Mennonites – ein Treffen mit Menschen aus einem vergangenen Jahrhundert (Februar, 4-5)

Februar 14, 2006  
Themen: Mexiko

followtheroad.com

Hallo,

wie bereits angkündigt, kommen hier nun unsere Erfahrungen mit den Mennonites, einer religiösen Gemeinschaft, die wie Jahrhunderte zuvor gekleidet sind und teilweise auch noch so leben.

Wir machen uns heut wieder auf die Socken, da wir hier in Palenque einfach keinen Kontakt mit den Einwohnern herstellen können. Wir haben hier die meiste Zeit die Stadt erkundet, essen gekauft und unsere Erlebnisse aufgeschrieben.

Ich habe keinen Zeifel daran. dass wenn ihr gegen Ende er Woche auf unsere Mexikokarte schaut, dass ihr Staunen werdet wo wir sind. Aber dazu spater mehr ;D

Wir wünschen euch viel Spass beim Lesen!

Alles Liebe,

Katja & Augustas
followtheroad.com

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Mennonites – ein Treffen mit Menschen aus einem vergangenen Jahrhundert  (Februar, 4-5)

Am Morgen kamen wir mit dem ersten Auto direkt vor der Ruine Kabah an. Es handelte sich um dir Ruine, die die Mayas für das Zelten vorschlugen. Hätten wir gewußt wie toll diese Ruine aussieht, hätten wir lieber dort übernachtet. Oder zumindest ich, da mich solche Bauten faszinierten. Kabah sah fantastisch aus. Ich wäre am Liebstenn gleich hineinspaziert, um mich durch die Ruinen zu schlängeln. Leider machte ein Schild am Eingang, dass einen Eintritt von 30 Pesos (3 $) auswies, diesem Traum ein jähes Ende. Gut, ich hätte hineingehen können, aber ich hätte dann schon am Morgen mein Tagesbudget ausgegeben. Ich nahm also von dieser Idee Abstand und wir setzen unsere Reise bis Hopelchén fort.

Dort angekommen sahen wir auf dem Marktplatz zwei Männer mit drei Kindern sitzen. Alle fünf hatten eine weisse Hautfarbe und weiss-blondes Haar, trugen einheitliche blaue Trägerhosen, weiss-gestreifte Hemden und einen baischen Cowboyhut. Da wir diese Tracht bereits in Merida bei einer Familie sahen, konnten wir es uns nicht verkneifen hinzugehen und zu fragen woher sie kommen. Ich fragte dann, ob sie englisch sprechen, worauf sie erwiderten “No, alemįn. (Nein, deutsch.)” Ich war aufgeregt. Deutsch? Ich versuchte mein Deutsch zu aktivieren, bis die Herren meinten “Alemįn bajo.” Ich verstand, dass sie wenig deutsch sprachen, was sich später aber als ein Fehler herausstellte. Sie sprachen einfach nur eine andere Form von deutsch. Wir sprachen also in spanisch, wurden zwecks Intention unserer Reise, Reiseziel, Reisedauer, Finanzen etc. befragt. Sehr direkt und mit großer Skepsis. Der eine Herr schien uns kaum zu glauben, wobei der Andere uns recht freundlich gesonnen war. Wir verabschiedeten uns und waren begeistert, dass wir endlich herausgefunden hatten, dass sie hier Leben, vorwiegend auf Farmen arbeiteten und ursprünglich aus Zacatecas, einer Region im Norden Mexikos kamen.

Wir gingen dann erstmal fix ins Internetcafé, wo mir ein Spruch an der Wand besonders auffiel:

“No es rico el que tiene mucho, si no el que da mucho amor.”
[Derjenige, der viel besitzt, ist nicht reich, wenn er keine Liebe zu geben hat.]

Dem stimmte ich voll und ganz zu.

Am Ende von Hopfelchén gabelte uns dann ein Möbeltransporter auf. Ich wurde ins Fahrerhäuschen eingeladen und Augustas saß mit dem Beifahrer hinten auf den Möbeln. Während der Fahrt nach Dzibalchén (25km), fragte ich den Fahrer bezüglich der “Alemįnes” aus, die wir in Hopelchén getroffen hatten. Als er dann verstand wen ich meinte, erklärte er, dass sie in Mexiko “Menonas” heißen und überall in dieser Gegend lebten. Sie wären sehr freundlich, kämen auch in die Stadt, lebten aber ihr Leben sonst recht abgeschottet von den Mexikanern. Die Frauen und Mädchen der Menonas seien – entgegen den männlichen Menonas- kaum im Dorf zu sehen, sie scheinen vom mexikanischen Leben abgeschirmt zu werden.

