Überraschung

Juli 23, 2006  
Themen: Belize

Am naechsten Morgen trampten wir nach Corozal, um ein paar Einkaeufe zu erledigen. Der Einkauf stellte sich ein wenig schwierig da, weil hier in Corozal nicht alles an einem Ort bzw. in einem Geschaeft zu bekommen ist. Hier heisst einkaufen, dass man mindestens vier Laeden anlaeuft, meist aber eher sieben, doch eigentlich eher zehn, und noch dazu auf dem Markt das guenstigste Obst und Gemuese versucht zu ergattern. Denn Belize ist im Gegensatz zu Mexiko um einiges teurer. Aber gut, wir bekamen mehr oder weniger was wir suchten und schleppten uns dann zu Fuss Richtung Tramperstelle fuer Copper Bank. Wir hielten auf dem Weg dorthin auch unseren Daumen heraus, den wollte aber keiner wirklich wahrnehmen. Bis auf die Taxis, aber die wollten wir wiederum nicht wahrnehmen. Da Augustas die dreissig Kilo Lebensmittel, die fuer zwei Wochen reichen sollten, allein schleppen musste, wir noch dazu die ganze Stunde des Fussmarches in der prallen Sonne laufen mussten, kamen wir voellig erschoepft an der Tramperstelle an. Dort wartete bereits eine Handvoll Schueler, fuer die das Trampen die einzige Alternative ist nach Hause zu kommen. Nachmittags gibt es naemlich keine Busverbindung von Corozal nach Copper Bank. Entweder man schafft es den einzigen Bus um 11 Uhr morgens zu erhaschen, oder man muss sich die Fuesse wundlaufen und geduldig auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Aber da die Menschen das hier so gewoehnt sind, stellt das nicht wirklich ein Problem dar.

Endlich wieder im Ferienresort angekommen, verstauten wir erstmal unsere ganzen Vorraete in unserem Minizelt. Fuer laengere Aufenthalte schien das wirklich nicht gemacht zu sein. Ich meine, zwei mal zwei Meter Flaeche und 1,20 Meter hoch, dazu zwei Rucksaecke mit 65 und 75 Litern Inhalt, zwei Therma-Rest Matratzen mit je 1,80 Metern Laenge und 60 Zentimetern Breite, einem Herren mit knapp 2 Metern Groesse, meine Wenigkeit und auch noch 30 Kilo Lebensmittel – das war wirklich etwas zu eng. Aber wir arrangierten uns, waren wir doch heilfroh einen Aufenthaltsort gefunden zu haben.

Wir hatten gerade unser Essen zubereitet und sassen in der Idylle des Ferienresortes auf Baumstaemmen und einem daraus gefertigten Tisch. Wir genossen die Atmosphaere. Ploetzlich kam Joe auf uns zu und eroeffnete uns das Unglaubliche: eine Einladung in einen der Huetten des Ferienresorts zu wohnen – kostenlos! Im Gegenzug dafuer wuerden wir fuer Joe arbeiten. Augustas sollte mit ganzer Maennerkraft zur Restauration des Ferienresorts beitragen und ich ein paar Schilder malen oder beim Saubermachen helfen. Wir schlugen ein, besser konnte es ja wirklich nicht kommen. Unser Traum hatte sich erfuellt!

