Drei Wochen in Lima und andere März-Neuigkeiten
April 18, 2008
Themen: Peru
Im März verbrachten wir drei Wochen in Lima, der Hauptstadt von Peru. Der Hauptgrund waren meine Symptome einer unbekannten Krankheit. Zuerst Erkältungserscheinungen, dann Bronchitis, zunächst Krämpfe in der rechten und linken Brust… All dies begann in Iquitos, kurz nachdem Augustas Malaria behandelt und sein Dengue-Fieber verschwunden war. Wir erwogen bereits eine Reaktivierung des Herpes Zoster, was ich vor 5 Jahren erlebte, oder aber eine Verschlimmerung der Symptome meiner Postzoster-Neuralgie.
Wir begannen nach Biomagnetismus-Spezialisten in Peru zu suchen, doch leider gibt es im ganzen Land nur 3 von ihnen und die verlangen Preise, die sich unsereins nicht leisten kann (eine Behandlung kostet 150-170 Soles, was ungefähr €40 entspricht).
Zudem behauptete einer dieser Doktoren, dass er mit dem verlangten Behandlungspreis im Sinne aller sozialer Klassen handelt. Bei einem Durchschnittseinkommen der ärmeren Bevölkerung von €70 pro Monat fragt sich unsereins ernsthaft, wie sich diese Menschen eine Behandlung leisten können und wenn sie das Geld wirklich aufbringen, welche Konsequenzen das wohl für die Lebenssituation dieser Person nach sich zieht. Die persönlichen Gespräche mit diesen Doktoren weckten in uns den Eindruck, dass nicht der Wille zu helfen sondern Geld ihr wahrer Antrieb ist. Wir entschieden uns deswegen, für eine Behandlung mit Biomagnetismus nach Chile zu gehen. In Iquique, wo wir 5 Tage verbrachten, unterzog ich mich zwei Behandlungen und fühle mich seitdem wesentlich besser.
Ende März erhielt Augustas das POSITIVE Resultat der Leptospirose Analyse, welche Ende Februar initiiert wurde (die Diagnose für diese Krankheit dauert 3-4 Wochen). Leptospirosis ist eine ernsthafte Krankheit, bei der es unabdingbar ist, schnell zu reagieren. Leptospirosis wird mit einer 10tägigen Einnahme von Doxycycline (Antibiotika) behandelt, die Augustas sofort durchführte.
Da meine Symptome nicht abklangen, vermuteten wir bei mir eine tropische Infektionskrankheit (schließlich haben wir zwei Monate im peruanischen Dschungel verbracht). Auch ich begann mit der Einnahme von Doxycycline. Diesen Gedanken verfolgend besuchten wir außerdem einen erfahrenen Tropenarzt, doch zu unserer Überraschung diagnostizierte er nur eine Bronchitis, nichts weiter. Er verschrieb mir eine 7tägige Antibiotikabehandlung mit Claritromicina. Natürlich akzeptierte ich dieses Mal die Chemiekeule, denn die Angst saß mir noch immer im Nacken. Nach 4 Tagen reagierte mein Körper (wie gewohnt) so stark auf die Antibiotika, dass ich fürchterliches Herzrasen bekam und zur gleichen Zeit meine Muskelkrämpfe im Brustbereich (vor allem in der Herzgegend) zurückkehrten. Ich nahm die Antibiotika noch einen Tag länger, da die Nebenwirkungen aber anhielten, stellte ich die Einnahme dieser Chemiekeule nach 5 Tagen ein.
Lima ist eine enorm große Stadt mit 9 Millionen Einwohnern. Wir lebten im Bezirk Comas, im nördlichen Teil Limas. Hier verbrachten wir die meiste Zeit, denn die Fahrt ins Stadtzentrum war viel zu zeit- und nervenraubend. Die Hinfahrt kostete uns bis zu 1,5 Stunden, abhängig von Staus und der Busroute. Da wir weniger gern 3 Stunden am Tag in überfüllten Bussen verbringen, ließen wir das mit Vorliebe bleiben. In Comas beherbergte uns Carla, eine Tramperin, Schauspielerin und wirklich interessante Persönlichkeit.
Hier ist eine Liste der bewegensten Ereignisse während unseres Limaaufenthaltes.
Erdbeben
In der Nacht vom 28 zum 29 März wachte Augustas mitten in der Nacht auf. Während er sich aufsetzte fühlte er das Bett wackeln. Das Vibrieren war eindeutig ein Erdbeben und da ich von all dem nichts mitbekam, rief er, “Katja, ein Erdbeben!” Ich schaute ihn ungläubig von der Seite an und fragte, “was ist den los?”, denn meiner Meinung nach stand alles still. Augustas zögerte. In dem Moment, wo er mich wach gerüttelt hatte, war das Erdbeben bereits vorbei. Es schien ihm wohl etwas unbehaglich zu sagen, dass die Erde wackelt, wenn es gar nicht so ist. Mit anderen Worten, er war verwirrt und fragte sich, ob er das alles nur geträumt hatte. “Keine Sorge, alles ist in Ordnung…schlaf, schlaf…”, meinte er kurz darauf zu mir und so sanken wir zurück in die Kissen und schliefen seelenruhig ein.