Was mich auch brennend interessierte waren die essbaren Pflanzen und Früchte in Mexiko. Wir haben zwar schon die berühmte Chaya gesehen und probiert, aber das ist ja bei weitem nicht alles. Bei unserem Fahrer war ich damit an der richtigen Adresse. Er erklärte mir z.B., dass es zwei verschiedene Arten von Chaya gibt und dass nur die Berg-Chaya die wahre Chaya ist. Chaya ist übrigens ein Baum, dessen Form wie die kanadische Flagge aussieht, grün ist und sich in unvorstellbar vielfältiger Form verwenden lässt. Zudem ist sie ungeheuer reich an Vitaminen und Mineralstoffen und wird auch als Heilpflanze eingesetzt. Ich wusste auch nicht, dass täglich ein halbes Glas frisch gemachter Zwiebelsaft Asthma beseitigt. Neben diesen, nannte mir der Fahrer viele andere schmackhafte, reichhaltige und medizinisch wertvolle Pflanzenarten. Leider weiss ich bis heute nicht wie sie aussehen, aber ich bleibe dran. Der Fahrer erzählte mir so viele gute Eigenschaften dieser Pflanzen und Früchte, dass ich nur so darauf brenne, alles auszuprobieren. Und das gute daran ist, man kann sie einfach so in der Natur finden! Pflücken, waschen und fertig – es wird wirklich Zeit, dass ich mich diese Naturprodukte lehren lasse 😉

In Dzibalchén angekommen, bestand Augustas darauf, uns auf die Suche nach den Menonas zu begeben. Auch er hatte sich mit seinem Kumpanen über die Menonas verständigt und wollte sie nun unbedingt ausfindig machen. Ich war erst ein wenig zaghaft, was mit dem Gespräch in Hopelchén zusammenhing. Schließlich war ich es ja noch immer, die sich um die gesamte Kommunikation kümmern musste und ich wollte nicht noch einmal so ausgefragt werden. Dann aber stimmte ich in dem Plan zu.

Da es bereits spät war, wollten wir erstmal einen Schlafplatz finden. Nach ausgiebigen Gesprächen mit den Einwohnern des Dorfes, wurde uns dann das Fussballfeld vorgeschlagen, das ab spätestens 6 Uhr abends menschenleer ist. Wir gingen also Richtung Fussballfeld, statt aber weiterzugehen, machten wir schon an der nächsten Kreuzung halt. Wir wussten mittlerweile, dass diese Strasse zu den Menonas führt, allerdings zum Laufen mit ihren 7-8km zu weit war. Da es Samstag war und die Menonas, die tagsüber in die Stadt eingekehrt waren gegen 7-8 Uhr wieder nach Hause fuhren, noch dazu Sonntags keiner ins Dorf kommen würde, da es ein Ruhetag war, konnten wir die Chance die Menonas noch an jenem Tage zu treffen nicht an uns vorbeiziehen lassen. Wir setzten uns also an die Kreuzung, um bei Erscheinen der Menonas direkten Kontakt miteinander aufnehmen zu können.

Irgendwie war uns aber mulmig zumute bei diesem Gedanken. Vielleicht weil die Menonas wirklich abgeschotten und wie in einer vergangenen Zeit lebten. Wir fühlten uns einem Zeitsprung nahe und nicht nur das, wir befürchteten auch, dass wir bei den Menonas nicht willkommen sein würden, eben weil sie offensichtlich seit Jahrhunderten versuchen, ihren Lebensstil und ihre Lebensfilosofie nicht zu ändern. Als dann plötzlich ein Traktor mit Anhänger einem Mann und drei Kindern, die alle eindeutig zu den Menonas gehörten, an uns vorbeirollte, stand ich zwar auf, wusste aber vor bis zum Hals pochendem Herz nicht was ich sagen sollte. Sie zogen also an mir vorbei, ohne dass ich auch nur einen Mucks von mir gab. Hinterhergerollt kam gleich noch ein anderer Traktor, bei dem ich es zumindest schaffte meinen Arm zum Grusse zu erheben. Allerdings versagte ich dabei auch kläglich. Was die Situation wohl so schwierig machte, war nicht nur der noch nicht vorhandene Mut, den ich zusammennehmen musste, um die Menonas anzusprechen, sondern die Tatsache, dass wir nicht genau an der Kreuzung gesessen hatten und ich, um einen verbalen, nicht schreienden Kontakt herzustellen bis an die Kreuzung hätte rennen müssen. Wie hätte das wohl ausgesehen, wenn ich auf die Menonas zugestürmt wäre und gefragt hätte, ob wir uns mal anschauen dürften wie sie leben? Mh?

