Beobachtungen in Indien – Verkauf
März 26, 2010
Themen: Indien
Wir sind noch immer in Varkala im Südstaat Kerala von Indien. Wir werden diesen Ort in den ersten Maitagen verlassen.
Diesmal möchten wir ein paar unserer Beobachtungen über einheimische Verkäufer und den Verkauf in Indien generell mit euch teilen.
Verpackung
Alte Tageszeitungen, bunte Gummibänder und Seile aus Kokosnussfasern – all das sind Elemente, die eine wichtige Rolle für den indischen Verkäufer spielen. Egal was man kauft – der Verkäufer wird jeweils versuchen, die Ware in Zeitungspapier einzuwickeln. Handelt es sich um ein kleines Päkchen, wird das Zeitungspapier mit Gummibändern fixiert. Bei größeren Paketen wickelt der Verkäufer mit großer Sorgfalt ein dünnes Kokosnussseil darum herum.
Wir bringen nahezu täglich in Zeitungen gewickelte Waren mit nach Hause. Einmal kauften wir ein Anpassungsstück für einen elektrischen Adapter, das bereits in einem kleinen Karton steckte. Der Verkäufer wickelte dennoch Zeitungspapier außen herum und befestigte das ganze mit Gummibändern. Selbst die hier anzutreffende Halva-Süßigkeit wurde uns einmal direkt in Zeitungspapier eingewickelt (was dann leicht kleben blieb…). Größere Verpackungen wie 1 Kg Äpfel, Weintrauben, Bananen, oder gar ein Haushaltsartikel – z.B. ein großer Teller, werden immer mit Kokosnussseilen “gesichert”.
Plastikbeutel sind auch weit verbreitet und werden kostenlos mitgegeben. Dadurch passiert es regelmäßig, dass der Verkäufer die in Zeitungspapier geschlagene Ware auch noch in einen Plastikbeutel steckt, bevor er sie uns übergibt. Da wir versuchen, unsere Plastiksammlung zu Hause nicht zu vergrößern (wir waschen stets unsere Tüten und Beutel und tragen sie mit uns herum), lehnen wir die Aushändigung neuer Plastikbeutel kategorisch ab. Manchmal kostet uns das jedoch einige Überzeugungskraft.
MRP – Maximaler Verkaufspreis
Die Tatsache, dass die meisten Gegenstände in den Läden hier einen MRP-Aufdruck auf den Verpackungen tragen, macht uns (wie sicher auch andere Indienbesucher) ausgesprochen glücklich, da wir es liebend gern vermeiden, aus Unwissenheit überhöhte Preise zu zahlen. In den Kiosken und kleineren Läden bezahlen wir stets den Preis, der als MRP auf der Verpackung ausgewiesen ist. In den Supermärkten (die eher geräumigen Ein-Raum-Läden gleichen) kommen wir jedoch meist noch günstiger davon, denn dort liegen die Preise oft unter dem MRP.
Geschäftsmodell A
Stell dir vor, du hast einen bevorzugten Laden, wo du gewöhnlich Joghurt kaufst. Normalerweise kaufst du 2 Beutel, eines Tages benötigst du jedoch 4 davon, da du gerade Gäste hast. Sei an diesem Punkt nicht enttäuscht, wenn der Verkäufer dir die 2 Extrabeutel nicht aushändigt. Sein Argument könnte sein, dass er für später erscheinende Käufer noch genug Joghurt vorrätig haben möchte, denn für die möchte er natürlich auch ihre gewohnten Portionen parat haben. Dies geschah einem unserer Freunde hier in Varkala.
Tatsächlich stehen hier für Verkäufer Grundprinzipien und menschliche Werte an erster Stelle.
Geschäftsmodell B
Jeden Morgen trinken wir mindestens einen halben Liter Kokosnusswasser. Dieser natürliche Isodrink ist ausgesprochen nahrhaft und gesund. Noch dazu senkt er die Körpertemperatur, ein Muss im stets heiß-schwülen Süden Indiens. Aus diesem Grund gehen wir alle 3 bis 4 Tage zum Kokosnuss-Einkauf bei unserer Kokosnuss-Dame. Sie verbringt jeden Tag der Woche in der Nähe des Strandes mit dem Verkauf von Kokosnüssen. Gewöhnlich trinken wir 2-3 Kokosnüsse vor Ort und kaufen weitere 20, die wir dann in Katja´s Reiserucksack verstauen und auf Augustas Buckel heimtragen (25 Minuten zu Fuß).
Knappe 30 Meter von unserer Kokosnuss-Dame entfernt befindet sich ein anderer Kokosnuss-Verkäufer. Die beiden sind eher Konkurrenten als Freunde. Als wir begannen, Kokosnüsse in solchen Massen einzukaufen, testeten wir beide Verkäufer. Am Ende blieben wir bei der Kokosnuss-Dame und gingen nicht wieder zu dem anderen Stand, obwohl er uns noch einige Male einladend zuwinkte, offensichtlich noch immer mit ein wenig Hoffnung. Keine Frage, wir wurden alsbald auf die schwarze Liste gesetzt.
Es kam die Zeit, da war unsere Kokosnuss-Dame für mehrere Tage abwesend. Sie hatte keine Kokosnüsse, da der Mann, der für gewöhnlich die Nüsse von den 20 Meter hohen Palmen sammelt, krank war. Wir dürsteten nach Kokosnusswasser und so entschieden wir (trotz innerer Zweifel), den anderen Kokosnuss-Verkäufer wieder einen Besuch abzustatten. Er hatte reichlich Kokosnüsse im Angebot, als wir uns jedoch näherten gab er uns eine kurze und klare Botschaft: “Nein nein, ich habe keine Kokosnüsse…” Ende der Geschichte.
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