Morgens. Ich genoß bereits den neuen Tag während Augustas noch im Bett herumlümmelte. Plötzlich wackeln die Fenster begleitet von einem krachenden Geräuch, die Wände bewegen sich, ALLES wackelt…jetzt ist es sicher: ein Erdbeben!!! Wir rannten aus dem Zimmer, doch mir dämmerte, “meine Papiere!” Ich lief zurück und angelte mit Mühe meine Halstasche mit Reisepass etc drinn aus dem Rucksack. Jetzt dämmerte es auch bei Augustas. “Meine Hose!”, rief Augustas und lief in Unterhose bekleidet fix zurück ins Zimmer. ‘Reisepass!’, war sein zweiter Gedanke. In dem ganzen Stress konnte er sich nicht erinnern, wo er diesen gelassen hatte, er griff also gelich nach dem gesamten Rucksack und schliff ihm aus dem Zimmer. Schließlich fiel ihm doch noch ein, wo die Papiere waren. Er ergriff sie und als wir aus dem Haus auf die Straße kamen, war das Erdbeben bereits vorbei.
Am nächsten Tag schrieben die Tageszeitungen, dass das erste Erdbeben um 1:30 Uhr nachts eine 4,3 auf der Richterskala anzeigte. Das Erdbeben um 8 Uhr morgens kam auf 5,3 Punkte. Diese Erbeben waren natürlich weit entfernt von der Katastrophe, die im vergangenen August 2007 Peru traf. Damals erreichte das Beben eine 8,0 auf der Richterskala.
Der beste Reisende Litauens
Im März wurde Augustas zum besten Reisenden Litauens des Jahres 2007 gekürt. Dieser Wettbewerb für Reisende heißt “Der Magelan von Litauen” und wurde bereits zum zweiten Mal von der InfoEra organisiert, dem offiziellen Distributor von Magelan GPSs in Litauen.
Kurz, kürzer, am kürzesten
Als Augustas Ende Februar unter Fieberattacken verursacht durch Dengue und Malaria litt, fühlte er sich außerordentlich von seinem langen Haar belästigt. Das Einzige was er damals wollte war, seinem Pferdeschwanz auf wiedersehen sagen.
Augustas Kurzhaar-Tick übertrug sich wie ein Virus auf mich. Ich begann von einer Kurzhaarfrisur zu träumen, mit der ich morgens den Kamm schlichtweg vergessen kann. Im Internet fand ich dieses Foto, in was ich mich regelrecht verliebte:
Als Augustas tropische Krankheiten geheilt waren, vergaß er nahezu die Belästigung durch sein langes Haar. Ich allerdings war bereits besessen von der Idee einer pflegeleichten Kurzhaarfrisur. In Comas gab es etliche Friseurläden, in denen man für 5 Soles (€1,20) seine Haarpracht verändern konnte, doch ich traute diesen Friseuren nicht über den Weg. Abgesehen davon, dass auch Carla mir davon abriet, sah ich, wie zum Beispiel die Männer allesamt mit dem gleichen Haarschnitt aus dem Laden spazierten. Ich zog Qualität in dieser Hinsicht vor und so fuhren wir zu einem anderen Stadtteil namens Los Olivos und ich legte für meinen Schnitt das Vierfache auf den Tisch (€ 5). Den Laden hatte ich nach Gefühl ausgesucht und mit einem zufriedenen Lächeln spazierte ich nach einer Stunde wieder hinaus. Ich war seelig.
Augustas konnte nun auch nicht länger an sich halten. In einem
5 Soles Friseurladen in Comas ließ er anhand eines alten Reisepass-Fotos seine Haarpracht stutzen. Wie frisch gebacken stand er eine halbe Stunde später lächelnd mit seiner neuen Kurzhaarfrisur vor mir. Ein Erfolg auf ganzer Linie.
Der Schwachsinn des Kapitalismus
Um Katjas Bronchitis zu heilen, verschrieb der Tropenarzt in Lima folgende Medizin:
(Claritromicina)
14 Tabletten
In der Klinikapotheke fragten wir nach dem Preis für das Medikament. Nach einer kurzen Suche im Computersystem meinte die Pharmazeutin, “10 Soles (€ 2,50).”
Ungläubig schauten wir uns an.
“Ist das der Preais für 10 Tabletten?”
“Nein, für eine”, erklärte die Pharmazeutin.
Wir konnten es nicht glauben.
“Haben Sie nicht eine billigere Variante dieser Medizin? Zum Beispiel von einer anderen Firma?” Sie bat uns kurz zu warten.
“Ja, haben wir. 13 Soles (€ 2,20) für eine Packung mit 10 Tabletten.”
Was, wenn nicht völliger GELD orientierter Kapitalismusblödsinn ist das denn bitte schön? Wir konnten keine Erklärung dafür finden.
PS: Diese Art von billiger, “unkommerzieller” Medizin läuft in Peru unter dem Namen “generico” (markenlos). Unsere peruanische Freundin Carla meinte, dass sie gehört hätte, dass die Regierung bald den Verkauf von markenloser Medizin verbieten will. Das würde zu einem wahren Desaster für ein armes Land wie Peru führen.
Die Große Suche
Wir sind keine Googler, was wir suchen, nimmt also Zeit in Anspruch. Wir reden hier von Jobmöglichkeiten. Letzten Monat haben wir über 100 Emails an Hotels und Hostals in Bolivien, Peru, Uruguay, Argentinien und Chile auf der Suche nach einem bezahlten Job versendet. Unser Ziel ist es, ein bischen Geld zu verdienen, um unsere Reise des Lebens fortzusetzen.
Bisher haben wir nur eine Anfrage von einem Reisebüro in San Pedro de Atacama, die Stadt in der trockensten Wüste der Welt, bezüglich der Anfertigung einer Website erhalten. Zudem wird Augustas weiterhin für die litauische Presse schreiben und ich werde geduldig auf die Korrektur von meiner ehemaligen Deuschlehrerin Andrea warten, die sich mit Hingabe durch mein 500seitiges Werk über den ersten Teil unserer Reise kämpft (vom Januar 2006 bis April 2007). Sobald dies getan ist, werde ich mich auf die Suche nach einem Verleger im deutschsprachigen Raum begeben.
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