Sie zogen also an uns vorbei und noch immer war kein Kontakt zustandegekommen. Um unsere Strategie zu verbessern, ließen wir uns nun direkt an der Kreuzung nieder. Wir diskutierten intensiv darüber, wie ich die Menonas ansprechen sollte, dass ich nicht aufgeregt sein dürfe, was ich sagen solle und was nicht. Ich stand dann einfach auf und versuchte das Gespräch schon einmal vorzubereiten. Für mich war es leichter aus dem Stand heraus jemanden anzusprechen, als bei Auftauchen eines Menonas von meinem Rucksack aufzuspringen und noch dazu zu reden. Das war schon im stehendem Zustand kaum möglich, aber beim Aufspringen würde es wohl das gleiche Ende nehmen wie zuvor. Ich atmete also tief ein und aus, versuchte mich zu entspannen, zu lächeln und mir das Gespräch zu verinnerlichen. Und plötzlich bog ein Menonas um die Ecke, zu Fuss unterwegs und mit einer herrlichen Gelassenheit. Ich nahm also eine aufrechte, aber doch zurückhaltende Stellung ein und atmete noch einige Male ruhig ein und aus. Als der Menonas näher kam, fing das Herz dann trotzdem wieder an wie wild zu pochen, aber diesmal begegnete ich diesem inneren Aufruhr mit der direkten Kontaktaufnahme. Ich fühlte mich wie in der Universität, wenn bei einer wichtigen Präsentation jedes Wort ruhig und klar an das Auditorium weitergegeben werden muss. Und es funktionierte! Ich erklärte dem Menonas, dass wir an diesem Tage bereits einige “von ihm” in Hopelchén gesehen und mit ihnen gesprochen hatten. Da ich Deutsche bin, interessierte mich brennend, warum es hier in Mexiko auch Menschen gibt, die sich “Alemįnes” (Deutsche) nennen. Wir wollten sie gern näher kennenlernen, wie sie leben, was sie arbeiten, wie sie sprechen, einfach weil sie ja auch irgendwie Teil der deutschen Geschichte sind. Wir wollten sie andererseits mit unserer Neugier nicht belästigen. All dies erzählte ich auch dem Menonas, worauf er nur entgegnete, “Natürlich könnt ihr uns kennenlernen. Die Menschen sind zwar nicht so recht an Gäste gewöhnt, ihr seid aber herzlich willkommen.” Wir strahlten wie zwei Mondkuchen, aber doch eher innerlich. Nach außen versuchten wir es mit einem verhaltenem Lächeln. Wir wollten den Menonas, der sich als Jacob vorstellte, ja nicht mit unserem Gegrinse unsicher machen. Sehr zaghaft und auf Fragen wartend setzten wir das Gespräch also fort. Dabei erwähnte ich auch, dass Augustas aus Litauen sei, was Jacob aber eher stirnrunzelnd aufnahm.

Er lud uns dann ein, auf der gegenüberliegenden Strassenseite gemeinsam auf einen Bekannten zu warten, der uns bis nach Nueva Trinidad, die Gemeinde von den Menonas mitnimmt. Jacob erklärte, dass er sonst immer selbst mit dem Traktor zur Stadt und zurück fährt, dieses Mal hatte er aber vorher mit anderen Menonas telefoniert und herausgefunden, dass er mitgenommen werden kann. Wir warteten also zusammen, tauschten uns über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der deutschen Sprache der er mächtig war und der Meinigen aus. Es gab viele Gemeinsamkeiten und mein Interesse mehr zu erfahren stieg mit jeder Sekunde. Irgendwann fuhr ein anderer Menonas Richtung Dorf an uns vorbei und Jacob erklärte uns, dass dieser Herr erst vor Kurzem seine Frau verloren hatte. Sie ist an Alkoholismus gestorben, unter der auch dieser Herr litt. Wir sprachen daher über Alkoholprobleme in der meinigen Gesellschaft und landeten im Gespräch alsbald bei seinem Haus. Jacob hatte durch den Hurrikan im Oktober 2005 den Großteil seiner Bohnenernte verloren und konnte deswegen sein Haus noch nicht fertig bauen. Er meinte, dass jedes Jahr etwas unheilvolles über der Familie hereinbrach und deswegen das Haus bis heute nicht fertiggestellt ist. Er sicherte uns aber zu, dass wir problemlos bei ihm unterkommen können. Jacob fragte, ob es in Deutschland auch dunkelhaarige Menschen mit kaffeebraunen Augen gibt. Ich bestätigte das und er freute sich darüber, denn bei den Menonas galt er als Exot. Normalerweise hätten sie blonde Haare und blaue Augen.

Nach circa einer halben Stunde hielt ein Traktor für uns an. Leider konnte er nur eine Person mitnehmen und da Jacob nach Hause musste, fuhr er eben als erster mit. Er meinte noch, dass wir uns dann später in Nueva Trinidad sehen würden. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht seinen Namen wussten, er aber schon weg war als uns das bewußt wurde, sahen wir wenig Aussicht, in Nueva Trinidad eine Bleibe zu finden, also ein Stück Gras fürs Zelt. Trotzdem verhaarten wir weiterhin an der Kreuzung und irgendwann, als es schon began dunkel zu werden, kam dann ein großer Pick-Up mit Dach auf uns zugebraust. Wir waren etwas verdutzt, hatten wir doch erfahren, dass die Menonas keine Autos hätten und nur per Traktor unterwegs waren. Wir hielten dennoch schnell unseren Daumen heraus und bedeuteten dem Fahrer anzuhalten. Das tat er auch und ich began zu erklären, was geschehen war und das wir in Nueva Trinidad willkommen gehießen wurden. Ich sprach in spanisch, ging ich doch davon aus, dass die Herren spanisch sprechen können. Der Fahrer, Peter, unterbrach mich dann aber bald und meinte, er verstehe besser englisch. Jetzt war ich so durcheinander, dass ich mit holpernden Worten versuchte, die Situation in englisch zu beschreiben. Letztlich stimmte er zu, uns bis nach Nueva Trinidad zu bringen. Auf dem Weg dahin sprach Peter darüber, dass das Leben in Nueva Trinidad auch neu für ihn sein. Er kommt ursprünglich aus Ontario, Kanada, und ist erst seit zwei Monaten hier. Peter meinte, er besuche nur einen Teil seiner Familie hier und half die Felder seines Vaters zu bestellen, der vorhatte von Kanada zurück nach Mexiko zu ziehen. Dazu pflanzten sie Wassermelonen und Chilli an, was bei guter Ernte ein sicheres Einkommen in Mexiko bedeuten und den Umzug garantieren würde. Wir erfuhren, dass die sogenannten Menonas in englisch “MENNONITES” (sprich: Mennoneits) heißen. Peter war ein Mennonite, schien für uns aber völlig anders als die Mennonites, die wir zuvor kennengelernt und gesehen hatten.

