Fuenfmal Hundebellen (April 5 – 23)
April 16, 2007
Themen: Costa Rica
Die letzten zwei Wochen seit dem Ueberfall ist nicht viel bei uns passiert. Da wir nicht gern laenger in Cartago bleiben wollten, fuhren wir nach Palmira Norte. Dort hatten wir zwei Wochen zuvor Johanna kennengelernt, die uns waehrend unseres nicht sehr erfolgreichen Trampens mit Fruechten und Kokosnusswasser versorgte.
Sie lud uns damals in ihr Haus ein und draengte sie auf jeden Fall anzurufen. Nun war es an der Zeit Johanna naeher kennenzulernen und da waren wir, in Palmira Norte. Wer jetzt fehlte war Johanna. Die hatte sich schon eine Woche nicht mehr bei ihrer Familie gemeldet. Die Mutter wusste nur, dass sich Joanna rumstreunend durch Costa Rica bewegte. Was fuer ein Maedchen! Wir schmunzelten, waren aber hocherfreut darueber, dass sich Johanna’s Mutter und Bruder sofort um uns kuemmerten. Sie arrangierten, dass wir bei Johanna’s Schwester Stefanie und deren Ehemann Rene (ein Kanadier) unterkommen konnten.
Stefanie und Rene hatten ein gemuetliches Haus, mit unzaehligen Bananenstauden vor der Tuer. Auch fand sich ein riesiger Ameisenhighway durch den gesamten Garten. Bei meinen Gehversuchen wusste ich gar nicht wo ich hintreten sollte. Es war herrlich vor deren Tuer zu sitzen, die Voegel zu beobachten und Nachbar’s schwarz-weiss gepunktete Katze mit dem ebenso gemusterten Hund aus der Gegend spielen zu sehen. Beim Maeusefangen waren wir auch live dabei. Gegen Nachmittag brach taeglich ein kraeftiger Regenschauer ueber uns hinein. Wir vergnuegten uns zu dieser Stunde meist mit einem Film, da Rene richtig fernsehvernarrt war und wir uns auch gerne mal hinzugesellten. Die drei Tage in Palmira Norte waren ansonsten ausgesprochen ruhig. Ich konnte nicht viel laufen und begnuegte mich so meist mit herumsitzen und Kalt-Warm-Umschlaegen fuer mein Bein.
Das Wochenende, als wir nach Palmira Norte zu Besuch kamen, stand Ostern vor der Tuer. Wir waren ausgesprochen neugierig, wie Costa Ricaner ihre Ostertage verbringen. Wir mussten aber feststellen, dass Ostern nicht wie in unseren Heimatgegenden gefeiert wird. Ausser am Sonntag zur Kirche gehen wird nichts unternommen. Kein Eiersuchen, keine Ostertorte, kein “Wer-hat-das-staerkste-Ei-Spiel” (litauische Tradition), keine Feierstimmung, nichts. Der Ostersonntag zog vorbei wie jeder andere Wochentag. Das machte uns ein wenig traurig, aber gut, auf der anderen Seite haben wir uns dieses Ostern zumindest nicht die Maegen verdorben!
Als das Humpeln schon etwas besser funktionierte entschieden wir nach San Jose zu trampen. Das klappte super. Luis lass uns nach nur einer halben Stunde auf und lud uns, kaum waren wir in San Isidro angekommen, in sein Haus in San Rafael Abajo (nahe San Jose) ein. Wir wohnen hier bereits seit einer Woche. Luis ist ein vielbeschaeftigter Mann, der als Fachberater Organisationen hilft, verschiedenartige, oekologische Veranstaltungen in ganz Zentralamerika zu organisieren. Luis’ Leidenschaft ist das Kochen. Er war einst drei Jahre Vegetarier, hat sich aber wieder dem Fleisch zugewandt, da er oft mit Dorfbewohnern zu tun hat, die ihm Fleisch vor die Nase setzen.
