Anpassung an das Leben auf einem Boot (Dezember 14 – 18)
Dezember 17, 2006
Themen: Mexiko
Von Chicxulub ging es in einem Tag die 350km bis Cancun. Statt in Cancun zu uebernachten, fuhren wir zu Puerto Morelos, einer winzigen Hafenstadt 30km suedlich von Cancun. Dort schlugen wir unser Nachtlager direkt am Strand auf und genossen 6 Uhr morgens einen wunderschoenen Sonnenaufgang.
Von lokalen Fischermaennern erfuhren wir, dass es in Puerto Morelos keine Jachten gibt. Cozumel und Isla Mujeres, zwei Inseln nahe Cancun, verfuegen ueber Haefen, die vor allem von auslaendischen Jachtbesitzern angefahren werden. Das Uebersetzen auf die Insel Cozumel (Faehre von Playa del Carmen, 60km suedlich von Cancun) kostet 120 Pesos (10 €) je Richtung, nach Isla de Mujeres (Faehre von Puerto Juarez, etwas noerdlich von Cancun) aber nur 35 Pesos (3 €). Wir entschieden uns also nach Puerto Juarez zu reisen, um unser Glueck dort zu versuchen.
In Puerto Juarez fanden wir einen Jachtclub mit dem Namen “Hacienda del Mar”. Das ist die einzige Anlaufstelle fuer Jachten in dieser Gegend. Dort verschafften wir uns Eintritt mit der Ausrede “wir wollen uns nur die Jachten anschauen”. Wir liefen umher, bestaunten Jachten und Boote und kamen mit dem Personal der Hacienda sowie einem Bootsbesitzer ins Gespraech. Von
allen Seiten wurde uns erklaert, dass wir in Puerto Juarez wenig Glueck haben werden. Wer in der Hacienda anlegt, der bleibt entweder ein paar Wochen, wenn nicht gar Monate, dort oder reist mit seinem Boot entlang der mexikanischen Kueste. Trotzdem hinterliessen wir eine Nachricht fuer Boots- und Jachtbesitzer, dass wir eine Ueberfahrt zu den karibischen Inseln suchen. Man weiss ja nie…
Der einzige Weg der jetzt noch offen stand war die Insel “Isla de Mujeres” (Insel der Frauen, sprich: Mucheres). Wir nahmen eine Faehre und legten 15 Minuten spaeter in Isla Mujeres an. Wir fragten uns durch und landeten keine 100m weiter an einem kleinen Anlegesteg fuer Jachten. Nur wenige Boote hatten hier den Hafen angelaufen. Das einzige in Frage
kommende Model war ein orangefarbener Trimaran (ein Boot mit drei Ruempfen). Wir erfuhren von den Bootsverwaltern, dass der Trimaran drei Europaern gehoert und diese erst am Donnerstag (wir hatten Samstag) angelegt hatten. Wir entschieden nachmittags noch einmal vorbeizuschauen, da die Crewmitglieder gegen 4 Uhr auftauchen wuerden.
Als wir zurueck kamen sassen drei Personen im Restaurant. Sie waren dabei ihr Mittagessen einzunehmen und uns war klar, dass es sich hier nur um die Bootsbesitzer handeln konnte.
“Sind sie die Besitzer des Trimarans?”
“Ja, sind wir.”
“Wir wollten wissen ob sie vorhaben zu eine der karibischen Inseln zu reisen.”
“Ja, …”
“Wir sind naemlich auf der Suche nach Jemanden, der uns mitnehmen kann.”
“Kein Problem, ihr koennt mit uns mitkommen.”
Wie bitte???
Wir konnten es nicht glauben. Hatten sie wirklich “JA” gesagt? Im weiteren Gespraech konnten wir uns von der Ernsthaftigkeit ihrer Aussage ueberzeugen. Ich war sprachlos, ich verstand das Ganze noch gar nicht. Sollte sich unser Traum, die karibischen Inseln zu bereisen, wirklich erfuellt haben? Augustas hatte die ganze Sache sehr wohl verstanden und war sogar schon dabei, die Route seinerseits zu beeinflussen.