Als wir in Nueva Trinidad ankamen, half uns Peter einen Zeltplatz für die Nacht zu finden. Dazu holte er vorher die Erlaubnis seines Onkels ein und wir konnten alsbald unser Zelt hinter deren Haus aufstellen. Beim Zeltbau, wie bereits beim Aussteigen aus dem Wagen, beobachteten wir die Mädchen im Haus, die sich gerade ihre Haare herrichteten.

Wir hatten gerade aufgebaut, da kam Peter mit seiner Tante Helene zu uns hinaus. Helene war gerade erst nach Hause gekommen, hatte von uns gehört und schlug uns besonders wegen der lästigen Ameisen vor, für die Nacht ins Haus umzuziehen. Wir packten also alles wieder zusammen und wurden dann ins Haus geführt. Vom Korridor gingen vier Eingänge ab die statt Türen Vorhänge hatten, welche nur bis zu den Knien und nicht ganz bis auf den Boden reichten. Unser Zimmer enthielt ein grosses Bett, dass noch schnell von Helene hergerichtet wurde. Dazu brachte sie zwei Kissen und eine Kuscheldecke. Das Fenster hatte selbstgenähte Vorhänge, die denen an der Tür glichen, nur entsprechend kürzer waren. Das Zimmer war ausserdem mit einer Kommode, einem Tisch, einem Mini-Sofa (für Kinder) und zwei Stühlen ausgestattet. Der Boden war gefließt und alles blitzte als würde keiner darin leben. Das Zimmer erschien uns etwas karg, aber wir freuten uns, dass wir drinnen schlafen konnten und damit endlich das Leben der Mennonites unmittelbar erleben konnten ;D

Wir wurden kurz darauf zum Abendbrot gebeten. Wir gingen dazu ins gegenüberliegende Haus, dass aus einem großen Essraum, einer kleinen Küche, einem Badezimmer, einem Vorratsraum und einem Schlafzimmer bestand. Als wir hereintraten, sass Peter bereits auf einen der vier Plastikstühle, die an der Eingangstür standen. Wir setzten uns hinzu und redeten noch ein wenig mit ihm, während Helena noch dabei war den Tisch zu decken. Ihre beiden Töchter, die ca. 13 und 17 Jahre alt waren, kümmerten sich um die Zubereitung des Essens in der Küche. Wann auch immer sie an der Tür vorbei mussten, schauten sie uns neugierig an, sagten aber keinen Ton. Dann kam der Herr des Hauses, Herr Neufeld, in den Essraum. Wir stellten uns vor und er setzte sich kurz darauf auf einen Stuhl ca. 3 m entfernt von uns. Wir sprachen auf spanisch und ich erklärte ihm, warum wir nach Nueva Trinidad gekommen waren. Es war ein stockendes Gespräch, aber nett. Als wir dann alle an den Tisch gebeten wurden, warteten wir darauf, dass Herr Neufeld uns die Plätze zuwies. Diesr Prozess des Wartens bis der Hausherr uns die Plätze zuwieß, war bei jedem Essen der Gleiche. Wir sassen dann zusammen mit Peter auf einer Bank und auf der anderen Seite des Tisches sassen Herr Neufeld und seine Frau Helene. Die beiden Töchter in der Küche wurden nicht an den Tisch gebeten (was auch in der Tradition verankert scheint), beobachteten uns aber weiterhin mit neugierigen Blicken und versuchten jedes Wort zu verstehen. Auf dem Tisch standen Eierkuchen mit Bananen, Brötchen und Marmelade. Ausserdem gab es Wasser und Kaffee zu trinken. Bevor wir allerdings mit dem Essen begannen, falteten Herr Neufeld, Helena und Peter ihre Hände für ein Gebet. Obwohl wir nicht religiös sind, taten wir das aus Respekt auch und senkten unsere Blicke. Wir warteten bis sich alle drei wieder rührten und kamen dann erst aus unserer Betposition heraus. Da die Eierkuchen mit Milch zubereitet waren, konnte ich nicht am Verzehr dieser lecker riechenden Speise teilhaben. Aber immerhin gab es selbstgebackene Brötchen mit Marmelade, die ich auch schon ewig nicht mehr gegessen hatte. Es war ein Schmaus, vor allem weil wir während des Tages ausser trockener Tortillas, die nicht sehr schmackhaft sind, nichts weiter gegessen hatten.

