40 Grad Fieber und Herzensguete (September 22 – October 4)

April 28, 2007  
Themen: Guatemala

Was fuer ein komisches Gefuehl in Guatemala Stadt anzukommen. Waehrend es fuer uns mittlerweile das Normalste der Welt war, auf einem Pick-Up draussen transportiert zu werden, standen wir ploetzlich als Einzige dieser Art im Stau vor den Toren der Stadt. Wir fuehlten uns etwas unwohl dabei, da uns die Fahrer anderer Autos oft fassungslos anschauten. Ueberall sahen wir Stadtautos. Ich versuchte mir vorzustellen, dort unsere Rucksaecke einzuladen, aber irgendwie kamen mir diese Autos mittlerweile viel zu klein dafuer vor. Der Schein truegte natuerlich, aber das war es, was ich empfand.

In Guatemala Stadt angekommen, vereinbarten wir einen Treffpunkt mit unserem www.HospitalityClub.org Mitglied Juan Carlos. Zuvor versuchten wir etwa Essbares zu finden, was nicht ganz einfach war. Zuerst landeten wir in einem Nobelschoppingcenter, wo es alles aber nichts zu Essen gab. Ein ganzes Stueck die Strasse weiter hinauf fanden wir dann endlich einen Supermarkt und deckten uns mit allerlei Leckerei ein. Wir speisten in einem etwas normaleren Shoppingcenter, bis die Zeit des Treffens endlich da war.

Juan Carlos holte uns gemeinsam mit einer Freundin ab, einer Franzoesin, die auch mal hier mal dort in der Weltgeschichte unterwegs ist. Wir erfuhren auch gleich das sie der Grund war, warum wir ploetzlich nicht mehr 2-3 Tage bleiben konnten, sondern schon am naechsten Tag zu einem anderen Mitglied umziehen mussten.

Juan Carlos und seine Ehefrau Maria Jose leben zusammen mit ihren zwei Kindern in einer gemuetlichen und geraeumigen Eigentumswohnung, hoch ueber den Daechern der Stadt. Juan Carlos verdient seinen Lebensunterhalt mit internationalem Handel und Maria Jose studiert, glaube ich, Paedagogik. Wir wurden im Gaestezimmer untergebracht, waehrend die franzoesische Freundin fuer die Nacht ins Kinderzimmer zog.

Den naechsten Abend wechselten wir zu Christian, einem Freund von Juan Carlos, der auch www.HospitalityClub.org Mitglied ist. Er lebt allein in einer gemuetlichen 1-Zimmerwohnung, gleich neben dem Haus seiner Gross- und seiner Eltern. Das Haus war hinter einem staehlernem Zaun versteckt, der nach oben hin mit einer zusaetzlichen Vorrichtung vorm Darueberklettern gesichert war. “Ganz schoen eingesperrt”, dachte ich. Besonders war, dass, um zu Christian’s Haus zu gelangen, ein Wachposten mit Schranke passiert werden musste. Der machte Gesichtskontrolle und wen er nicht kannte, oder an wen er sich zum wiederholten Male nicht erinnerte, befragte er kritisch nach seinem Anliegen das Gebiet zu betreten. Fuer dieses Wohngebiet war es der einzige Eingang. Da das Gebiet viele Strassen umfasste, wurden an anderen Stellen die Strassen mittels eines 3 Meter hohen Zauns abgesperrt. Christian erklaerte uns, dass es in Guatemala an der Tagesordnung sei beraubt oder bedroht zu werden. Um allen Eventualitaeten vorzubeugen, kapselt sich der Buerger ein und versteckt sich hinter besonderen Sicherheitsvorkehrungen.

Was uns in Guatemala bereits aufgefallen war, kam bei unserem Besuch in der Hauptstadt erst richtig zum Vorschein: an jedem kleinen Laden, Apotheke, Parkplatz etc. gab es einen Wachmann, der in voller Kampfmontur gekleidet mit einer meist ueberdimensionalen Waffe, platziert vor seiner Brust, dastand. Zudem gab es Vergitterungen und vieles, was man kaufen wollte, musste durch die Gitterstaebe gereicht werden.

