Zentrum von Santa Cruz. Auf dem Weg dahin wurde uns eine Fahrt im Mini-Bus angeboten, die wir dankend ablehnten, da das Zentrum nicht weit war. Auf dem Weg zum Zentrum kamen uns einige Betrunkene, und einige unter Drogen stehende Maenner entgegen. Die anderen Menschen die wir trafen schienen uns nicht freundlich gesinnt, obwohl wir sie entsprechend hoeflich gruessten.
Im Zentrum angekommen suchten wir den erstbesten Obst- und Gemuesestand. Da die Dame keine US Dollar akzeptieren konnte, sandte sie uns zu einem Herrn, den sie ‘den Amerikaner’ nannte. Letztlich war der Herr Guatemaler, der allerdings US Dollar zu einem guten Preis in Quetzal umtauschte. Wir buessten nichts gegenueber dem offiziellen Kaufpreis ein. Dann attackierten wir den erstbesten Laden. Wir hatten nicht viel Zeit ueber unsere Einkaufswuensche zu diskutieren, was zu folgendem Dialog fuehrte:
A: ‘Tomaten?’
K: ‘Ja, vier.’
A: ‘Besser sechs.’
K: ‘Ok. Kartoffeln?’
K: ‘Drei. Nein vier.’
A: ‘Besser drei.’
K: ‘Ok. Paprika?’
A: ‘Ja. Eine. Moehre?’
K: ‘Eine. Und Choco-Crisp.’
A: ‘Wo. Ok. Nehmen wir. Toilettenpapier.’
…
Wir deckten uns reichlich mit Essen ein und machten uns auf Richtung Dorfende.
Der Weg bis zum Ende des Dorfes war lang und wie bereits auf dem Weg nach Jalacte, steinig und stetig bergauf und bergab. Wir gruessten die Menschen freundlich, doch die meisten schienen eher verwundert darueber. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass wir zu Fuss durch dass Dorf marschierten, statt einen Busservice in Anspruch zu nehmen. Die Atmosphaere in Santa Cruz aus menschlicher Sicht war kalt. Wir fuehlten uns absolut nicht wohl und wollten diesen Ort so schnell wie moeglich hinter uns lassen. Als haetten wir noch nicht genug mit Wasser zu tun gehabt, standen wir wieder einmal vor einer ueberschwemmten Strasse. Auch hier war der Strom stark, doch dass Wasser war nicht mehr als knietief. Vom Moment des Betretens der anderen Seite fuehlten wir uns etwas entspannter. Das Dorf war aber laengst nicht zu Ende. Wir gingen weiter, bis uns irgendwann die Zeit wegrannte. Wir brauchten einen Ort zum uebernachten. So fing ich an die Bewohner um Hilfe zu fragen, was aber letztlich nichts brachte. Wir wurden bergauf geschickt, da das Land weiter unten zu nass fuer das Aufstellen eines Zeltes war. Dann kamen wir an einem Tor vorbei, dass zu privatem Farmland fuehrte. Ich stieg ueber das eiserne Tor und begutachtete das Fleckchen. Es schien wie geschaffen fuer uns, so dass wir uns im Eilzugtempo auf die andere Seite bewegten. Kaum waren wir ein wenig im Gras gestapft, hoerten wir Stimmen und Autos auf der Strasse. Ich warf mich ins Gras und rief Augustas zu, ‘Leg dich hin! Leg dich hin!’ Wir schafften es rechtzeitig, so dass keiner von uns Notiz nahm. Ein passender Platz fuers Zelt war bald gefunden und wir richteten unser Haeuschen her. Kaum fertig schluepften wir hinein und legten uns erschoepft und dem Schlaf nahe fuer eine unbestimmte Zeit nieder. Augustas machte sich nach unserer Verschnaufpause noch einmal auf zum Tor, da er es nur mit einem der zwei vorhandenen Riegel geschlossen hatte. Ohne auf die Strassengeraeusche Acht zu geben, entdeckte er nahe dem Tor eine Person. Diese war dabei bergauf zu gehen. Augustas hockte sich blitzschnell hin und ohne das Tor mit dem zweiten Riegel zu sichern, schlich er sich zurueck. Er befuerchtete, dass er gesehen wurde. Wir warteten eine Weile still im Zelt, da aber nichts passierte, hofften wir das alles gut gehen wird. Nach einem reichlichen Abendmahl und einiger Ausruhzeit massierten wir uns gegenseitig, damit wir den naechsten Morgen ueberhaupt noch weiterlaufen konnten.
Kommentare
Kommentar schreiben