Herr Neufeld stellte so einige Fragen, unter anderem ob es in Deutschland auch Messen in der Kirche gäbe. Ich antwortete mit “JA”, wobei mir klar war, dass Herr Neufeld nun annahm, dass ich katholisch sei. Noch dazu fragte Herr Neufeld, ob die Bibel in Deutschland den gleichen Inhalt hätte wie die ihrige. Ich meinte darauf nur, “Ich denke schon. Wer sollte denn den Inhalt der Bibel ändern?” Ojeh! Ich befürchtete, dass noch weitere solcher Fragen kommen würden, die am Ende dazu geführt hätten, dass wir als Atheisten in dieser so stark religiös geprägten Gemeinschaft bloßgestellt worden wären. Ob das gut oder schlecht gewesen wäre wussten wir nicht, aber es bereitete uns einige Kopfzerbrechen. Zum Abschluss des Abendessens beteten wir wieder und überliessen dann das Abräumen des Tisches den beiden Töchtern.

Wir wurden anschließend direkt vom Esszimmer zum Schlafzimmer der Neufelds gebracht. Dort wurden wir auf die zwei schönsten Stühle zitiert, die direkt gegenüber dem Eingang des Zimmers an der Wand in einer Reihe standen. Neben uns stand ein Tisch, auf dem die Bibel lag. Herr Neufeld nahm auf einem an der Wand lehnenden Stuhl schräg gegenüber von uns Platz. Helene rückte sich einen Stuhl zu uns heran, wobei ich nun zwischen Augustas und Helene saß. Direkt neben dem Zimmereingang stand ein weiterer Stuhl, auf dem Peter Platz nahm. Ansonsten war auch dieses Zimmer sehr karg eingerichtet und nicht viel von dem Unseren zu unterscheiden. Mir schlug das Herz nun wieder bis zum Hals, da sich meine Befürchtung, dass wir uns aus dem Deckmantel einer Religion begeben mussten, der wir nicht angehörten, zu bewahrheiten schien. Noch in Gedanken versunken, schlug Herr Neufeld auch schon die Bibel auf. Ich dachte schon, jetzt ist es aus, da ich wohl einen Psalm auswählen sollte, der besonders auf den heutigen Tag passte. In diesem Moment übergab mir Herr Neufeld die geöffnete Bibel und fragte, ob sie in deutsch geschrieben wäre. Ich bejahte das, obwohl die Bibel in altdeutscher Schrift verfasst war. Ich dankte in diesem Moment meiner wundervollen Mutter, die mir als Kind das Lesen der altdeutschen Schrift beigebracht hatte! Danke Mutti!!! Somit konnte ich fast problemlos die aufgeschlagenen Seiten vorlesen und das Gespräch wendete sich dahin, dass wir über die Unterschiede unserer Aussprache diskutierten. Immerhin sprachen wir ja alle deutsch, nur dass die Mennonites eine Art Nieder- und nicht Hochdeutsch sprachen. Später laß Herr Neufeld den gleichen Text in seiner Sprache vor und ich war erstaunt, dass ich eigentlich nichts davon verstand.

Kurz danach zeigte sich dann unsere Müdigkeit deutlich und wir wurden gen Schlafzimmer entlassen. Obwohl wir gern noch eine Dusche genommen hätten, ich dies auch so äußerte, Herr Neufeld mich aber falsch verstanden hatte, gingen wir Dreckspatze dann schmutzig und mit stinkenden Füßen zu Bett. Um das weisse Laken nicht am Morgen mit Schmutzspuren vorzufinden, zogen wir dann einfach frische Socken über unsere Füße und schliefen daraufhin etwas unruhig ein. Es war schließlich ein sehr aufregender Tag gewesen, den wir erstmal verdauen mussten.

Am nächsten Morgen gab es dann die ersehnte, eiskalte! Dusche und Brötchen mit Marmelade zum Frühstück. Wir beteten wieder zweimal und dann ging es auf nach Hopfelchén, um den Vater und Cousin von Peter abzuholen. Die waren nämlich in der Nacht in Cancun angekommen und von da aus über Merida mit dem Bus bis nach Hopelchén gereist.

Wir fuhren zuvor noch durch einige Ländereien, um etwas mehr von dem Leben der Mennonites zu sehen. Die Mennonites in Nueva Trinidad leben hauptsächlich von der Farmarbeit. Die Häuser sind mit grossem Abstand zur nächsten Familie angelegt und grenzen meist unmittelbar an die zu bestellenden Felder. In dieser Region wurden vorwiegend Mais, Chilli, Tomaten, Wassermelonen und Bohnen angebaut. Wir fuhren auch an der Kirche vorbei, wo sich für uns ein Spektakel besonderer Klasse bot. Der ganze Fuhrpark vor der Kirche bestand einzig und allein aus etlichen, jahrhundertealten Pferdewagengespannen. Es ist eine Tradition, dass man Sonntags mit dem Pferdewagen vor der Kirche vorfährt oder zu Fuss kommt. Leider sahen wir keine Menschenseele, da alle in der Kirche für die Messe versammelt waren.