Auch Christian besass bereits im Alter von 18 Jahren seine eigene Firma. Dafuer musste er fruehzeitig aufstehen und kam erst spaet am Abend wieder heim. Da wir keinen Schluessel zu seiner Wohnung hatten, hiess das fuer uns auch frueh aufstehen und warten bis er Arbeitsschluss hat, um wieder eintreten zu koennen.

Das wurde besonders dann schwierig, als ich den zweiten Tag unseres Aufenthaltes krank wurde. Wir liefen den ganzen Tag durch die Stadt, zuvor von seinem Haus bis zum Zentrum, kreuz und quer durch dieses, und klapperten Maerkte wie auch verschiedene Laeden ab. Zudem besuchte ich am Morgen einen Osteopaten, der meinen Ruecken wieder gerade bog. Der stellte fest, dass meine linke Schulterplatte aus den Fugen geraten war und richtete den Schaden wieder. Zu den ohnehin von der Behandlung bestehenden Rueckenschmerzen, kam auch noch ein fieberartiger Koerperschmerz hinzu. Ich fuehlte mich Elend. Alles tat mir weh und so richtig Kraft zum Laufen hatte ich gegen Nachmittag auch nicht mehr. Hinzu kam dringender Durchfall. Da wir vereinbart hatten mit ihm nach Hause zu fahren, warteten wir in der Naehe seiner Arbeit in einem Shoppingcenter auf ihn. Ich legte mich horizontal auf eine der Sitzbaenke und hoffte innigst, dass die Zeit endlich umging. Zum Zeitpunkt unseres Treffens erschien Christian aber nicht. Telefonisch konnten wir ihn auch nicht erreichen. Wir wechselten also in das Gebaeude, wo er im Keller sein Auto geparkt hatte. Die Stunden vergingen und statt 18 Uhr ging es auf 21 Uhr zu. Wir befestigten vorsichtshalber auch eine Nachricht an seinem Auto, damit er nicht ohne uns davonbrauste. Denn in dem Zustand, in dem ich mich gerade befand, waere ich nicht zu Fuss zurueckgelaufen.

Endlich kam er und wir machten uns “nach Hause” auf. Dort kam das Fieberthermometer zum Einsatz und zeigte zu meinem Erschrecken 39.9 Grad an. Ich packte mich gleich ins Bett und fror ein wenig vor mich hin. Ich stand nur auf, wenn der Durchfall seinen Weg nach draussen suchte. Augustas kuehlte mir die Stirn, was eine Wohltat war. Fiebersenkende Mittelchen wollte ich keinesfalls nehmen, da ich – so unglaublich es klingt – ausgesprochen gluecklich ueber das Fieber war. Ich hatte schon seit Jahren keine solch positive Reaktion meines Koerpers mehr gesehen. Die Mutter von Christian kam und nahm meinen Zustand genauer unter die Lupe. Sie wusste viel ueber Medizin und wollte mir helfen. Da ich aber keine Chemie einwerfen wollte, gab sie mir Tips wie Stirn kuehlen, viel Trinken, spaerlich zudecken und – wenn das alles nichts hilft – in ein lauwarmes, ja fast kaltes Bad zu steigen. Sollte das Fieber dennoch nicht sinken, waere es angeraten eine fiebersenkende Medizin zu nehmen. Sie legte mir vorsichtshalber zwei Tabletten bereit und erklaerte, dass diese eigentlich fuer Kinder bestimmt waren. Das Fieber senkte sich kein Stueckchen und da mir Augustas, neben dem Bett wachend, bereits einschlief, entschied ich eine der Tabletten zu nehmen. Das Bad haette mir sicher auch geholfen, ich war aber so schwach, fror und mein ganzer Koerper schmerzte, dass ich dazu einfach nicht in der Lage war. Am Morgen fuehlte ich mich besser, doch der Durchfall hielt an. Mir wurde auch klar, dass es sich hier wohl um einen Rueckschlag handeln musste, denn bereits einige Wochen zuvor hatte ich mir ein paar Parasiten eingefangen. Die behandelte ich seitdem mit Nogal negro (Schwarzer Walnuss), Kapseln auf natuerlicher Basis, die erfolgreich Parasiten bekaempfen sollten. Da natuerliche Heilmittel viel laenger eingenommen werden muessen als chemische und viel langsamer wirken, kam es wohl zu einem erneuten Ausbruch des Durchfalls.