Luis ist stark mit der Natur verbunden und ist dabei in die Naehe von San Isidro zu ziehen, nicht weit von einem Naturschutzgebiet in der Talamanca Bergkette, in der Naehe der Quizarra Gemeinde der Region Perez Zeledón. Auf unserer Fahrt von Palmira Norte nach San Jose, hat er mit uns einen Abstecher zum dortigen Los Cusingos Vogelnaturschutzgebiet gemacht. Los Cusingos war eigentlich mal eine Farm, die
Dr. Alexander Skutch, einem amerikanischen Botaniker und Ornithologist gehoerte, der dieses Farmland im Jahre 1941 erwarb. Sein Grundbesitz ist jetzt im 21. Jahrhundert eines der letzten, noch bestehenden Waldstuecke in der sonst durch Agrikultur gepraegten Landschaft. Der fuehrende Naturforscher hinterliess seine Farm dem Tropical Sciene Center (TSC) San Jose, Costa Rica, mit der Bitte, das Gebiet zu schuetzen und seine Arbeit in den Tropen fortzusetzen. Die Farm ist seit einem Jahr fuer die Oeffentlichkeit zugaengig und bietet Aktivitaeten wie die Beobachtung von Voegeln und deren Studium sowie Meditation an.
Wir kamen kostenlos hinein, da wir mit Luis antanzten. Luis hatte zuvor 6 Monate fuer die Farm bzw. den TSC gearbeitet. Zudem kam, dass es Montag und Los Cusingos eigentlich geschlossen war. Wir durften trotzdem eintreten und konnten so bis zum Haus von Dr. Alexander Skutch vordringen. Auf dem Weg dahin erspaeten wir eine ganze Menge wilder Affen, die uns neugierig von den Baeumen aus inspizierten. Skutch’s Haus ist auf Steinen erbaut, die er selbst vom naheliegenden Fluss heraufgetragen hatte. Das Haus wurde in ein Museum umgewandelt. Leider waren die Tueren verschlossen, so dass wir keinen Blick hineinwerfen konnten. Luis erklaerte uns aber, dass im Innern des Hauses alles Originalgetreu erhalten geblieben ist. Neben dem Haus gibt es einen Schuppen, der die Bibliothek darstellt und laut Luis’ Aussage vollgestopft mit Buechern ist. Es scheint neben den Voegeln die Hauptattraktion der Farm zu sein. Wir schauten noch an Skutch’s Grab vorbei, dass ausgesprochen schoen angelegt ist. Einzig mit Graesern und Blumen geschmueckt, die direkt aus der Erde raken. Faszinierend, denn schon als wir sein Grab betrachteten konnten wir fuehlen, was fuer ein naturliebender Mensch Skutch war.
Wegen meiner Geheinschraenkung konnten wir das Gebiet nicht weiter erkunden. Luis musste ausserdem noch einige Dinge in San Isidro erledigen, bevor wir mit ihm nach San Jose fahren wuerden. Wir kehrten diesem ruhigen, magischem Ort den Ruecken zu und machten uns auf nach San Isidro. Dort trafen wir kurz auf Rosie von der Earth Rose Farm.
Auf dem Weg nach San Jose kamen wir an unzaehligen, das Landschaftsbild Costa Rica’s entlang des panamerikanischen Highways schmueckenden Ananasfeldern vorbei. Weit und breit gruene Flaechen voller Ananaspflanzen. Costa Rica ist, soweit wir wissen, der fuehrende Exporteur fuer Ananas. Leider zerstoert dieser enorme Anbau das natuerliche Gleichgewicht und traegt so zur Erhitzung unserer Erde bei. Um die Ananas in solchen Massen erfolgreich gedeihen zu lassen, verwenden die Anbauer Unmengen von Pestiziden und Wachstumsmitteln. Seitdem nehme ich Abstand von den knackig aussehenden Ananas.