In Hopelchén angekommen, trafen wir bald auf Isaak, den Bruder von Helene und Vater von Peter, sowie Jonas, Peters Cousin. Die beiden kamen frisch aus Kanada an, wo sie lebten. Isaak ist in Mexiko aufgewachsen und pflanzt deswegen Wassermelonen und Chilli in Nueva Trinidad an, damit er mitsamt seiner Familie wieder zurückkehren kann. Isaak und Jonas waren wie Peter recht locker in ihrer Art, doch anfangs noch etwas zurückhaltend. Als wir dann besser ins Gespräch kamen und Isaak die Fahrerrolle übernahm, wandelte sich die Atmosphäre dieser anderen Welt, die wir den Tag zuvor mit den Mennonites in Nueva Trinidad erlebt hatten, ein wenig hin zu der Welt, die wir kennen. Dadurch konnten wir uns ein wenig entspannen und sahen das Leben der Mennonites von einer anderen Perspektive. Uns wurde klar, dass die Mennonites nicht überall ihr Leben abgeschottet von der heutigen Zivilisation leben. Auch lernten wir Helene besser kennen, die total unternehmungslustig und unkompliziert war. Trotz das sie die übliche, traditionelle Kleidung, ein dunkelfarbiges Kleid und dunkles Kopftuch, trug, wirkte sie ansonsten sehr weltoffen. Wir fuhren dann noch ein wenig in Hopelchén herum, weil Helene meinte, wir müssten etwas essen, da wir erst spät zu Hause sein würden. Wir lehnten das ab, da wir ihnen keine Umstände machen wollten, sie bestand aber darauf etwas zu essen zu suchen. Da die Restaurants gegen 11Uhr noch geschlossen waren, liefen wir dann irgendwann einen überdachten Marktplatz an. Da Helene sich Sorgen machte, was sie uns zu Essen anbieten könnte, gingen Augustas und ich zum Obst- und Gemüsehändler. Ich hatte nämlich gestanden, dass ich weder Fleisch, Hühnchen, Fisch noch Milchprodukte esse. Da wusste Helene nicht mehr weiter. Im Obst- und Gemüseladen angekommen, vereinbarten Augustas und ich, dass wir an jenem Tage für die Familie etwas kochen würden. Das wollten wir einerseits, um uns etwas dankbar zu zeigen, andererseits um ihnen ein Mahl aufzutischen, was wir so gewöhnlich essen. Wir eröffneten diese Absicht dann, als wir zurück am Auto waren und blickten in hellauf begeisterte Gesichter.

Auf dem Rückweg nach Nueva Trinidad fuhren wir diesmal auf den Feldern von Isaak vorbei. Wir sahen dabei, wie aus einem halben Dschungel Nutzflächen gezaubert werden, wie Melonen- und Chillipflanzen aussahen und das es in jenem Bezirk eine spezielle Erlaubnis für Pick-Ups gab. Die standen nämlich bei fast allen Häusern dieses Bezirkes draussen vor der Tür. An sich ist das ja nichts ungewöhnliches, wenn man aber die Welt der Mennonites in Nueva Trinidad gesehen hat und weiss, dass ausser Traktoren keine Fahrzeuge erlaubt sind, ist das schon aufregend.

Die Pflanzen von Isaak wuchsen prächtig und er erklärte uns, dass diese in zwei bis drei Monaten erntereif wären. Wir konnten das uns kaum vorstellen, da ja gerade mal Mini-Ansätze von Früchten zu sehen waren. Gerade bei den Wassermelonen, die hier locker sechs Kilo auf die Wage bringen, war es irgendwie unvorstellbar.

Zurück bei Neufelds im Haus, gab es dann etwas Schnelles zu Essen. Der Tisch war reich gedeckt mit Hähnchenkeulen, Sahne-Kartoffeln, Brötchen, Tortillas, Salat und Tomaten. Wir beteten alle gemeinsam, was aber diesmal deutlich kürzer ausfiel als zuvor mit den Neufelds allein. Helene war mal wieder um mich besorgt, was sie mir denn Essbares anbieten könnte. Ich hatte schon eine Idee, was ich mit den für mich in Frage kommenden Speisen machen konnte und fragte daraufhin nach Salz und Pfeffer. Helene fing sofort an zu flitzen und brachte auch noch Mayonnaise mit. Ich machte mir dann Brötchen mit Salat, Tomaten, Mayonnaise, Pfeffer und Salz und fand es einfach köstlich! Später ersetzte ich das Brötchen durch Tortilla, was auch schmeckte, aber an den Geschmack des Brötchens einfach nicht heranreichte.

Nach dem Essen gingen Augustas und ich ein wenig an die frische Luft. Da Isaak draussen am Auto stand, fragte Augustas ihn ob wir am kommenden Tag mit ihm Richtung Dzibalchén mitfahren könnten, um unsere Reise fortzusetzen. Er stimmte zu und bald entwickelte sich ein reges Gespräch mit ihm. Wir konnten endlich all unsere Fragen loswerden, die Isaak mit einer Engelsgeduld und einer gesunden Kritikfähigkeit beantwortete.