Da Christian zur Zeit unseres Besuches eine schwierige Phase in seinem jungen Unternehmen durchmachte, suchten wir ein neues Mitglied des www.HospitalityClub.org. Paco wohnte wie durch ein Wunder nur um die Ecke, im gleichen Wohngebiet wie Christian. Wir zogen um und Paco’s Mutter Gloria nahm sich sofort meiner an. Zusammen mit ihrer Schwiegermutter, die 5 Tage die Woche in ihrem Haus wohnt, versuchten sie mich wieder aufzupaeppeln. Mittels Gloria stolperte ich auch endlich ueber eine Heilmittel-Loesung, die aus Jacaranda, einer Baumbluete zur Behandlung von Parasiten, hergestellt war (Name: Jacamed). Drei lange Wochen hatte ich danach gesucht und mit einem Mal stand das Mittelchen vor mir.

Gloria behandelte seit Jahren ihre Familie mit natuerlicher Medizin und studierte nebenbei die Zusammenhaenge zwischen dem (katholischen) Glauben und der damit verbundenen Selbstheilung. Sie bereitete mir sogleich ein weiteres Gebraeu zu. Dazu rief sie einen guten Freund, Doktor Patrizio, an, der ihr riet, einen 3-Tage-Drunk aus Zwiebeln, Knoblauch, Radieschen, Honig und Limonen zuzubereiten. Jeden Morgen vor dem Fruehstueck sollte ich mir diesen Drunk einverleiben. Dies tat ich auch und alsbald spuelte es mir den ganzen Darm durch. Dazu hiess es Diaet essen und viel ausruhen.

Im Hause Glorias wohnten ihre zwei Soehne Paco und Alan, sowie ihre Tochter. Paco, der uns in sein Haus eingeladen hatte, war den ganzen Tag ueber unterwegs. Er arbeitete gerade an seinem ersten eigenstaendigem Projekt, was der Beginn seiner Selbststaendigkeit als Computeringenieur sein sollte. Daneben arbeitete er 8 Stunden am Tag als Angestellter fuer eine andere Firma. Wir sahen ihn kaum, was ein wenig schade war. Alan kommt nur in woechentlichen Abstaenden nach Hause, da er in einer anderen Region Guatemalas als Arzt im Praktikum war. Er studiert Medizin und moechte sich in der Kardiologie ausbilden lassen. Die Tochter ging noch ins Gymnasium und wollte Ernaehrungsberaterin werden. Gloria’s Mann Francisco war wie Paco eigentlich nie zu Hause. Er hat eine hohen Posten als Finanzberater des Staates, so dass er staendig zu Sitzungen unterwegs war. Waren diese irgendwann endlich beendet, machte er sich bis in die Nacht hinein an die Arbeit, seinen liegengebliebenen Papierkram zu erledigen. Die Schwiegermutter Glorias war wie alle aus der Familie ein herzensguter Mensch, immer besorgt um unser Wohl. Sie liess uns selten unsere Teller selbst abwaschen und half wo auch immer sie konnte. Maria, die seit 30 Jahren im Haus taetige Haushaltskraft, war bereits Bestandteil der Familie. Sie kam morgens gegen 7 Uhr ins Haus, brachte ihre suesse Tocher Dulce Maria (Suesse Maria) mit und fing an das Fruehstueck vorzubereiten. Wir bekamen was unser Herz begehrte. Jeglichen Wunsch konnten wir aeussern, er wurde uns erfuellt.

