Kostenlose Unterkuenfte in Coban (August 29-31)
Oktober 26, 2006
Themen: Guatemala
Wir verliessen diesen von Bissen und Stichen gepraegten Ort endlich und machten uns auf zur nahegelegenen Tankstelle. Wir nahmen uns vor zu kaufen, was auch immer wir an diesem Morgen begehrten. Das hatten wir uns schliesslich reichlich verdient.
In der Tankstelle angekommen, fanden wir ein schoenes schattiges Plaetzchen, dass mit einem Tisch und zwei Sitzbaenken versehen war. Bevor wir uns niederliessen, sicherten wir ab, dass wir mit US Dollar bezahlen koennen, da wir keine Quetzal, die guatemalische Waehrung, besassen und Kreditkarten hier nicht akzeptiert wurden. Wir entschieden uns fuer einen interessanten Mueslimix, den wir mit Mango- und Orangensaft assen. Dazu gab es einen lecker heissen Tee.
Gestaerkt und wieder frohen Mutes machte ich mich gen Toilette auf, um mein Gesicht zu waschen. Ich schloss die Tuer, die zuvor mittels dem Abfalleimer offengehalten wurde. Natuerlich kommt auch prompt jemand zur Toilette, als ich mich gerade frisch mache. Es war eine der Kuechendamen, die in der Tankstelle arbeiteten. Als sie sah, dass ich mich frisch machte, bot sie an, die vorhandenen Duschen zu nutzen. Wir hatten zuvor keine gesehen, als sie uns diese aber zeigte, konnten wir uns vor Freude kaum noch beherrschen. Wir wechselten also flux in ein naheliegendes Toilettengebaeude. Die Tuer sollten wir mit dem vorhandenen Stein von innen verschliessen, damit uns niemand beim Duschen ueberrascht. Das taten wir und da wir schon mal eine Dusche hatten, kam ich auch gleich auf die Idee mein T-Shirt zu waschen. Augustas legte seins hinzu und am Ende wuschen wir neben unseren T-Shirts auch unsere Handtuecher und unsere Huete in einen der Toilettenabfalleimer, mit dem in der Dusche vorgefundenen Waschpulver.
Frisch geduscht, die nassen Tshirt uebergezogen und die nassen Huete aufgesetzt, verliessen wir uebergluecklich die Tankstelle. Wir vermuteten, dass unsere Hemden bald trocknen wuerden, da es sehr warm war. Da wir aber im Nullkommanichts ein Auto anhielten, dass all den Weg nach Coban fuhr und eine auf eiskalt gestellte Klimanlage im Auto betrieb, erfroren wir fast waehrend der Fahrt.
Aber neben dem froesteln genossen wir die Fahrt in dem bequemen Gefaehrt. Wir erfuhren dass der Quetzal, ein kleiner, bunter Vogel mit einen riesig langen gruenem Schwanz, das Nationaltier Guatemalas ist und nur in einer Region nahe Coban zu finden sei. Ausserdem erhielten wir einen kleinen historischen Einblick in die guatemalische Geschichte und endeten damit, dass es heute in Guatemala 23 verschiedene Kulturen und Sprachen gibt. Ich erfuhr sogar, dass in Peten, die noerdliche Region Guatemalas, irgendwann in der Geschichte viele Deutsche eingewandert sind.
Wir erhielten bei Verabschiedung von unserem Fahrer Juan Carlos eine Einladung, ihn in Guatemala City zu besuchen und tauschten unsere Kontaktdaten aus. Da standen wir also, genau vor dem groessten Shopping-Center von ganz Coban. Uns lief das Wasser im Munde zusammen bei den Gedanken, dass wir hier viele Lebensmittel finden konnten, auf die wir seit Monaten zwecks Nichtvorhandensein in Belize verzichten mussten. Wir stuermten also hinein in die Welt des Luxus und waren zuerst auf einen waermenden Tee und ein gutes Mittagsmahl aus. Wir fanden beides, Apfel-Zimt- und Kamillentee sowie Chao Mein, ein chinesisches Nudelgericht.
Danach versorgten wir uns mit dem notwendigsten fuer den Abend im Supermarkt. Dort traf ich auf drei Deutsche, die ihren Zivildienst in Coban absolvierten. Ich sprach die drei Jungs an, ob sie nicht wuessten, wo wir die Nacht bleiben koennten. Ich fragte nach Studentenwohnheimen und gartenaehnlichen Orten. Die Drei wussten mir nicht zu helfen. Ein Studentenwohnheim gaebe es zwar, da waere aber keine Zeltmoeglichkeit. Auch sonst wuessten sie nicht, wo man ein Zelt unbedenklich aufstellen koennte. Coban waere nach ihrer Aussage naemlich ein Ort, an dem man sich bei Einbrechen der Dunkelheit nicht mehr auf der Strasse aufhalten sollte. Sie verwiesen mich an billige Hostels. Ich bedankte mich freundlich und verliess den Supermarkt.