Die Mennonites, die wir kennenlernten, hatten ihren Ursprung in Chihuahua und Zacatecas, zwei Staaten im Norden Mexicos. Isaak ist vor vielen Jahren, als er nur zwei Kinder hatte, mit seiner Frau nach Kanada gegangen. Mittlerweile hat er vierzehn Kinder, von denen das Jüngste gerade zwei Jahre alt ist. Isaak selbst ist gerade mal 41 Jahre alt, was bezüglich der Nachwuchsrate wirklich eine Leistung ist. Da die Mennonites aber sehr religiös aufwachsen, eine Religion die am Christentum orientiert ist, und Gott sie lehrt “fruchtbar” zu sein, ist eine Anzahl von 14 Kindern keine Seltenheit. Isaak meinte, dass er vielleicht etwas dumm war, dieser Regel zu folgen, aber andererseits fand er es wiederum auch gut. Nur das er halt nicht wie wir einfach so herumreisen konnte, dass machte ihm zu schaffen. Die Kinder gehen nur 6 Jahre (meist) in die gemeindeeigene Schule. Zumindest ist das in Nueva Trinidad so. In Kanada dagegen besuchen Isaaks Kinder die normale staatliche Schule, sind also in das Leben dort besser integriert. Auch gehen sie länger zur Schule und lernen mehr als die Mennonites in Nueva Trinidad. Den Nachteil in einer derartig kurzen Schulzeit sah Isaak darin, dass die Erwachsenen meist keine Bücher lesen würden, kaum schreiben könnten und besonders Schwierigkeiten beim Ausfüllen von Formularen, z.B. wenn jemand nach Kanada zieht, haben. Andererseits vertritt er die Einstellung, dass es besser ist einfach gestrickte Leute zu haben, die sich für die Farmarbeit nicht zu schade sind. Sobald die Kinder einen höheren Schulabschluss haben und vielleicht sogar studieren, empfinden sie die Farmarbeit als minderwertig. Isaak, obwohl er den traditionsreichen Regeln der Gemeinde bei einer erfolgreichen Ernte und einem baldigen Umzug nach Nueva Trinidad folgen müsste, war ein recht moderner Mann. Das konnte man auch an seinem Gürtel sehen, der von Calvin Klein war. Trotz dieser modernen Kleidung hätte Isaak keine Probleme in die blauen Trägerhosen und weiss-gestreiften Shirts zu wechseln. Auch müsste er seinen Pick-Up verkaufen, da er sonst nicht die Erlaubnis erhalten würde, in der Gemeinde ein Haus zu bauen. Mittlerweile beginnen die Mennonites in Nueva Trinidad aber, Neuheiten in ihren Haushalt Einzug zu gewähren. Natürlich muss so etwas immer mit dem Pastor und den Gemeindevorstehern besprochen werden. Wenn die Erlaubnis erteilt wird, kann wie bei den Neufelds ein moderner Gasherd, eine Waschmaschine, ein Kühlschrank und sogar eine Mikrowelle ihren Platz finden. Übrigens finden die Mennonites Fernsehen faszinierend, aber es ist halt nicht erlaubt. Sollte jemand gegen diese Regel verstoßen muss er damit rechnen, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden, was einen Umzug gleichkam. Radios hatten die Mennonites auch nicht und Zeitung laßen sie aus dem Grund nicht, da sie Schwierigkeiten beim Lesen haben. Was Isaak noch immer ärgerte war, dass er als Kind Sehprobleme hatte, aber keiner mit ihm zum Optiker ging. Das scheint also auch sehr unüblich zu sein. Später, als Isaak dann seine Fahrerlaubnis in Kanada machen wollte, wurde ein Sehtest verlangt, der erforderte, dass Isaak eine Brille trug. Das tat er aber nur kurze Zeit, da er sich einfach nicht an dieses Nasengestell gewöhnen konnte. Irgendwann ließ er dann mittels Laser seine Augen korrigieren und konnte von da an – bis heute – problemlos sehen. Der Preis für diese OP lag bei 3.500 $, was seiner Meinung nach besser war, als alle Jahre wieder 500 $ für eine neue Brille auszugeben.

Die Sprache der Mennonites ist stark an das heutige Niederländisch angelehnt. Isaak bestätigte das, da er in Kanada des Öfteren auf Niederländer traf.

Irgendwann kam dann auch die Tochter von Helene mit ihrer ganzen Familie vorbei. Wir sahen sie schon von Weitem, die Tochter im gleichen Kleid und mit Kopftuch wie Helene, die drei grösseren Jungs mit den typisch blauen Trägerhosen, weiss-gestreiften Shirts und Cowboyhüten und das Mädchen mit einem rötllichen Kleid. Übrigens sind alle Kleider, die von den Erwachsenen und Kinder immer einheitlich genäht. Die Falten werden gleich gelegt, die gleichen Knöpfe verwendet und selbst auf der Trägerhose prangte ein kleines weisses Schild, was ein früher existierendes Logo ersetzte. Die Kleidung des Mannes war an die von Isaak angelehnt und der Kleinste der Familie fügte sich auch nicht in die Reihe der Einheitskleidung ein, da er noch nicht laufen konnte. Der Kinderwagen des Jüngsten war ein sehr moderner Kindersportwagen. Ich wunderte mich darüber ein wenig, als uns David, der Mann von Helenes Tochter, später aber erzählte, dass sie gerade erst aus Kanada zurückkämen, ging mir ein Licht auf.

