Der kriegt keine Aufenthaltsgenehmigung! (Maerz 4 – 5)
April 4, 2007
Themen: Panama
Gegen Abenddaemmerung liefen wir in Colon ein. Es war unbeschreiblich, all die riesigen Schiffe zu sehen, die vollbeladen oder auch komplett leer vor dem Eingang zum Panama Kanal direkt im Meer “parkten”. Als wir im Hafen einliefen, passierten wir ueberdimensionale Kraene, unzaehlige Lagerhallen und Frachtschiffe. Endlich entdeckten wir auch die Marina, die als sehr begehrt und uebervoll galt. Deswegen liegen die meisten Segelboote weit entfernt an einem Strand vor Anker.
Die Marina war tatsaechlich brechend voll, doch Cathy und JJ entdeckten Freunde am Pier. Cathy und Augustas setzten kurz mit dem Schlauchboot ueber, um die Moeglichkeit zum Anlegen zu pruefen. Wir bekamen gruenes Licht und als sie zurueckkamen, drehte JJ das Boot so, dass wir an ein weiteres Boot anlegten. Die Seile wurden geworfen und die Boote sicher miteinander verbunden. Da entdeckten wir, dass wir direkt an A Soleja, ein franzoesiches Boot, dessen Besitzer wir bereits in Kuba getroffen hatten, angelegten. Es war herrlich, denn das erste, direkt am Anlegesteg positionierte Boot, was sich hinter A Soleja befand, beherbergte Freunde von Cathy und JJ. Mit A Soleja trafen wir nicht nur den Besitzer, sondern auch Emma und Luis wieder, die seit 1 Jahr mit dem Fahrrad durch den amerikanischen Kontinent reisen und die wir einen Tag vor unserer Abreise in einem Internetcafe in Kuba kennengelernt hatten. Was fuer ein Wiedersehen!
Am naechsten Morgen standen wir um 5 Uhr auf. Wir wollten Waesche waschen und wurden am Vorabend gewarnt, dass die Leute dort montags immer Schlange stehen. In der Waescherei angekommen mussten wir feststellen, dass die Automaten jeweils vier 25 Cent Muenzen verlangten. Wir hatten aber nur Geldscheine. Wir suchten die noch menschenleere Bar und das Restaurant ab, fanden aber niemanden zum Geldwechseln. Da kam uns der Nachtwaechter in den Sinn. Dieser half uns das Geld zu tauschen, indem er uns zu einem weiteren Herrn brachte, der zu dieser fruehen Stunde bereits die Bar in Ordnung brachte. Erst wollte dieser mich auf spaeter vertroesten, ich schaffte es aber ihn zum sofortigen Einsatz zu bewegen. Fuenf Minuten spaeter konnten wir die Waschmaschinen in Gang setzen. Der Wasch- und Trocknungsprozess dauerte ganze 2,5 Stunden. Wir dachten eigentlich noch einmal zu Bett gehen zu koennen, nun war es aber zu spaet dafuer, denn um 9 Uhr mussten wir zur Einreisebehoerde gehen.
In der Marina bekamen wir die Einreisestempel, die aber nicht als Aufenthaltsgenehmigung gelten. Da der Dame jegliche Informationen ueber Litauen fehlten und das Telefon fuer Nachforschungen in Visaangelegenheiten fuer litauische Staatsbuerger nicht funktionstuechtig war, erhielt Augustas keinen Stempel. Stattdessen gab die Dame uns einen unleserlich beschriebenen Zettel mit, den wir im Einreisebuero vorzeigen sollten. Na, wenn das mal nicht noch zu Komplikationen fuehrt…
Wir besorgten alle notwendigen Unterlagen, je ein Foto und hielten 11 Dollar bereit, um den Einreiseprozess schnell hinter uns zu bringen. Doch so ganz wollten die panamaischen Behoerden da nicht mitspielen. Kaum waren wir da, nahm die Dame, die den Stempel und eine Art Briefmarke in den Pass drueckt, unsere Paesse mit einem genervten Gesichtsausdruck entgegen. In dem Buero herrschte reinstes Chaos, jeder rief sich ueberlaut etwas zu und keiner fand was er suchte. Da griffen die Beamten nach Augustas’ Reisepass. Litauen war auch ihnen kein Begriff. Auch hier fehlten jegliche Visainformationen. Als der Buerochef den Pass in die Hand bekam fing er an herumzuschreien, “Der kriegt keine Aufenthaltsgenehmigung, er haette ein gesondertes Visa vor seiner Ankunft hier beantragen muessen!”.
Ich fing an innerlich zu kochen. Ohne auch nur irgendwo nachgeschaut zu haben machte dieser ueberernaehrte Schreihals derartige Aussagen. Ich konnte mich nicht mehr auf dem Stuhl halten. “Was ist das Problem? Er ist europaeischer Staatsbuerger!” Meine Worte blieben ungehoert. Ich versuchte es wieder und wieder. Mittlerweile war das ganze Bueropersonal in heller Aufruhr und eine Frau lief nachdenklich von einem Schreibtisch zum anderen. Endlich kam sie an der Rezeption vorbei und ich herrschte sie an. “Was ist denn bitte schoen das Problem? Warum machen sie einen derartigen Aufstand? Litauen ist seit 2004 in der Europaeischen Union. Zudem haben wir vor Einreise Informationen vom Aussenministerium eingeholt und die sagen, dass ein Litauer kein gesondertes Visum fuer Panama braucht!” Die Frau horchte auf, da meine aergerliche Stimme endlich in ihr Bewusstsein Eintritt fand. “Ich werde das pruefen.” Nun gut, zumindest etwas. Da kam wieder der Buerochef und lauschte, was ihm die Dame neues zu Augustas’ Reisepass erzaehlen konnte. “Litauen ist in der Europaeischen Union?” Es machte Klick in seinem Hirn. “Ja dann, K E I N P R O B L E M !, sie kriegen die Aufenthaltsgenehmigung. Willkommen in Panama!” Wir konnten es nicht fassen. Erst schreit er die ganze Bude zusammen und dann braucht es nur des Hinweises, dass Litauen in der Europaeischen Union ist, ohne das er selbst wirklich weiss ob es so ist oder nicht, und schon kriegt man die Aufenthaltsgenehmigung. ‘Nicht schlecht’, dachten wir und vollzogen endlich den Einreiseprozess.
Wir schlenderten ein wenig durch Colon. Nicht weit vom Einreisebuero befand sich der zentrale
Marktplatz, wo es unzaehlige Verkaeufer von Fruechten und Gemuese gab. Wir kauften fleissig ein und freuten uns ueber einen Schnappschuss, den ich von ein paar Kuna-Frauen machen konnte. Dann machten wir ein Internetcafe ausfindig, in dem wir sogleich einige Stunden verbrachten. Es war ja so billig hier in Panama! Nur 0,75 Dollar fuer eine Stunde. Paradiesische Zustaende im Gegensatz zu Kuba.
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