Wie das Dengue-Fieber Freundschaft mit Malaria schloß

März 3, 2008  
Themen: Gesundheit, Peru

Zuallererst möchte ich denen danken, die zu meiner Erkrankung beigetragen haben – den 3 Moskitos, die mich scheinbar abgöttisch liebten. Zum Zweiten danke ich von Herzem all denen, die mich mit ihren Worten unterstützt haben sowie allen anderen, die in Gedanken mit mir waren. Mein erstes Dengue-Fieber, meine erste Malaria, mein erstes Mal beides in Kombination. Bingo! Heute fühle ich mich wie neugeboren. All die Parasiten sind nun hoffentlich weg…

Während der Vorbereitung unserer Dschungelreise kauften wir vorsichtig alle notwendigen Utensilien ein: Moskitonetze, Vitamin B Tabletten (zum Bewerfen der Moskitos ;), Insektenschutzmittel… Nun, eigentlich war das Vitamin B Präparat für die tägliche Einnahme gedacht, da uns erklärt wurde, das Moskito Blut versetzt mit Vitamin B nicht gerade als Delikatesse betrachten. Wir versuchten uns also gut vorzubereiten, doch irgendwie schaffte ich es doch, dabei verloren zu gehen…

Ich versichere euch, da waren keine Moskitos während unserer fünfwöchigen Reise entlang des Rio Napo. Die Region befand sich in der Sommerzeit und Regenfälle waren eine Seltenheit. Kein Regen, kein Wasser, keine Moskitos… Nun gut, ich muß zugeben, mich an 2 oder 3 Insekten zu erinnern, die versuchten, mir das Blut aus meinen Adern zu saugen, aber das war auch alles…

Ich riß all die Zeit Witze über Katja, da sie so vorsichtig ins und aus dem Zelt kroch. Sie öffnete das Zelt einen knappen Zentimeter, schaute um sich, keine Moskitos, quetschte sich wie eine Schlange aus dem Zelt und obwohl ihr zweites Bein noch immer im Zeltinneren hing, begann sie das Zelt schon wieder zu schließen. Ich machte das ganze Gegenteil. Ich schwang die Zelttür weit offen, sorgte für genug Platz für mich selbst, um bequem aus dem Zelt zu steigen, ich war niemals in Eile und bewegte mich annähernd wie die älteste Schildkröte der Welt… Ich war so selbstsicher, denn dort waren keine Moskitos. Ich muß zugeben, ich war im Unrecht…

Wir haben stets unter einem Moskitonetz oder in unserem Zelt geschlafen, sozusagen in Insektenfreien Zonen. Während Katja vor allem abends pflichtbewußt Insektenschutzmittel auftrug oder in einem Langarmshirt steckte, lief ich im T-Shirt umher, ohne auch nur im Entferntesten an einen Moskitoschutz zu denken, da ich schließlich keine dieser blutrünstigen Monster zu sehen bekam.

staying in Nathalie's house Nicolas outdoor kitchen - our home for two weeks

Es begann auf dem Boot.

Genau ein Jahr zuvor, am 18. Februar – Katjas Geburtstag – zogen wir in eine französische Jacht, welche uns von Kuba nach Panama brachte. Dieses Jahr zogen wir am gleichen Tag in ein Frachtboot namens Miluska, welches uns den letzten Teil unserer Rio Napo Flußreise transportieren würde. Wir mußten nur von Santa Clotilde nach Iquitos gelangen.

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Wir trafen 7 andere Backpacker im dritten Stock des Bootes und hingen unsere Hängematten direkt neben ihre. Reisen mit dem Boot ist allerdings eine andere Geschichte, so dass ich jetzt lieber einen Überblick über meinen Fiebermarathon gebe.