Dass in Gloria’s Haus eine derartige Herzensguete herrschte, lag nach deren Aussage besonders an dem Glauben, den sie eifrig praktizierten. Gloria und ihr Mann waren tiefkatholisch, gingen jeden Sonntag in die Kirche und studierten in ihrer Freizeit die Glaubensliteratur. Sie ermahnten uns ab und an, dass mit dem Glauben an Gott auch Heilung einhergehe und das ich das ja besonders gebrauchen konnte. Sie draengten uns nicht zu ihrem Glauben, aber sie bewiesen mit ihrer Lebenseinstellung, wie gut das Ausueben einer Religion sein kann. Gloria meinte immer wieder, “Gott hat mir soviel gegeben, ich moechte das einfach weitergeben.” Ich war geruehrt, wie sie davon sprach.

Das Gloria so tief an den Katholizismus glaubt und ihn auch studiert, hat mit einem tragischen Ereignis in ihrem Leben zu tun. Vor vielen Jahren hat sie gerade mit ihrem Mann das Auto in die Garage einparken wollen, als ploetzlich ein Auto auf das ihrige mit voller Wucht auffuhr. Gloria stand bereits ausserhalb des Autos, und wurde bei dem Zusammenprall in die Luft geschleudert und prallte einige Meter weiter mit einer enormen Wucht auf die Strasse. Ihr Gesicht und einige andere Koerperteile waren von Glasscherben zerschnitten. Ueberall hatte sie Prellungen und offene Wunden. Blutueberstroemt fanden ihre Nachbarn sie vor, die den Aufprall mitangehoert hatten. Gloria begab sich nur zur Erstuntersuchung in ein Krankenhaus. Da keine inneren Blutungen bestanden, entschied sie sich von ihren Nachbarn behandeln zu lassen, die Spezialisten in der Anwendung von natuerlichen Heilmitteln waren. Auf diesem Wege hat sie auch Dr. Patrizio kennengelernt. Mit der Pflege der Nachbarn und ihrem durch dieses Ereignis stark ausgepraegten Glauben an Gott, schaffte es Gloria innerhalb von 2 Monaten vollstaendig zu gesunden.

Gloria sorgte dafuer, dass wir Bestandteil ihrer Familie wurden. Ob Essen, Heilung oder Unterhaltung, Gloria hielt immer Ueberraschungen bereit. Sie stellte uns Patrizio vor, der sich meiner Durchfallgeschichte genauer annahm. Er machte einige eigenartige Tests mit mir, die mir noch heute unverstaendlich sind. Er liess mich z.B. etwas in der einen Hand zu halten und bat mich mit der anderen eine Verbindung zwischen Daumen und kleinem Finger herzustellen. Loeste sich die Verbindung unter seinem Ziehen an meinen Fingern problemlos, war das Mittelchen nicht gut fuer mich. Das galt auch bei Lebensmitteln und so war es zum Beispiel mit einem Marmeladenglas. Andere Tests beinhalteten das Druecken bestimmter Punkte meines Koerpers mit der einen Hand und wiederum der Zusammenhalt von kleinem Finger und Daumen der anderen. Auf diese Weise lokalisierte Patrizio Schwachstellen meines Koerpers, die er besonders im Mund vorfand. Als langjaehriger Zahnarzt erklaerte er uns seine Abneigung gegen Zahnpasta, die er als Ursache fuer viele Zahnprobleme sah. Stattdessen sprach er sich fuer Magnesiummilch (von Phillips) aus, die als Zahnpastaersatz verwendet werden sollte. Ausserdem duerfte man seinen Zaehnen nur eine sehr weiche Zahnbuerste zumuten. Er erklaerte uns weiter, wie man richtig Zaehne putzt. Ich dachte das schon gewusst zu haben, da ich einmal bei einem Zahnarzt gearbeitet habe, lernte aber noch eine neue Technik hinzu. Ich habe das mit der Magnesiummilch tatsaechlich ausprobiert. Zwei Wochen spaeter benutzte ich einmal wieder Zahnpasta und ich hatte das Gefuehl, mein Zahnfleisch aezt weg. Seitdem verwende ich nur noch Magnesiummilch, dass ich in der Apotheke problemlos kaufen kann, oder aber reines Wasser.