Als wir uns dann draussen niederliessen, verspeiste die ganze Familie genüsslich schmatzend Sonnenblumenkerne. Die waren noch nicht geschält und obwohl die Mennonites sonst alles – im und vor dem Haus – 1A in Ordnung halten, spuckten sie beim Essen der Sonnenblumenkerne die Schalen auf der ganzen Veranda herum. Später wurde dann alles einfach weggekehrt. Dabei musste Susi, dass einzige Mädchen der fünf Kinder, mit Besen und Schaufel hantieren. Sie brachte alles ohne zu Murren und half sauber zu machen. Susi war 5 Jahre alt und kümmerte sich auch viel um den Jüngsten. Wann immer der Kleine die Veranda krabbelnd erkundete und nahe dran war ins Grass herunterzufallen, nahm sie ihn an beiden Armen hoch und lief mit ihm überall herum. Sie war eine richtige Frohnatur, wie eigentlich alle Kinder von David.

Wir sprachen so lange miteinander, dass es bereits 16:30 Uhr war und wir uns langsam ans Kochen machen mussten. Zum ersten Mal in der Küche mussten wir feststellen, dass es weder einen Wasserhahn, noch ein Abwaschbecken gab. Es wurde also mit Schüsseln und Töpfen hantiert, um das Gemüse zu waschen, schneiden und letztlich auf dem Herd gar werden zu lassen. In einem Topf kochten wir Reis mit Erdnüssen und Salz, in einem anderen Möhren, Chayote, Oregano und Kartoffeln, und in der Pfanne bereiteten wir eine Mischung aus Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Pfeffer, Salz und Salsa Casera zu. Das alles reicherten wir noch mit einer kleingeschnittenen Apfelsine an und schütteten alles zusammen in einen Topf. Dann würzten wir noch ein wenig mit Salz, Pfeffer, Basilikum und Petersilie nach und fertig war das Mahl. Hatten wir zuvor gedacht, dass dieses Mahl nicht einmal für 5 Leute ausreichend wäre, stellte sich heraus, dass es selbst für 15 Personen reichte und am Morgen zum Frühstück sogar noch zwei volle Schüsseln da waren. Es war eine neue Erfahrung für die Mennonites und sie genossen es. Isaak und David aßen dazu jeder noch eine ganze Chillischote. Danach kochten die Beiden innerlich auf 200°C. Sie zogen die Luft ein, als würden sie eine zu heiße Suppe essen und hatten purpurrote Gesichter. Ich glaube so nach 3 Stunden ging es ihnen dann wieder besser. Soviel zu der Stärke, die hier in Chillischoten zum Tragen kommt.

Wir sassen dann noch bis spät in die Nacht draussen und redeten über alles mögliche. David erzählte uns zwei Streiche, die er seiner Frau gespielt hatte. Einmal bat ihm seine Frau den Boden zu wischen, worauf er meinte, dass er dass nicht machen kann, weil er dazu einen Wischmob für Linkshänder benötigte. Ansonsten würde er den Boden nicht richtig sauber machen können. Seine Frau übernahm die Arbeit also selbst, da sie nicht wusste, wo sie einen Wischmob für Linkshänder herbekommen sollte. Als sie dann fertig war meinte er, “ich hätte das ebensogut mit diesem Wischmob gemacht; es gibt nämlich gar keinen Wischmob für Linkshänder”. Der andere war, dass er und seine Frau mit dem Auto im Nebel unterwegs waren und er sie bat auf der Landkarte nachzuschauen, wie lange der Nebel noch anhalten würde. Sie schaute in die Karte, stutzte und fragte “was soll ich gleich nochmal nachschauen?”. Er wiederholte sich, worauf seine Frau kurze Zeit später meinte “aber wie bitte schön kann ich das in der Landkarte finden?” Wir konnten uns vor Lachen kaum halten. Als seine Frau dann meinte, es wäre an der Zeit solche Anekdoten auch über ihn zu erzählen, wurde David ganz ruhig und versuchte vom Thema abzulenken ;D

Wir verabschiedeten uns irgendwann und versprachen, am nächsten Morgen, bevor wir weiterziehen, noch bei David vorbeizukommen. Er wollte uns sein Haus zeigen, dass er allein mit Hilfe des Sohnes von Jacob (den wir zu Beginn unseres Mennonite Abenteuers trafen) baute. Am Morgen stand Davids gesamte Familie wieder vor dem Haus und noch vor dem Frühstück wurden die verschiedensten Sachen erledigt. Wir fuhren dann mit Isaak, Peter und Jonas zu Davids Haus, waren erstaunt über die Bauweise und bewunderten, wie schnell der Hausbau hier voranschritt. Das lag vor allem daran, dass sie nicht einzelne Ziegel übereinandersetzten, sondern mit Hilfe von eisernen Formen, Stahl und Zement die Wände formten. Augustas fand noch heraus, dass Jacobs Sohn für seine Arbeit so um die 15-20$(Pesos) pro Tag verdient.

Zurück bei der Familie machten wir noch ein Foto, diesmal auch mit der Frau von Jakob (s.o.) und zogen dann unserer Wege.

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