Die Suche nach der Familie Escobar

März 10, 2007  
Themen: El Salvador, Projekte

Unil, Gerson, Fernando, Ercilia

Unil, Gerson, Fernando, Ercilia

photo for Fernando's brother

photo for Fernando's brother

Während der fünf Monate Aufenthalt in Copper Bank, Belize, freundeten wir uns mit einer der ärmsten Familien des Dorfes an. Wir teilten Freud und Leid miteinander und erfuhren kurz vor unserer Weiterreise, dass Fernando, der Vater der Familie, der ursprünglich aus El Salvador stammt, den Kontakt zu seiner Familie verloren hatte. Er konnte sich nicht erklären, wie es zu diesem Bruch in der Familienkommunikation gekommen war. Das ergriff mich sehr und da ich wußte, wie sehr Fernando seinen ältesten Sohn Otoniel nach El Salvador zur Ausbildung schicken wollte, schlug ich vor, in El Salvador nach seiner Familie zu suchen.

Dieser Augenblick ließ ein ganzes Jahr auf sich warten, denn ungeahnt wurde El Salvador das letzte zentralamerikanische Land das wir besuchten. Im April 2007 war es endlich soweit. Wir hielten uns für einige Tage in der Hauptstadt San Salvador auf und machten uns an einem dieser Tage nach Coquiama auf, wo wir Fernandos Bruder Julio Cesar finden sollten.

Wir nahmen einen Bus bis Sonsonate. Es kostete uns viel Zeit und Gesprächskunst von dort zumindest bis in die Nähe von Coquiama zu gelangen. Mit einem Bus und per Anhalter schafften wir es schließlich bis Cuisnauath. Von dort war es noch einmal eine knappe Stunde zu Fuß bis Coquiama. Straßenschilder gab es in dieser von Bergen und Feldern durchzogenen Gegend keine. Mittels der Auskünfte der Einheimischen gelangten wir am Ende auf die richtige Fährte.

Julio Cesar with his wife

Julio Cesar with his wife

Nach 1,5 Stunden Fußmarsch erreichten wir schließlich Coquiama und standen direkt vor Julio Cesars Haus. Anfangs wurden wir skeptisch gemustert. Wir stellten uns vor und erklärten, dass wir im Namen von Fernando kamen. Julio Cesar hatte offensichtlich schlechte Nachrichten erwartet, denn er senkte daraufhin seinen Blick. Wir erzählten ihm voller Freude von Fernando und seiner Familie. Die Fotos, die wir Julio Cesar übergaben, schienen ihn endgültig vom guten Zweck unseres Besuches zu überzeugen. Er betrachtete die Bilder langsam und zeigte sie dann voller Freude seiner Frau und allen anderen Anwesenden. Julio Cesar erwähnte, dass er Fernando seit 16 Jahren nicht mehr gesehen und seit vier Jahren nichts mehr von ihm gehört hatte. Wir erklärten ihm, dass der Grund unseres Kommens die Wiederherstellung des Kontaktes zwischen den beiden Brüdern war.Wir baten ihn also, uns einen kleinen Brief mitzugeben, den wir zusammen mit den Fotos, die wir in seinem Haus gemacht hatten, zu Fernando nach Belize schicken würden. Nach einer knappen Stunde händigte uns Julio Cesar das Schreiben aus. Wir hinterließen die Adresse eines Freundes, über den die Post von nun an zu Fernando gelangen würde. Julio Cesar gab uns noch zwei Telefonnummern, seine eigene und die eines weiteren Bruders, die wir Fernando zusammen mit dem Brief zusandten.

Wir hoffen inständig, dass unsere Mühen Früchte getragen haben und die Familie den Kontakt miteinander wieder aufgebaut hat. Leider können wir mit Fernandos Familie nicht direkt kommunizieren, wissen aber von unserem Freund Scott, der den Briefträger für uns gespielt hat, dass der Brief mit den Fotos und Telefonnummern bei Fernando angekommen ist.

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