Ein Garten für Fernando

Juni 10, 2006  
Themen: Belize, Projekte

Fernando war der Gärtner des Ferienorts in Copper Bank, Belize, wo wir für fünf Monate lebten. Fernandos Familie war arm und ich fühlte mich dazu verpflichtet, eine Lösung für ihre schlechte finanzielle Situation zu finden. Dabei kam mir die Idee eines Gartens, damit zumindest die Ernährung für die Familie gesichert ist.

Der Weg zu einem Garten war lang und steinig. Jedesmal, wenn ich Fernando meine Idee vortrug, legte er mir andere Gründe dar, warum ein Garten auf seinem Grundstück “momentan” nicht zu realisieren wäre. Ich war skeptisch und bohrte so lange weiter, bis ich den wahren Grund zu hören bekam. Fernandos Familie hatte einige Male versucht, ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen, was damit endete, dass die Nachbarskinder (Feranando vermutete im Auftrag ihrer Eltern) die Früchte der Arbeit ernteten, sozusagen stahlen, wenn die Familie nicht zu Hause war.

Es musste also ein Grundstück her, eines, dass entweder durch einen Zaun geschützt oder aus Respekt gegenüber dem Besitzer nicht betreten würde. Die Lösung stand sofort klar vor meinen Augen: der Ferienort. Teile des Geländes waren noch völlig verwildert. Diese könnte Fernando aufarbeiten und dort sein Obst und Gemüse selbst anbauen, insofern Joe, der Besitzer des Ferienorts, sein Einverständnis dazu gab. Auch Fernando hatte bereits ein Auge auf diese Möglichkeit geworfen und bot sich an, jeweils nach der Arbeit einen Gemeinschaftsgarten anzulegen, der auch dem Ferienort Gemüse liefern würde.

Joe um die Zustimmung der Projektidee zu bitten war nicht einfach, da er bereits für Augustas und mich sehr viel getan hatte. Ich wollte seine Gutmütigkeit nicht überreizen. Es kostete mich enorme Überwindung, mit diesem Anliegen an Joe heranzutreten. Letztendlich rang ich mich dazu durch. Joe dachte nach und meinte dann, dass er definitiv vorhabe einen Garten anzulegen und sogar über Hühner nachdenkt. Doch noch wäre es zu früh dafür. Erst müssten die Gebäude fertiggestellt werden. Danach könnte man über einen Garten nachdenken. Auch Fernandos Angebot, den Garten nach der offiziellen Arbeitszeit selbst aufzubauen, trug ich an Joe heran. Doch voerst änderte das nichts an seinem Entschluß.

Ich berichtete Fernandos Familie bereits von dem Misserfolg, erfuhr aber durch Zufall eine Woche später, dass Joe dem Gartenprojekt zugestimmt hatte. Ich sprang vor Freude in die Luft. Fernando konnte mit dem Garten beginnen. Es sollte ein Gemeinschaftsgarten werden, der neben der Bewirtung von Fernandos Famlilie auch ausreichend Gemüse für das Ferienresort abwarf.

Ich war hocherfreut, die ersten Schritte der Anpflanzung beobachten zu können. Mich erstaunte Fernandos Wissen über die verschiedenen Erdsorten, die letztendlich darüber entscheiden, welches Gemüse wo angepflanzt werden kann. Fernando kaufte Samen und auch ich steuerte mit den Samen unserer gekauften Früchte und Gemüse zum zukünftigen Reichtum des Gartens bei. Es war fantastisch zu erleben, wie das erste Gemüse bereits nach einigen Wochen gepflückt werden konnte.

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