Ich erzaehlte Augustas von dem Aufeinandertreffen. Er verstand nicht, warum sie uns nicht zu sich eingeladen haben. Waeren es Litauer gewesen, haetten wir laengst einen Schlafplatz gefunden. Ich wusste darauf nichts zu sagen und schlug vor uns auf Hostelsuche zu machen. Vielleicht koennten wir ja dort fuer einen Minipreis unser Zelt aufstellen.
Auf dem Weg zu dem uns genannten Hostel kamen wir an einem Firmengelaende vorbei, was sich ideal fuers zelten anbot. Wir sprachen mit dem Nachtwaechter, aber der meinte, wir muessten direkt mit den Besitzern reden. Da diese erst morgens wieder erreichbar waren, gingen wir weiter. Wir fragten immer wieder Leute, ob sie vielleicht einen Platz zum zelten wuessten. Die Antwort war jedesmal nein, bis wir uns entschieden zu einem Zeltplatz etwas ausserhalb von Coban zu fahren.
Waehrend wir begannen zu trampen, kamen ein Herr und zwei junge Damen auf uns zu. Sie schienen besorgt um uns, und baten ihre Hilfe an. Mili und Jacqueline studieren Tourismus und versuchten uns nun irgendwo unterzubringen. Waehrend wir noch auf den Bus warteten, erklaerten wir ihnen wie wir reisen und das wir normalerweise kostenlos uebernachten. Das fuehrte dazu, dass wir vier bald vor dem Stadtkrankenhaus standen.
Mili und Jacqueline liessen uns ein wenig entfernt vom Eingang zurueck und sprachen mit dem polizeilichen Wachpersonal des Krankenhauses. Nach ein wenig hin und her wurden wir herangewunken und bald fuer eine Nacht hinter das Wachhaus zum zelten eingeladen.
Nachdem Mili und Jacqueline uns im Krankenhaus abgegeben hatten, fragte uns einer der Polizisten “Seid ihr wirklich ausgeraubt worden?”. Fuer eine Sekunde standen uns Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Ausgeraubt? Hatten die beiden Maedels den Polizisten doch tatsaechlich erzaehlt, dass wir uns in Gefahr befanden und aufgrund der unguenstigen Umstaende eine kostenlose Unterkunft benoetigten. Der Trick funktionierte. Wir klaerten die Polizisten allerdings auf, dass wir davon nichts wussten. Fuer die war es mittlerweile egal, da wir scheinbar einen harmlosen Eindruck machten.
Der Morgen brachte allen Krankenhausbesuchern mit unserem an einer Weggabelung postierten Zelt eine Ueberraschung. Viele wunderten sich und lachten herzlich, wenn wir in das Zelt hinein- und hinauskrochen. Noch dazu standen meine Gymnastikuebungen an dem Morgen an. Das brachte mich vor so viel Publikum zwar zeitweise ein wenig in Verlegenheit, aber letztlich sagte ich mir, dass die Oeffentlichkeit eben Teil unseres “Zigeuner”lebens ist.
Wir packten zusammen, staerkten uns und los ging es mit unseren Rucksaecken durch die Stadt. Wir waren auf der Suche der Auslaenderbehoerde, um unsere Reisepaesse abstempeln zu lassen. Die fanden wir leider nicht, nur die niederschmetternde Auskunft, dass wir dazu nach Guatemala Stadt fahren muessten. Wir waren bedient. Wir klapperten noch einige Touristeninformationen ab, in der Hoffnung, dass sie uns eine andere, positivere Auskunft geben konnten. Leider bestaetigten alle die Tatsache, dass es nur eine Auslaenderbehoerde gaebe und sich diese in Guatemala Stadt befindet.
Um das zu verdauen vertrieben wir uns den restlichen Tag im Shopping Center. Gegen Abend machten wir uns auf Richtung Stadtende, da wir hoerten, dass sich dort irgendwo ein Zeltplatz befinden sollte. Den Zeltplatz fanden wir nicht. Nachdem wir aber die Polizei um Hilfe gebeten hatten, wurden wir in der Militaerzone fuendig. Die wachhabenden Soldaten wollten uns nicht gerne in diese Zone eindringen lassen. Wir hatten aber das grosse Glueck, dass ein General hohen Ranges gerade in jenem Moment mit dem Auto ankam. Er kurbelte das Fenster hinunter, winkte uns heran und nach dem Anhoeren unserer Situation lud er uns herzlich ein, in der Militaerzone zu naechtigen. Noch dazu befahl er den Soldaten, die ihre karge Unterkunft nicht weit vom Kontrollposten hatten, dass sie die Toiletten und die Duschen blitzblank scheuern sollten. Die Soldaten spurten mit Ehrfurcht, was uns zum Schmunzeln brachte. Letztlich nutzten wir die Toiletten erst am naechsten Morgen, da die ganze Mannschaft schon gegen 6 Uhr schlafen ging. Die Duschen, so noetig wir sie hatten, liessen wir ohne Besuch hinter uns, da sie absolut klare Sicht auf den sich Duschenden frei gaben. Vorhaenge gab es nicht und als weibliche Artgenossin fuehlte ich mich doch ein wenig an den Pranger gestellt, in einem Raum, wo mir sechs Soldaten von ihren Betten aus beim Duschen zusehen konnten. Da stank ich lieber weiter vor mich hin.
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