Wahnsinn!!! Wir haben ein Boot gefunden!!! Wir hatten Erfolg mit der ersten direkten Anfrage gehabt. Stuart, der englische Trimaran-Besitzer, war bereits auf der Suche nach zwei neuen Crewmitgliedern und heuerte uns vom Fleck
weg an. Zuvor war Stuart mit Cynthia und Ian (alle drei sind Englaender) von Texas bis Mexiko gesegelt. Cynthia (52 Jahre alt) reist seit ueber zwei Jahren mit ihrem Motorrad um die Welt (http://cynthia.boxerman.co.uk) und bekam die Moeglichkeit einen Abstecher mit dem Boot nach Mexiko zu machen. Ian ist Arzt und besitzt mittlerweile drei Computerfirmen.
Stuart erklaerte uns die Route, die in Kuba beginnen, ueber Jamaika, eventuell Haiti, die Dominikanische Republik, eventuell Puerto Rico bis zu den British Virgin Islands fuehren soll. Wir rieben uns die Augen. War unser Traum wirklich wahr geworden? Das musste gefeiert werden:
Um von den British Virgin Islands bis nach Venezuela zu kommen muessten wir eine weitere Mitfahrgelegenheit finden. Bis jetzt steht fest, dass Anfang/Mitte Februar der Trimaran in den British Virgin Islands sein muss, da dann David, Stuarts Bootspartner, mit dem Boot nach St. Vincent segeln will. St. Vincent ist eine weitere karibische Insel, relativ klein und nicht weit von Trinidad und Tobago entfernt. Von letzteren Inseln sollte ein Uebersetzen auf das suedamerikanische Festland problemlos moeglich sein. Ob wir allerdings mit David mitkommen duerfen, wissen wir noch nicht. Auch erwaegen wir – je nach der Situation auf den British Virgin Islands – einen Kurzzeitjob zu suchen, um die Reisekasse aufzubessern.
Der Trimaran heisst Aransas, was ein indianisches Wort ist und “verlorene Seele” bedeutet. Das Boot ist 12 Meter lang und 8 Meter breit. Es besteht aus einem Hauptrumpf, in dem Stuart und wir leben werden, und zwei Seitenruempfen, in denen etwas verstaut werden kann. Die Seitenruempfe halten den Trimaran stabil, selbst bei extrem hohen Wellengang. Ein Trimaran kann seitlich nicht kippen.
Auf der Reise von Texas nach Mexiko hat Aransas ein paar Beulen davongetragen. Das Boot hat ein Loch, Wasser tritt ein und einige kleine Steuerelemente sind abgebrochen. Aransas ist 10 Jahre alt und hat nach der Fahrt durch den Golf von Mexiko eine Reparatur noetig. Deswegen liegt er auch seit heute trocken auf dem Hafen Puerto Isla Mujeres.
Die Reise soll um den 6. Januar 2007 losgehen. Wir haben schon zwei Naechte auf dem Boot verbracht, als der Trimaran noch im Wasser lag. Diese Woche wurde Aransas trocken gelegt, wir werden also ein paar Tage auf das einschlaefernde Wippen des Bootes verzichten muessen.
Der Trimaran liegt jetzt im pompoesten aller Haefen auf der Isla Mujeres. Die kommende Woche werden wir das Boot auf Vordermann bringen. Nach Weihnachten geht es fuer eine Probefahrt aufs Meer hinaus, eine Generalprobe sozusagen und um uns an das Geschaukel zu gewoehnen. Noch wissen wir naemlich nicht, ob wir ueberhaupt segeltauglich sind. Wir lassen uns ueberraschen!
Eine grosse Umarmung fuer euch alle! Wir vermissen jeden von euch wie verrueckt!!!
Liebe Gruesse,
Katja & Augustas
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