Am zweiten Tag auf dem Boot fühlte ich das Fieber in mir aufsteigen. Reisen mit dem Boot ist nicht einfach, ich dachte also, dass ich einfach nur müde bin. Wie auch immer. Am Nachmittag maß ich meine Temperatur. Das Fieberthermometer zeigte 38C. Warum wohl? Was für ein Rätsel… Vielleicht ist es ja wegen dem super salzigen Fisch, welcher uns am Vorabend in der Kantine der Miluska serviert wurde. Uns kam außerdem zu Ohren, dass der Fisch zuvor auf dem Boot getrocknet wurde und sich bereits während dieses Prozesses die Maden an dessem Fleisch labten. In diesem Fall dürfte der Durchfall allerdings nicht weit sein. Oder hatte ich mir letzte Nacht vielleicht eine Grippe eingefangen? Es war ganz schön windig und Mann wie ich bin, schlief ich natürlich ohne Schlafsack. Wie auch immer. Morgen werden wir in Iquitos ankommen, da können wir dann Ärzte um Rat fragen.

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Am Abend hielt das Boot für kurze Zeit im Dorf Mazan. Ich stürmte zur nächstbesten Telefonzelle, um Pilar, die Freundin einer Freundin, in Iquitos anzurufen. Zusätzlich versuchte ich Mineralwasser und etwas Brot aufzutreiben. Das Brot fand ich nicht. Bei meiner Rückkehr zum Boot winkte mir Katja schon von weitem zu und zeigte auf eine in der Hafenstraße liegende Bäckerei. Ich machte kehrt. Auf dem Weg zur Bäckerei sah ich ein anderes Haus, dass offensichtlich eigenartig aussehendes Brot anbot. Ich fragte, ob es zum Verkauf bestimmt war. “Nein, das Brot ist alt”, entgegnete man mir. Und warum liegt es dann so verkaufsfreudig auf dem Tresen? Ich mußte also zurück zur Straße, um mein Glück weiter zu versuchen. Der Eingang zu diesem Haus lag etwas niedriger als die Straße, es galt also drei Holzstufen emporzusteigen. Ich war noch immer mit Fieber, in Eile, nahm die Stufen nicht wirklich ernst und mein Schuh schien dreimal so breit wie die mittlere Stufe… Mein Bein verklemmte sich zwischen Stufe und Wand und ich viel rücklinks auf den Boden… Mit Glück schaffte ich es, mich sanft am Boden abzufangen. Ein Mann kam erschrocken aus dem Nachbarhaus gerannt und rief, “Que pasa?  Que pasa?” (Was ist los?) “Alles ist in Ordnung”, log ich ihn an, denn die Stufe war einfach zu klein. Zur gleichen Zeit beobachtete mich Katja vom Boot aus. Sie sah mich die Straße entlang laufen und plötzlich verschwand ich aus ihrem Blickfeld. “Augustas ist in Ohnmacht gefallen!”, dachte sie, vergaß alles um sich herum und eilte mir zu Hilfe.

Mittlerweile stand ich auf, befreite mich von Staub, ertastete meine Schrammen am rechten Bein und erreichte schließlich die Bäckerei. Es hatte sich gelohnt, ich bekam heiße Brötchen direkt aus dem Ofen und lief zurück zum Boot. Katja kam mir am Ufer aufgeregt entgegengelaufen. Ich beruhigte sie, ich bin am Leben. Nur diese verdammt schmale Stufe und meine Schuhgröße 46… Es war Zeit sich auszuruhen. Ich sehnte mich nach Iquitos…

Mittwochmorgen. Das Fieber steigt auf 39.5C. Gegen 11 Uhr verließen wir das Boot im Masusa
Hafen von Iquitos. Katja informierte Pilar über unsere Ankunft und nun dauerte es eine weitere Stunde, bis wir uns endlich gefunden hatten. Arme Pilar, die auch nicht in bester Verfassung war. Sie humpelte wegen einer Nervenentzündung im rechten Bein und das im 4. Schwangerschaftsmonat. Mit einem Motorcaro (dreirädriges Motorradtaxi) brachten wir unser Gepäck zu Pilars Haus und eilten danach sofort zum Krankenhaus. Zu diesem Zeitpunkt sah ich nahezu gar nichts mehr, hatte keinerlei Kraft meine Augen offenzuhalten, schwitzte wie die Hölle und war absolut Orientierungslos.

