Biologische Toiletten (Februar, 5-7)
März 1, 2006
Themen: Mexiko
Der Weg von Dzibalchén nach Xpujil war mit vielen Wartestunden verbunden. Es war heiß und es gab keine Autos. Letztlich kamen wir aber noch rechtzeitig in Xpujil an, um die nahegelegene Ruine “Becan” zu sehen. Wir hatten gehört, dass der Eintritt dort 25 Pesos (2,50 §) kostet und das es sich um eine interessante Ruine handeln sollte. Das hatten uns damals in Piste, dort wo Chitchén Itza liegt, zwei Dortmunder gesagt, die schon seit ca. einem Jahr in Nord- und Zentralamerika unterwegs waren. Wir hatten es also endlich bis dahin geschafft, doch als wir ankamen erwartete uns ein Eintrittspreis von 33 Pesos (3,30 $). Wir entschieden eine Nacht darüber zu schlafen und fanden gleich neben dem Eingang zu Becan einen Stellplatz für unser Zelt.
Dieser Stellplatz war gleich neben dem Grundstück einer Familie, die scheinbar an Besucher gewöhnt war. Der Sohn stand uns sofort mit einem Rechen zur Seite, um die Blätter wegzufegen, was wir letztlich aber selbst machten, weil wir bei diesem Serviceangebot befürchteten, dass wir ihn am Ende dafür bezahlen müssten. Da es eh besser war das Laub als Zeltuntergrund dazulassen, nutzten wir den Rechen dafür, neues Laub heranzuholen. Da blieb unser Zeltboden zumindest sauber.
Kurze Zeit später kam der Junge mit einem Tisch an und meinte, wenn wir Stühle bräuchten, könnte er die uns auch bringen. Mir war es richtig peinlich zu fragen, ob das alles kostenlos wäre oder ob er dafür einen Obulus verlangte. Er meinte dann “wie ihr möchtet”. Da war uns klar, dass die Familie wahrscheinlich immer deswegen so hilfreich ist, weil die Touristen am Ende dafür bezahlten. Als wir bereits kochten, bot uns der Junge an, den im Freien stehenden, mit Holz betriebenen Herd zu benutzen. Wir lehnten dankend ab, da wir bereits mit unserem Campingkocher dabei waren das Abendessen zuzubereiten. Von da an sprachen wir gar nicht mehr miteinander. Wir fühlten uns unwohl so abweisend zu sein, was sonst absolut nicht unsere Art war, aber diese Art von Freundlichkeit war uns nicht geheuer.
Am Morgen gingen wir dann zum Eingang der Ruine. Ich fragte, ob ich das Bad nutzen könnte und sie ließen mich hinein. Dort fühlte ich erstmal unseren Wasservorrat auf und ging auf die Toilette. Das ist an sich nichts besonderes, diese Toiletten waren aber eine interessante Konstruktion! Es waren ökologische Toiletten, speziell angefertigt für Gegenden mit Wassermangel. Es gab für den Urin eine Schale die mit einem Plastikschlauch verbunden war. Den Urin konnte man mit dem Wasser, dass neben der Toilette in einem Eimer stand und mit einem kleinen Topf zum Schöpfen versehen war, wegspülen. Die zweite, doppelt so große Schale war für Exkremente bestimmt. Das Unglaubliche war, dass ich hineinschauen konnte und ca. 1,5 Meter tiefer nackten Beton sah und zwar sauberen! Es sah so aus, als wäre noch nie jemand auf dieser Toilette gewesen. Es stand in den Instruktionen der Toilette auch geschrieben, dass das benutzte Toilettenpapier dort hinein geworfen werden soll. Normalerweise steht in den Toiletten hier in Mexiko immer ein extra Eimer, wo das Papier hineinkommt. Es wird nicht, wie in Deutschland üblich, mit hinuntergespült. Ich kam mir richtig komisch vor als ich das Papier hineinwarf. Es war einfach zu sauber!!!
Auf der rechten Seite der Toilette stand ein weiterer Eimer, der mit irgendeiner erd-pflanzenähnlichen Schuttmasse gefüllt war. Dieses Gemisch sollte nach dem Erledigen des Geschäftes über die Exkremente gestreut werden, um den Zersetzungsprozess voranzutreiben. Was für eine Toilette! ;D
Wir verließen Becan dann ohne es gesehen zu haben. Immerhin hatte ich eine neue Art von Toilette kennengelernt und war noch immer voller Hoffnung, dass wir irgendwann eine interessante Ruine finden, bei der wir den Eintrittspreis problemlos von unserem Budget abknöpfen können.
Einmal an der Strasse gestanden hielten binnen kurzer Zeit zwei Israelis an, die uns bis nach Palenque mitnahmen. Wir redeten kaum mit Ihnen. Wir erfuhren nur, dass sie auf einer zweiwöchigen Reise durch Mexiko waren, in San Francisco und Las Vegas lebten und gerade vom Strand in Chethumal kamen. Irgendwann rauchten sie dann Mariuhana und fingen grundlos an zu lachen. Uns sollte es recht sein, da sie uns trotz alledem heil nach Palenque brachten.