Wir konnten es kaum glauben, aber am spaeten Nachmittag war es dann endlich soweit. Wir packten all unser Hab und Gut stueckweise unter unsere Arme und traten ein ins neue Heim. Wahnsinn. Es war wirklich unfassbar. Eine Huette mit zwei Raeumen, einem grossen Bett, einem Eckregal mit zwei Ablagen, einen Tisch, zwei Stuehle, einen Ventilator und einen Papierkorb. So sah unsere Huette von innen aus. Die Huette bestand aus Holzbalken, die ueberzementiert waren, einen hellgelben Anstrich bekommen hatten, und mit einem Dach aus Palmenblaettern gedeckt war. Die Fenster bestanden einzig aus einem Holzrahmen und Fliegengittern. Der Wind wehte direkt durch die Huette, die hierzulande Cabańas (Cabanjas) heissen. Wir waren umgeben von Natur, konnten das rege Treiben der Voegel hautnah erleben und da unser Cabańa das am meisten hinten gelegene war, fuehlten wir uns so richtig frei. In unserer Huette gab es keine Toilette, kein Waschbecken und keine Dusche. Das stoerte uns aber nicht. Im Gegenteil. Unsere Toilette lag inmitten eines Bambusbaumwaldes. Um sie zu erreichen, mussten wir ungefaehr 20 Meter laufen und drei Stufen emporsteigen. Dann hiess es hinein in die gute Stube, den Riegel einhaken und hinsetzen. Auch das war atemberaubend. Ein Plumsklo das nicht stinkt, im Gegensatz dazu aber mit Fenstern versehen ist. Umgeben von knarrenden, sich im Winde hin- und herbewegenden Bambusbaeumen und Voegeln, die in diesem Wirrwarr Verstecken spielten, konnte das Geschaeft eines jeden Menschen doch nur Erfolge verheissen. Ja, auch ich haette zuvor nicht geglaubt wie einzigartig der Gang zum Plumpsklo sein kann! Das Wasser zum Reinigen der Haende und des Geschirrs entnahmen wir aus dem 5 Meter vom Haus entfernten Wasserhahn. Der stand mitten in der Natur, so dass auch das Abwaschen, obwohl nicht die interessanteste Taetigkit, zum (Natur)Erlebnis wurde. Wenn es dunkel wurde mussten wir hoellisch aufpassen, nicht einen Frosch oder eine Tarantula (riesige, behaarte Spinne) unter unsere Fuesse zu bekommen. Besonders den Froeschen hatte es der Wasserhahn allerdings angetan, so dass ich manches mal bei meiner allabendlichen Gesichtsreinigung einen gehoerigen Schreck bekam, wenn ein Frosch ploetzlich aus dem Dunkeln auf mich zugesprungen kam. Die Dusche erreichten wir auf halbem Wege zum Restaurant. Das Gehaeuse war genauso gebaut wie unser Cabańa, nur um einiges kleiner. Das Beste beim Duschen war das warme Wasser. Trotz das hier die Temperaturen recht hoch sind, ist es doch sehr angenehm warmes Wasser auf der Haut zu spueren. Leider hat die Dusche einen leichten Knall. Sie schaltet gerne mal auf Kurzschluss, was dann das Aus fuers warme Wasser bedeutet. Wenn wir allerdings das Wasser zwischendurch abstellen, koennen wir es bis zum Ende mit warmen, meist eher kochendheissem Wasser schaffen. Manchmal, wenn wir Pech haben, heisst es dann entweder den Kopf ueber die Duschtuer stecken und lauthals um Hilfe schreien, oder sich dem Los des kaltbegossenen Pudels hinzugeben. Meist bleibt allerdings nur das Letztere. Unser Trinkwasser holten wir nach wie vor aus der Regenwassertonne neben dem Restaurant, da das Leitungswasser hier einfach zu salzhaltig ist.

Den Abend als wir einzogen gehoerte mir. Ich raeumte hin und her, hoch und runter, rein und raus, bis ich endlich allen kleinen und grossen Dingen den richtigen Platz zugewiesen hatte. Am naechsten Tag aenderte sich die ganze Ordnung aber wieder, da wir einen alten, verrosteten Kuehlschrank bekamen. Er funktionierte, obwohl er nicht richtig verschliessbar war. Der Tuergummi und somit die Isolationsschicht hatte sich bereits abgenutzt. Nichtsdestotrotz waren wir froh, unsere begrenzt haltbaren Lebensmittel nun in den Kuehlschrank packen zu koennen, da wir von neurierigen und immer hungrigen Ameisen umgeben waren – bzw. mit jenen unsere Bleibe friedlich teilten.

Ach, und dann konnten wir auch unsere Waesche in einer Waschmaschine waschen. Endlich einmal richtig saubere Sachen. Die Waschmaschine war sehr einfach konstruiert. Einfach kaltes Wasser mit einem Schlauch hineinfuellen, ein wenig Waschpulver hinzugegeben, Deckel zu und angeschalten. Das Wasser konnte nicht aufgeheizt werden, der Waschgang aber problemlos wiederholt werden. Also wuschen wir die Waesche eben zweimal.

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