Hospital Iquitos. Für 3 Sol (€ 0,70) konsultierte ich einen Doktor in der Notaufnahme. Er blickte mich kurz an und sandte mich daraufhin direkt zum gota gruesa test. “Gota gruesa” bedeutet ein Abstrich meines Blutes aus Finger oder Vene, um unter dem Mikroskop Malariaparasiten ausfindig zu machen. Mein Finger wurde angestochen. Das Resultat stünde in 2,5 Stunden fest. Katja bat um die Mobiltelefonnummer der Krankenschwester. Wir fuhren zurück zum Haus. Ich brauchte Schlaf. Ein späterer Anruf im Krankenhaus und wir wußten, dass der Malariatest negative war.

Am nächsten Tag. Vielleicht hatte ich mir wirklich nur eine Erkältung eingeholt. Während wir im Internetcafe saßen, bekam ich Schüttelfrost. Wir warteten nicht lange, kehrten zum Haus zurück, nahmen ein Motorcaro und entschieden uns für den Besuch eines anderen Krankenhauses, dieses Mal das Hospital Regional. Die Konsultation des Notarztes kostete hier 7 Soles (€ 1,70). Der Doktor ordnete einen weiteren gota gruesa Test und detailliertere Blutanalysen an. Wir warteten eine Stunde. Ich hatte keine Kraft, so dass ich mich auf den Boden legte, um auszuruhen. Der Malaria Test war erneut negativ. Der Doktor diagnostizierte Dengue-Fieber.

“Keine Sorge,
” beruhigte er mich, “das Fieber wird in 5 Tagen verschwinden. Danach könnte deine Haut roten Ausschlag aufweisen. Wenn Nasen- oder Zahnfleischbluten auftritt, begib dich sofort ins Krankenhaus. Wenn nicht, dann war’s das mit der Krankheit. Dengue ist vorüber.”

Da das Fieber hoch war, schlug mir der Doktor eine Metamizolspritze vor, um das Fieber zu senken und die Schmerzen zu lindern. Welche Schmerzen? Egal, ich ließ die Spritze über mich ergehen. Letztlich fühlte ich jedoch keinen Unterschied zur Einnahme von Paracetamol…

Dieser Doktor empfahl mir zusätzlich, das  Hospital Naval (Krankenhaus der Marine) aufzusuchen, um eine kostenlose Analyse der Art des Dengue-Fiebers machen zu lassen. Das klang interessant, doch wir verschoben den Besuch lieber auf den nächsten Tag.

Freitag. Im Forschungszentrum des Hospital Naval konsultierten wir Doktor Salomon. Er erklärte uns, dass Dengue nicht die einzige Ursache für mein Fieber sein kann. Er ermahnte uns, neben einer möglichen Malaria, auch Leptospirosis in Erwägung zu ziehen. Diese Krankheit überträgt sich durch Hautkontakt mit Wasser, dass durch Raten-, Hunde- oder anderen Tierurin verunreinigt ist. Das Problem mit Leptospirosis ist, dass die Diagnose einen ganzen Monat dauert. Das hieß im Klartext, dass es, solange Dengue und Malaria nicht im Blut gefunden wird, ratsam ist, vorbeugend Antiobiotika für Leptospirosis einzunehmen. Wenn das Fortschreiten dieser Krankheit nicht rechtzeitig eingedämmt wird, beginnen dessen Parasiten nämlich mit der Zerstörung von Leber und anderen Organen.