In San Jose angekommen, wurden wir von fuenf liebeshungrigen, anfangs noch skeptisch knurrenden und bellenden Hunden begruesst. Da ist die Rottweiler-Dame Mariposa (Schmetterling), die mir samt Kopf bis zur Huefte reicht. Wo Mariposa ist, darf Pinki, ein 20 Zentimeter grosser, quirliger Chiuahua nicht fehlen. Die beiden geben ein herrliches Bild, sobald jemand am Tor vorbeilaeuft. Beide rennen wie angestochen zum Zaun und waehrend Mariposa dem Vorbeilaufenden lautstark bellend einen Schrecken einjagt, springt Pinki im Takt ca. 1 Meter in die Hoehe und bellt mit seiner hohen Stimme, da er nicht bis zum Sehschlitz reicht. Es ist ein Bild fuer die Goetter und wir koennen uns einfach nicht daran sattsehen. Weiter geht es mit Princessa, eine Art Jack Russell Terrier, die mich tagelang angklaeffte, bis … ja bis ich ihr etwas zum Naschen gab. Seit dem sind wir Freunde. Beluga ist eine ganz ruhige, sehr Sensible Huendin, die wie eine Woelfin jault, wenn sie uns sieht. Sozusagen ihre Form der Begruessung. Beluga mit ihren glasklaren blauen Augen und ihrem langhaarigen, weissem Fell ist eine sibirische Husky-Huendin. Sie ist sehr scheu und haelt sich immer im Hintergrund, freut sich aber wie verrueckt, wenn man persoenlich zu ihr kommt und ihr ein paar Streicheleinheiten gibt. Gill, der rabenschwarze Rottweiler-Mischling, ist eine Frohnatur und hat uns auf Anhieb akzeptiert. Der einzige Nachteil so vieler Hunde, eingesperrt in den Garten des Hauses, ist, dass sie bei jedwedem, zu ihnen vordringendem Hundegebell oder -gejaul ihren Kommentar dazugeben muessen. Ob mitten in der Nacht, frueh 4 Uhr morgens oder in der Mittagsruhe, ihre Muender stehen nicht still, sobald sie Laute von der Strasse vernehmen oder jemandem am Tor vorbeiziehen hoeren bzw. riechen. Besonders schlimm ist es in der Nacht, wenn draussen vorm Tor die Strassenhunde-Gang vorbeizieht. Da ist nix mit schlafen!
Luis’ Garten ist zwar klein, hat aber allerhand zu bieten. Neben einer Menge Hundekacke hat er ein kleines Gewaechshaus, in dem er Tomaten und Kraeuter zieht. Dazu kommen Bananenstauden, von dessen Bananen wir eine ganze Woche gezehrt haben. In einer Ecke des Gartens hat Luis eine selbstgebastelte Compostanlage. Dazu wird zuerst in der Kueche der Muell in einen Tischeimer gefuellt. Wenn der voll ist, wird der Bio-Muell in einen grossen Abfalleimer in seinem Abstellraum geschuettet. Dort bilden sich eine Menge Maden, waehrend darauf gewartet wird, dass der Eimer voll ist. Bricht der Eimer vor Bio-Muell fast auseinander, wird dieser in der Compostecke ausgeschuettet und eine Plastikplane darueber gelegt. Darunter versammeln sich nun fleissig die Kakerlaken und Wuermer, die aus dem Abfall hochwertige Erde machen.
In Luis Haus haben wir ein Zimmer und einen Computer mit Internetanschluss ganz fuer uns selbst. Das verleitet zum naechtlichen Arbeiten und zum morgendlichem Spaetaufstehen. Viel mehr konnten wir nicht tun, da ich noch dabei bin mein Bein auszuheilen. Mittlerweile faellt uns die Bude hier auf den Kopf und wir haben entschieden nach El Salvador zu reisen. Laufen kann ich schon weit besser und wenn wir es in Rekordzeit bis nach El Salvador schaffen, werden wir versuchen Fernando’s Familie zu finden. (Fernando hatten wir samt seiner Familie in Copper Bank, Belize, kennengelernt; der Kontakt zu seiner Familie ist vor einigen Jahren abgebrochen) Wir hoffen auf gutes Gelingen. Danach moechte ich so gerne nach Nicaragua, denn schon seit meiner Kindheit schwirrt mir dieses Land im Kopf herum.
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