Patrizio trug mir auf, fuer drei Monate taeglich ein Stueck Kaktus roh zu essen. Kaktus (Nopal) wird als eine Art Gemuese in Laendern Zentralamerikas gegessen. Kaktus wuerde meinen Darm reinigen, meinte er. Hinzu sollte ich taeglich eine rohe Knoblauchzehe lutschend vertilgen. Er gab mir weitere Dinge in Kapselform, die ich fuer die naechsten Wochen regelmaessig einnehmen sollte. Auch Lactobacillus pries Patrizio sehr an. Sobald Durchfall auftauchte, sollte ich sofort 6 Kapseln Lactobacillus einnehmen. Das tat ich auch, musste aber nach geraumer Zeit feststellen, das Lactobacillus meinem Darm wegen meiner Laktoseintoleranz nicht bekommt.

Da ich einen besseren Guertel fuer meine Rucksacktrage brauchte, brachte uns Gloria zu einem weiteren Freund. Dieser besass eine Koffer- und Rucksackherstellung, was genau das Richtige fuer diese Angelegenheit war. Ich erklaerte mein Anliegen, gerne einen Guertel mit Polsterung zu haben und keine drei Tage spaeter, statt meines alten aufgemoebelten Guertels, befand ich mich im Besitz eines niegelnagelneuen Trageguertels. Mehr als ein Dankeschoen wollte der Herr dafuer nicht annehmen.

Ich war ueberwaeltigt von so viel Hilfe in den letzten Tagen. Gloria umsorgte uns wie kleine Kinder, Essen brauchten wir nicht zu kaufen, Patrizio gab uns all die Medizin kostenlos und nun auch noch dieses Prachtstueck an Guertel. Liegt es am katholischen Glauben, dass diese Menschen so hilfsbereit und freigiebig waren?

Einen Sonntag liessen wir uns dazu hinreissen Gloria’s und Francisco’s Kinder zu spielen. Die eigenen hatten andere Vorhaben und so nahmen sie uns zur Kirche mit. Das ist fuer mich immer wieder eine interessante Erfahrung, auch wenn ich mir manchmal etwas komisch bei der Teilnahme an den Prozeduren vorkomme. An einigen beteilige ich mich lieber nicht.

Danach ging es in einen Freizeitpark, in dem ein riesiges Relief von Guatemala abgebildet war. Um alles ueberschauen zu koennen, mussten wir auf einen Aussichtsturm steigen. Als wir “um Guatemala herumliefen”, konnten wir Gloria und Francisco so einige unserer Erlebnisse schildern. Vor allem wie wir von Belize nach Guatemala gekommen waren. Nun war es auch an der Zeit, uns die Bloesse zu geben und einzugestehen, dass wir keine Aufenthaltserlaubnis in Guatemala erhalten hatten. Das fuehrte letztlich dazu, dass Gloria und Francisco uns sogar vorschlugen, zu ihrem aeltesten Sohn, der ein Busunternehmen an der Grenze von Guatemala-Mexiko besitzt, zu fahren, und ihn um Hilfe beim Ausreisen aus Guatemala zu bitten.

Als wir die Landkarte ausgiebig besichtigt hatten, nahmen wir einen kleinen Imbiss von Tostadas mit Guacamole (Avocadocreme). Dann spazierten wir auf den Kindervergnuegungsgarten zu, was damit endete, dass wir alle vier in einem Mini-Zug durch den Park fuhren. Das war echt zum Totlachen, vor allem da Augustas Beine halb aus dem Wagon heraushingen.