and a bunch of them more

and a bunch of them more

Doktor Salomon sandte uns anschließend zurück zum Hospital Iquitos, wo wir mit Dr. Sihuincha, einem Spezialist für tropische Infektionskrankheiten, Rücksprache zu meinem Fall halten sollten. Nun gut. Wir bestiegen wieder einmal ein Motocaro und erreichten 10 Minuten später das Krankenhaus. Zuerst suchten wir nach Marcelina, einer Krankenschwester, die für das Hospital Naval arbeitet. Sie nahm Blutproben für die Analyse von Dengue und Leptospirosis. Wir baten zudem um einen neuen gota gruesa Test, nur für alle Fälle. Der stellte sich eine Stunde später als negativ heraus. Doktor Sihuincha verschrieb mir vorsichtshalber Doxycyclin, um die Ausbreitung von Leptospirosis in meinem Körper zu verhindern. Zusätzlich ordnete er einen detaillierten Blut-, Urin- und Stuhltest an.

Freitagnachmittag. Ich fühle mich mit jeder Stunde besser. Die Temperatur fällt unter die 38C Linie. Sollte das nicht das Ende des Dengue-Fiebers sein, das allmählich abfällt und am fünften Tag verschwindet?

Samstag morgen lieferten wir die notwendigen Muster (Urin, Stuhl, Blut) im Krankenhaus ab. Die Temperatur blieb stabil um die 37,5C. Wir verbrachten ein bis zwei weitere Stunden im Stadtzentrum. Plötzlich stieg das Fieber wieder an. Unser elektronisches Fieberthermometer zeigte 38,2C. Ich nahm Paracetamol und wir fuhren schnurstracks nach Hause. Ein Uhr nachmittags. Erneutes Messen… 39,4C – eine weitere Paracetamol. Nach 2 Stunden scheint alles in Butter – 37,7C. Ich bitte Katja, unseren Biomagnetismus Doktor Yolanda in Ecuador anzurufen. Sie hatte versprochen, uns auf Distanz zu heilen, wann immer wir entlang des Weges erkranken würden. Katja erreichte Yolanda, die versprach, am gleichen Abend eine Behandlung durchzuführen. Mittlerweile stieg die Temperatur erneut an. Es wurde langsam lästig. Am Abend rief Katja wieder Yolanda an. Sie hatte Dengue-Fieber und Malaria p. vivax gefunden, die sie bereits mittels biomagnetischer Felder begonnen hat zu eliminieren bzw. beseitigen.

Sonntag. Es wäre gut gewesen, einen weiteren Malariatest zu machen. Leider fehlte mir dafür die Kraft. Irgendwie machte dieser Test ja sowieso wenig Sinn. Wenn ich wirklich Malaria p. vivax habe, würde ich es eh behandeln. Katja hatte nämlich Dr. Sihuincha angerufen, der die Ausstellung eines Rezeptes durch den amtierenden Notarzt angeordnet hatte, damit ich umgehend mit der Behandlung der Malaria p. vivax (die Yolanda fand und er vermutete) beginnen konnte. Ich bin noch immer im Bett, während Katja alles in die Wege geleitet und die Medizin besorgt hat.

Wir wußten bis dato nicht, das Biomagnetismus auch Malaria heilen kann. Yolanda führte bereits die zweite Fernbehandlung durch, in der sie meinen Körper von allen Parasiten befreite. Wahrscheinlich war dies einer der Gründe, warum ich mich Sonntagnachmittag so gut fühlte. Trotz alledem begann ich nach Katjas Rückkehr mit der Einnahme der Antimalariatabletten, um den Akt der Parasitenzerstörung mit 4 Chloroquintabletten in Gang zu setzen. Die Kombination von verschiedenen Behandlungen ließ mich ausgesprochen frisch und glücklich am Abend fühlen. In der Nacht fiel die Temperatur auf normal ab.