Die Einladung der Israelis auf ein Bier lehnten wir mit Bedauern ab, da es schon reichlich spät war, wir uns mitten in einer Stadt befanden und uns schleunigst um einen Schlafplatz kümmern mussten. Wir liefen zuerst Richtung Zocolo, dem zentralen Stadtpark, der in der Regel vorwiegend mit Steinen gepflastert statt mit Grünanlagen versehen ist. Dabei trafen wir auf einen Schmuckverkäufer, der uns sehr an die Rainbow-Menschen erinnerte. Wir fragten ihn, wo es einen billigen Zeltplatz gibt. Er schlug uns einen Zeltplatz vor, der ausserhalb von Palenque, in der archäologischen Zone der Ruinen, lag.
Uns interessierte ausserdem, ob derzeit in Palenque ein Rainbow Gathering stattfindet, da wir so viele Menschen in einer recht alternativen Kleidung gesehen hatten. Ein Rainbow Gathering fand nach seiner Schilderung jeden Tag statt, hatte aber bereits “geschlossen”. Das klang sehr merkwürdig für uns, kannten wir Rainbow Gatherings doch als für jeden und zu jeder Zeit offene Orte, an denen jeder willkommen ist. Als wir den Verkäufer fragten, wo er denn schlafe, meinte er im dem genannten Campingplatz. Wir verstanden das alles irgendwie nicht. Warum mussten Reainbow-Leute denn für einen Campingplatz bezahlen?
[Was Rainbow Menschen sind und was ein Rainbow Gathering ist, könnt ihr hier herausfinden: http://www.RainbowInfo.de/ und http://www.WelcomeHome.org/]
Wir fuhren also mit einem Transport für 10 Pesos (1 $) bis zu dem genannten Zeltplatz. Es schüttete wie aus Gießkannen als wir ausstiegen. Wir waren deshalb froh, gleich am Eingang des Zeltplatz aussteigen zu können. Statt den 15 Pesos (1,50 $) kostete die Übernachtung pro Person im Zelt für eine Nacht 30 Pesos (3 $). Das war uns entschieden zuviel. Noch dazu zeigte die Rezeptioninstin nicht das geringste Interesse an uns, sondern bastelte an irgendetwas vor sich hin. Wir verliessen den Campingplatz wieder und machten ratlos an der Bushaltestelle halt. Kurz darauf gingen wir zum gegenüberliegenden Gelände und vereinbarten einen Übernachtungspreis von 20 Pesos (2 $) pro Person und Nacht im Zelt. Da es noch immer fürchterlich regnete waren wir froh, dass wir unser Zelt unters Dach, direkt vor einer der Ferienhäuser stellen konnten.
Nach dem Aufbau beobachteten wir die Bewohner des Ferienhauses. Sie kochten ein Gebräu aus Wasser und Pilzen. Ich dachte noch an Pilzsuppe, da sie aber bereits fleißig am Mariuhanarauchen waren, vermutete ich bald eine weitere Droge dahinter. Ich hatte letztlich recht. Sie warfen die Pilze weg, tranken das Gebräu und begannen sich mehr als merkwürdig zu verhalten. Wir blieben dieser Truppe lieber fern, kochten unser Abendbrot und verschwanden bald in unserem Zelt.
Am Morgen zog bereits wieder ein Mariuhanageruch an uns vorbei. Als noch alle in ihrem Zimmer waren, kam ein Mann hinter dem Haus vor und wisperte Augustas zu. Ich kam gerade von der Toilette zurück und dann sprach der Herr auch mit mir. Ich verstand seine Zurufe nicht, woraufhin er mir seinen Beutel von Weitem entgegenstreckte und einen Pilz aus diesem zog. Mir war klar was Sache ist. Ich lehnte dankend ab.
Der Mann schwirrte dann noch ein wenig in der Gegend herum. Er ging dann irgendwann eiligen Schrittes Richtung Wald, aus dem er scheinbar gekommen war. Hinterher stiefelten zwei Drogenfahnder und die Eigentümerin der Anlage. Wir dachten schon, jetzt wird der Herr geschnappt. Dem war aber nicht so. Als diese beiden Fahnder verschwanden, tauchten zwei neue auf. Die gingen auch wieder und das Ende der Geschichte war, dass die Eigentümerin, der Drogenhändler und die in den Ferienhäusern untergekommenen Personen alle unter einer Decke steckten.
Wir versuchten uns aus allen herauszuhalten, was uns auch gelang, aber nicht lange für Wohlsein sorgte. Statt eine weitere Nacht zu bleiben, fuhren wir dann lieber Richtung Berge weiter. Zuvor gingen wir aber noch den Palenque-Ruinen entgegen, da wir auf einen freien Eintritt hofften. Wir waren ja schon in der archäologischen Zone, aber am Eingang der Ruinen angekommen, wurde ein Eintritt von 45 Pesos (4,50 $) verlangt. Wir kehrten also wieder um. Auf dem Rückweg stolperten wir fast über eine Ameisenhighway. Der fiel uns nur auf, weil da laufende Blätter unseren Weg kreutzten. Ich dachte erst es wär eine neue Art Insekt was da herumkroch, aber nein, es war ein riesen Ameisenhighway. Wir beobachteten deren Treiben genüsslich, kehrten dann zum Zeltplatz zurück und trampten kurze Zeit später Richtung Berge.
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