Wir hielten uns schon eine ganze Weile in Guatemala Stadt auf und sehnten uns nach einem Ausflug zu Antiqua Guatemala, der historischen, ehemaligen Hauptstadt Guatemalas. Und wie durch ein Wunder erfuellte sich uns auch dieser Wunsch, denn Francisco musste eines Sonnabends zu einem Geschaeftstreffen nach Antiqua Guatemala. Wir schlossen uns ihm an, da er von seinem Chauffeur, der gleichzeitig sein Sicherheitsbeauftragter war, dorthin gefahren wurde. Dieser Chauffeur stand Francisco von Montag bis Samstag, von morgens bis abens, zur Verfuegung. Das gefiel Francisco anfangs gar nicht, da er aber eine sehr riskante, politisch sehr wertvolle Taetigkeit fuer Guatemala ausuebt (Aufdeckung von den grossen Steuerhinterziehern Guatemalas), akzeptierte er diesen Service zu seinem eigenen Schutz.

Antiqua Guatemala ist ein Prachtstueck an Altstadt. Ich konnte mich so richtig in die Stadt hineinfuehlen. Es war fuer mich eine Wonne, die alten Strassen und Gassen entlangzulaufen, die historischen Gebaeude und Denkmaeler zu betrachten, das frueh am Morgen beginnende Treiben in den Strassen aufwachen zu sehen und den grossen, traditionellen Souvenirmarkt zu besuchen. Auf diesem lachten uns nur so die Farben entgegen, es war ein wahrer Augenschmauss.

Wir machten in einem grossen Park Halt und dort fiel uns ein Mann besonders auf. Dieser glich einem Europaer. Er zog an uns vorueber, an jeder Hand einen Jungen, die sonst eifrig dabei sind die Schuhe von Erwachsenen blitzeblank zu putzen. Sie nahmen auf einer Parkbank Platz und innerhalb von 30 Minuten hatten sich weitere vier Schuhputzer-Jungen hinzugesellt. Dann ging er mit der Gruppe Kinder zu einem anderen Platz im Park und fing an mit ihnen zu spielen. Die Kinder schienen seinen Geschichten zu lauschen und vergassen ueber die kindgerechte Beschaeftigung mit dem alten Mann ihre Arbeit. Diese Szene beruehrte mich aus tiefsten Herzen.

Im Anschluss wurden wir vom Chaffeur abgeholt und der brachte uns zu einem bezauberndem Hotel, in dem Francisco die Sitzung hatte. Da das Treffen noch andauerte, durften wir durch das Hotel schleichen. Es handelte sich eigentlich um eine Ruine, die irgendwann in ein Hotel umfunktioniert wurde. Das geschah allerdings so vorsichtig, dass viele Details der Ruine bzw. des ehemaligen Palastes erhalten blieben und man sich teils in eine andere Zeit versetzt vorkam wenn man die Korridore entlangschritt.

Der Tag der Abreise nahte, was die Familie traurig stimmte. Sie hatten sich so an uns gewoehnt, dass wir ihnen fehlen wuerden. Zum Abschied fand dann auch ein kleiner Geschenkeabend statt, an dem wir kostbare Andenken von Gloria, ihrer Familie und ihrer Haushaltshilfe Maria erhielten. Auch wir bereiteten kleine Geschenke vor, um uns fuer all die uneingeschraenkte und bedingungslose Hilfe, die Herzensguete und die Liebe zu bedanken, die uns in diesem Hause zuteil geworden waren.

Am naechsten Morgen ging es dann wirklich los und welch Glueck hatten wir, dass wir von Franciscos Chauffeur 70km weit aus der Stadt gefahren wurden und so problemlos per Anhalter weiterziehen konnten.

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