Montag. Was für ein wunderschöner Morgen! Mein Zustand war besser als je zuvor. Ich hätte locker den Zuckerbäcker für Katja spielen und ihr den ganzen Tag Torten vorsetzen können. Ich begann Witze zu machen und innige Freundschaft mit meinem Retter – Katja – zu schließen. Leider wendete sich das Blatt erneut. Das Fieber stieg allmählich wieder an. Während Katja in Ecuador anrief, kam ich mir vor wie in der Sauna. Heiß, heiß, heiß… Ich nehme also eine Paracetamol, worauf Schwitzausbrüche folgen. Es muß etwas geschehen, so geht es ja nicht weiter. Yolanda meint, dass sie weder einen Virus noch Parasiten in meinem Körper finden kann. Wir vermuten, dass die Einnahme von Doxycycline zweimal am Tag die korrekte Diagnose mit den biomagnetischen Feldern beeinträchtigt.

Am Nachmittag folgt eine weitere Fieberwelle. Wir erinnern uns an eine Amerikanerin, die wir in Pantoja am Rio Napo kennengelernt haben. Sie war dabei, an einem Malariaprojekt in Iquitos zu arbeiten. Wie konnten wir sie nur finden? Wie war ihr Name? Glücklicherweise hatten wir die Email-Adresse eines anderen Mädels, die mit Eva zusammen gereist war. Nach einer schnellen Kommunikation über Email brachte uns Eva, die Malariawissenschaftlerin, mit den Verantwortlichen des Malariaprojektes in Iquitos in Kontakt. Sie erwähnte zudem unseren Dr. Sihuincha, dem wir in dieser Angelegenheit vertrauen könnten.

Viele Leute waren alarmiert. Ich folgte deren Rat, mich zum Labor des San Juan Krankenhauses zu begeben, um einen weiteren gota gruesa Test, gemeinsam mit einer komplizierteren Analyse für Malaria, genannt PCR, zu machen.

Montagabend. Mit 39C Fieber und Katja an meiner Seite traten wir die Reise zum San Juan Krankenhaus an. Der Weg war lang, denn dieses Krankenhaus liegt am anderen Ende der Stadt, in der Nähe des Flughafens. Nach der Blutentnahme bat uns der Laborarzt eine Stunde zu warten, bis die ersten Resultate bekannt wären. Ich schwitzte auf der Bank des Labors vor mich hin und Katja schaute sich derweil nach Keksen und Brot um, denn keiner von uns Beiden hatte an diesem Tag wirklich etwas zwischen die Zähne bekommen.

Das Resultat ist positive. Das Anzeichen von Malaria p. falciparum ist sehr sehr schwach, aber positive. Endlich! Die Labormitarbeiter informierten Dr. Sihuincha über Mobiltelefon. Wir mußten zurück zum Hospital Iquitos, wo Dr. Sihuincha in der Notaufnahme auf uns warten würde, um die andere Malariabehandlung einzuleiten. Die Zeiger der Uhr standen auf 19 Uhr. Was für ein Tag… Noch immer mit hohem Fieber ließen wir uns in einem Motorcaro zum Hospital Iquitos bringen und waren dabei schneller als Dr. Sihuincha. In der Notaufnahme trafen wir auf den Doktor aus dem Hospital Regional, der einige Tage zuvor Dengue diagnostiziert hatte.

Dr. Sihuincha traf ein und verschrieb Artesunato und Mefloquin für die Behandlung der Malaria p. falciparum. Eine Tablette Artesunato zur Soforteinnahme, die folgenden zwei Tage eine Kombination von einer Tablette Artesunato und 3 Tabletten Mefloquin. Das sollte das Ende meiner Schwierigkeiten bedeuten… Die erste, magische Artesunato Tablette spülte das Fieber komplett hinunter und ich begann mich ein wenig besser zu fühlen.

Die andere Seite der Pillen. Die folgenden drei
Nächte litt ich an Schlaflosigkeit. Immer wenn ich einschlief, träumte ich sonderbare Sachen. Es waren eine Reihe von Kurzfilmen.

Der erste Teil der Kurzfilmserie begann mit dem Gota Gruesa Horror. Es gab Millionen von Doktoren, die nur darauf warteten, eine Blutprobe von meinem Finger zu nehmen und weitere GOTA GRUESA tests zu machen. Gota gruesa gota gruesa gota gruesa… Es reichte! Ich wachte auf.

Im nächsten Teil der Träume sah ich Katja an einem Basketballspiel teilnehmen. Ich konnte nicht mitmachen, da ich Malaria hatte. Ich war krank. Plötzlich tauchten ein paar Litauer auf und ich entschied, sie zu deren Dorf zu begleiten. Ich saß bereits im Zug, als ich realisierte, daß weder ich weiß, wohin ich unterwegs bin, noch Katja wissen würde, wo sie mich finden kann. Ich ging schnell zurück nach Hause und fand heraus, dass die Überflutung der Straßen begonnen hatte…

In einer anderen Episode jagten zwei Frauen mit Stöckelschuhen an einer Bushaltestelle Menschen durch die Gegend und traten sie in deren Allerwertesten. Irgend etwas kam mir eigenartig an ihnen vor. Da! Sie fingen eine weitere Person… Aha! Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Es waren Taschendiebe!

Die fürchterlichste Geschichte handelte von einer bläulichen Frau, die ein totes Kind zur Welt brachte. Das Babie ähnelte eher einem Alien als einem Menschen. Die Kreatur hatte einen Kopf, der zum Ende hin schmaler wurde und eine lange Nase… Die Frau schrie wie am Spieß… Vielleicht war es ja ein toter Malariaparasit?

In diesem Rythmus durch die ganze Nacht. Und tagsüber kam ich mir vor wie im Film. Meine Orientierung und Koordination folgten weit hinter mir. Wichtig war es, mich langsam zu bewegen, damit ich meine Koordination mit meinem Körper synchronisieren konnte. Straßen waren eine fast unüberwindbare Herausforderung für mich. Ohne mich an Katjas Hand festzukrallen, konnte ich kaum aus dem Haus laufen. In Klartext versetzten mich die Pillen kostenlos in einen betrunkenen Zustand.

Heute, würde ich sagen, ist alles vorbei. Ich kann wieder lesen, schreiben, ich laufe allein, doch mit dem Deutsch reden ist es immer noch schwierig…

Übrigens, es gab einen Grund, warum ich von überfluteteten Straßen geträumt habe. Mittwochnacht fegte ein kräftiger Storm über Iquitos. Die Gegend, in der wir leben, wurde komplett überflutet. Das Wasser stieg so sehr, dass es in niedrig liegende Häuser eindrang. Welch Glück, dass unser Haus teilweise über Zementboden verfügte, der höher als der Erdboden lag. Wir bekamen daher nur ein paar Wellen von den mittlerweile Flußstraßen ab, besonders dann, wenn sich Motorcaros durch die Flüsse kämpften.

Unsere Nachbarn waren da ein wenig schlechter dran, denn all ihr Boden bestand aus purer Erde und lag auch noch tiefer als die Straße. Als wir bereits zu Bett gegangen waren, konnten wir durch die dünnen Wände noch immer hören, wie Wasser aus dem Haus geschöpft wurde, was den Erdboden schlammig und naß bis zum nächsten Tag hinterließ.

flooding through heavy rain in Iquitos supposedly our bathroom

scary, if water enters your house in this way IMG_9609

Das soll es wu diesem Thema gewesen sein. Um es zusammenzufassen: Ich bin am Leben! Nur stecken wir hier in der Mitte des Dschungels fest, da Iquitos nur zu Wasser (3 Tage im Boot) oder Luft verlassen werden kann. Wie auch immer, wir werden noch eine weitere Woche hier bleiben, da ich am 7. März eine erneute Blutprobe für das Dengueprojekt im Krankenhaus abgeben muß.

Kommentare

  1. tex says:

    cooler reise/kranken bericht.
    ich hoffe alles ist wieder i.o.
    ein feedback ueber die aktuelle situation waere wuenschenswert!

    tex